Das Haus weiterbauen
Ist Ihnen Ihr Haus nach dem Auszug der Kinder zu groß und zu aufwändig in der Pflege geworden? Falls Sie dennoch dableiben möchten, haben Sie zwei Möglichkeiten: Sie bleiben dauerhaft für sich in Ihrem vertrauten Zuhause und bewohnen eine größere Fläche. Oder Sie entscheiden sich wieder für mehr Leben im Haus und teilen sich auch die Verantwortung und finanziellen Belastungen mit anderen. Vielleicht lassen sich ja 2 oder sogar mehr Wohneinheiten aus Ihrer Immobilie machen, so dass Sie Ihren eigenen Wohnraum zwar verkleinern, den Rest aber nicht ungenutzt lassen.
Auch andere Szenarien sind denkbar, beispielsweise, dass sich Ihre Familienverhältnisse ändern und Sie nun eine Patchworkfamilie sind. Auch in diesem Fall müssen Sie sich in ihren Wohnbedürfnissen neu miteinander arrangieren. Oder sollen die Großeltern ins Haus mit einziehen oder das Au-Pair? Dann sind mehrere private Wohnbereiche oder sogar eigenständige Wohneinheiten gefragt. So oder so – Ihr Bedarf an Wohnraum wandelt sich im Lauf der Zeit, weil sich die Zahl der Mitbewohner und deren Bedürfnisse verändern oder auch, weil sich technische und ökologische Standards weiterentwickeln.
In neuen Lebensabschnitten stellen sich auch die Anforderungen an Ihr Haus immer wieder neu. Deshalb müssen Sie Ihre Immobilie ja nicht gleich abreißen und neu bauen. Vielmehr können Sie Ihr Haus in den meisten Fällen nach dem Prinzip des Weiterbauens nachhaltig an neue Nutzungen anpassen. Durchs Um- und Anbauen, Dach- oder Kellerausbau, Aufstocken oder Einbauten können Sie so ein qualitativ wertvolles Bestandsgebäude erhalten und zukunftsfit gestalten.

Durch einen Anbau und -aufbau können Sie zusätzlich Platz gewinnen. Foto: VZ NRW
Wenn Ihnen das Treppensteigen zu lästig wird, können Sie künftig vielleicht nur das Erdgeschoss bewohnen. Dann können Sie die obere Etage vermieten. Oder Sie möchten Ihr Schlafzimmer im zweiten Stock behalten und lieber einen Treppenlift einbauen. Je nachdem, ob sich das Haus besser horizontal oder vertikal teilen lässt, und dies statisch und raumtechnisch passt, eröffnen sich unterschiedliche Optionen.

