Krebserregender Stoff in alter Sonnencreme?

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Ich habe gelesen, dass alte Sonnencreme einen krebserzeugenden Stoff enthält. Muss ich jetzt jede Saison neue Creme kaufen und die alte Flasche wegwerfen? Gibt es auch Cremes, die unbedenklich sind und die ich länger verwenden kann?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Suchen Sie auf dem Etikett, das Stichwort „Ingredients“. Wenn in der folgenden Inhaltsstoffliste „Octocrylene“ aufgelistet ist, sollten Sie ältere Sonnencreme vorsorglich nicht weiter verwenden.
  • Mineralische UV-Filter wie „Titanium dioxide“ oder „Zinc Oxide“ sind in der Regel länger stabil als organisch-chemische Filter. In zertifizierter Naturkosmetik sind ausschließlich diese UV-Filter erlaubt.
  • Nicht nur in Sonnencremes, auch in vielen Anti-Aging-Cremes sind UV-Filter enthalten.
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Ob Sie Ihre alte Sonnencreme weiterverwenden können, hängt in diesem Fall von den enthaltenen UV-Filtern ab. Hinter dem Stichwort "Ingredients" müssen auf der Verpackung die Inhaltsstoffe der Sonnencreme einzeln aufgeführt werden. Wenn Sie dort die Bezeichnung "Octocrylene" finden, raten wir vorsorglich, diese Creme nicht mehr zu verwenden.

Der in der EU zugelassene UV-Filter Octocrylen wird nicht nur einigen konventionellen Sonnencremes sondern auch in manchen Tagescremes, vor allem Anti-Aging-Cremes, zugesetzt. Französische und amerikanische Forscher fanden heraus, dass sich dieser Lichtschutzfilter im Laufe der Zeit in den Cremes zu Benzophenon umwandelt. Auch der untersuchte Kosmetik-Rohstoff Octocrylen enthielt bereits Benzophenon Verunreinigungen. In den 16 untersuchten Octocrylen-haltigen Cremes von Marken wie Garnier, L'Oréal, LaRoche-Posay, Bioderma und Cosmia war bereits vor dem simulierten Alterungsprozess Benzophenon messbar. Nach dem simulierten Alterungsprozess, der ein Jahr widerspiegeln soll, waren die Benzophenon-Konzentrationen in Sonnenschutzmitteln und Tagescremes deutlich angestiegen. Das CVUA (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt) Karlsruhe untersuchte ebenfalls Sonnenschutzprodukte mit dem UV-Filter Octocrylen und wies in einigen Produkten sehr hohe Benzophenon-Konzentration nach.

  • Benzophenon kann allergische Hautreaktionen auslösen und über die Haut aufgenommen werden. Es wurde von der International "Agency for Research on Cancer (IARC)" als vermutlich krebserzeugend beim Menschen eingestuft, weil es in Tierversuchen unter anderem Leberkrebs erzeugte. Diese Substanz kann vermutlich aufgrund ihrer hormonähnlichen Wirkung die Schilddrüse und Fortpflanzungsorgane schädigen.

 

Bisher waren sechs Prozent des verwandten Stoffes Benzophenon-3 als UV-Filter in Sonnenschutzmitteln zulässig. Nach einer Neubewertung durch das EU-Komitee für Verbrauchersicherheit (SCCS) dürfen in Produkten für Gesicht und Lippen auch weiterhin sechs Prozent Benzophenon enthalten sein. In Sprays und Produkten für den ganzen Körper sind allerdings jetzt nur noch 2,2 Prozent erlaubt. In allen anderen Mitteln sind es maximal 0,5 Prozent. Bis Juli 2023 konnten Produkte nach der alten Regelung noch verkauft werden.

Wenn Sie Sonnencreme anwenden müssen, weil andere Schutzmaßnahmen wie hautbedeckende Kleidung  nicht möglich sind, raten wir, Sonnencreme mit Naturkosmetiksiegeln wie NATRUE oder BDIH/COSMOS zu verwenden. In diesen Produkten sind ausschließlich mineralische Filter wie Titanium dioxide (INCI-Bezeichnung für Titandioxid) oder Zinc Oxide (INCI-Bezeichnung für Zinkoxid) erlaubt. Diese sind chemisch stabil, sodass Sie die Sonnencreme weiterverwenden können, solange diese nicht verändert riecht oder ihre Konsistenz verändert hat. Wenn Sie absichtlich hergestellte Nanopartikel vermeiden möchten, achten Sie darauf dass in der Inhaltsstoffliste das Wort "Nano" nicht auftaucht, also dort z.B. nur Titanium dioxide steht und nicht Titanium Dioxide nano. Hier finden Sie weitere Informationen zu Sonnenschutz. Titandioxid wird als Lebensmittelzusatzstoff voraussichtlich 2022 EU weit verboten, weil es bei Verschlucken in Tierversuchen Entzündungen im Darm auslösen und vermutlich sogar das Erbgut schädigen kann. In Sonnencremes wird das Weißpigment ummantelt eingesetzt und anders als Lebensmittelzusatzstoffe nicht vom Körper aufgenommen. Vorsorglich sollte nicht auf den Lippen und nicht als Spray eingesetzt werden.

 

Quellen

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