Bei der Wahl des Aufzugs kommt es auch auf die Breite an. Foto: Lifton GmbH
Welche dieser Überlegungen realistisch sind, ist wesentlich abhängig vom Haustyp und der Lage des Treppenhauses im Inneren. Bei einem Reihenhaus haben Sie meist eingeschränktere Möglichkeiten als bei einem Reihenendhaus oder einer Doppelhaushälfte. Die größten Optionen bietet naturgemäß ein freistehendes Haus. Wie das Treppenhaus liegt und gebaut ist, entscheidet darüber, wie gut sich Ihr Haus teilen lässt und ob der Zugang zu den oberen Etagen separat vom Erdgeschoss und vielleicht sogar barrierefrei erreichbar ist.
Das Haus nur selbst bewohnen
Wollen Sie Ihr Haus weiterhin dauerhaft nur selbst bewohnen, müssen Sie naturgemäß nicht so viel verändern wie bei einer Teilung. Folgende Aspekte sind aber in jedem Fall bedenkenswert:
Die früher traditionelle Aufteilung in Küche, Ess- und Wohnzimmer passt heute nicht mehr in jedem Fall. Wollen Sie stattdessen lieber einen großen, offenen Bereich schaffen, in dem alle zusammenkommen und gemeinschaftliche Aktivitäten stattfinden können, müssen Sie eventuell neue Leitungen und Anschlüsse legen lassen und die Lüftungsmöglichkeiten neu bedenken.
Größere Zimmer gewinnen Sie im Altbau, indem Sie beispielsweise mehrere kleine Räume oder auch Nischen miteinander verbinden. Wenn Sie nicht tragende Wände abreißen, können Sie leerstehende Räume dem bislang vielleicht eher kleinen Wohnraum zuordnen oder diesen durch einen großzügigen Essbereich erweitern. Selbst die Garderobe oder der ungenutzte Dachstuhl lassen sich als Wohnraum umfunktionieren. Grundsätzlich können Sie auch zwei kleine Wohnungen miteinander verbinden.
Eine weitere Möglichkeit ist, ein Zimmer zu verkleinern, um für ein anderes mehr Platz zu gewinnen. So können Sie das Bad zulasten des Schlafzimmers vergrößern. Mehr Bewegungsfläche im Bad ist in jedem Fall sinnvoll. Sie gewinnen mehr Bewegungsfläche und Komfort und im Bedarfsfall können Sie sich mit dem Rollator frei bewegen. Oder eine zweite Person kann leichter Hilfestellung geben.
Möchten Sie dagegen einen größeren Raum in zwei kleinere umgestalten, reicht es, eine Trennwand einzuziehen. Das setzt jedoch voraus, dass Sie dann beide neu geschaffenen Räume über Fenster belichten und belüften können. Diese Trockenbauarbeiten können geschickte Heimwerker in Eigenregie umsetzen. Auf diese Weise lassen sich vergleichsweise schnell ein zusätzliches Zimmer oder ein kleiner Rückzugsort schaffen.
Und auch die Treppe sollten Sie in punkto Barrierefreiheit genau unter die Lupe nehmen:
- Ist die Treppe gut und sicher begehbar?
- Lässt sich ein zweiter Handlauf montieren?
- Gibt es Platz, um für die oberen Etagen einen Treppenlift oder einen Aufzug einzubauen?
Das Haus teilen
In Studentenzeiten sind Wohngemeinschaften nicht ungewöhnlich. Warum nicht auch im Alter? Je nachdem, in welche und wie viele Wohneinheiten sich Ihr Haus aufteilen lässt, können Sie zusätzliche Mitbewohnerinnen und Mitbewohner aufnehmen. Dabei können Sie je nach Bedarf entscheiden, ob die neuen Mitbewohner einfach Miete zahlen oder ob Ihnen jemand gegen einen Mietnachlass bei der Haus- und Gartenpflege zur Hand gehen soll. Falls Sie auch jüngere Menschen um sich haben möchten, können Sie ein Mehrgenerationenhaus errichten. Oder Sie halten Wohnraum für eine Pflegekraft vor.
Denken Sie also daran Ihr Haus zukünftig zu teilen, sollten Sie folgende Fragen prüfen:
- Ist die Lage der Treppe im Haus so, dass sich die Wohnflächen vertikal oder horizontal in eigenständige Wohneinheiten teilen lassen?
- Lässt sich bei einer horizontalen Teilung im Obergeschoss ein Zugang durch eine außenliegende neue Treppe oder einen Außenaufzug einrichten?
- Ist bei einer vertikalen Teilung im Erdgeschoss ein weiterer Zugang von außen möglich?
Weiterhin ist wichtig:
Haben Sie einen ungenutzten Dachboden? Vielleicht können Sie ihn ja so ausbauen, dass er sich auch aus energetischer Sicht sinnvoll nutzen lässt. Mit Dachflächenfenstern oder großzügigen Dachgauben und einer Dachterrasse lässt sich aus dem Dachraum eine komfortable eigene Wohneinheit gestalten. Steht das Haus an einem Hang, können Sie prüfen, ob sich im Keller qualitativ hochwertige Zimmer einrichten und zu einer Souterrainwohnung umbauen lassen. Hier müssen Sie unbedingt sicherstellen, dass sich kein Schimmel durch aufstauendes oder drückendes Wasser von außen oder durch schlechte Lüftungsmöglichkeiten bilden kann.

Auch durch eine Dachaufstockung lässt sich mehr Wohnraum schaffen, wie diese beiden Fotos vor und nach dem Umbau zeigen. Fotos: Gerhard Weiß/VZ NRW

Bei diesem Beispiel wurde ein altes Schrägdach abgerissen und stattdessen eine weitere Etage mit Flachdach daraufgesetzt. Mit so einem Umbau lässt sich – eine Baugenehmigung vorausgesetzt – weiterer zusätzlicher Wohnraum gewinnen. Das neue Dach kann ohne Aufwand zum Gründach werden – und so einen Beitrag zum Hitzeschutz leisten. Ob jemand die neue Wohnung eigenständig nutzen kann, hängt wiederum davon ab, ob Sie einen eigenen Zugang über eine außenliegende neue Treppe oder von innen über einen getrennten Eingang schaffen können.

Ein Fertigmodul oder ein Tiny-House können ebenfalls eine Lösung sein, um mehr Wohnraum zu gewinnen. Foto: SchwörerHaus
Möchten Sie die Wohnfläche über einen Anbau erweitern, können Sie – abhängig davon, ob dies baurechtlich zulässig ist – verschiedene Lösungen wählen. Je nachdem, wie teuer und aufwändig die Ausführung sein darf, können Sie Ihren Wohnraum individuell erweitern, einen Einzelraum als kleines Fertigmodul anfügen oder auch ein fertiges Modulhaus im Garten aufstellen.