Das Wichtigste in Kürze:
- Was kosten 20 Grundnahrungsmittel in verschiedenen Filialen von 4 großen Einzelhändlern in NRW?
- In einem Marktcheck vergleichen wir die Preise über einen längeren Zeitraum.
- Beim ersten Testkauf haben wir festgestellt, dass Sonnenblumenöl und Butter in einem Discounter am teuersten waren.
Bereits seit Sommer 2021 steigen die Nahrungsmittelpreise besonders stark an. Im März 2023 waren sie 22,3 Prozent höher als im Vergleich zum März 2022. Unser Marktcheck zeigt, dass sich Preisvergleiche jetzt besonders lohnen.
Preis-Check von 20 Lebensmitteln
Wir vergleichen die Preise von 20 Grundnahrungsmitteln in NRW: Wirsing, Lauch, Möhren, Äpfel, Bananen, Kartoffeln, Weizentoastbrot, frische Weizenbrötchen, Weizenmehl Typ 405, Spaghetti, Parboiled Reis, frische Milch, Joghurt, Gouda, Eier, Hackfleisch, Hühnerbrust, Kidneybohnen, Sonnenblumenöl und Butter. Das erste Mal erfasst haben wir die Preise am 21. März 2023 in verschiedenen Filialen von 4 Supermarkt- und Discounterketten in NRW. Im Sommer werden wir die Preiserfassungen wiederholen.
So groß sind die Preisunterschiede
Bei 15 der 20 verglichenen Lebensmittelpreise gab es Unterschiede von mehr als 100 Prozent. So kostete ein Kilogramm Weizenmehl Typ 405 im Angebot 0,55 Euro pro Kilo, das teuerste Mehl hingegen 1,89 Euro pro Kilo. Die Preisspanne liegt damit bei 244 Prozent. Die geringste Preisspanne gab es bei Lauch mit 37,7 Prozent, die größte bei Parboiled Reis mit 400 Prozent. Bei Butter reichten die Preise von 5,96 bis 13,96 Euro je Kilogramm.
Der insgesamt teuerste Einkauf am 21. März kostete 62,93 Euro. Wer gezielt einkauft und auf die Grundpreisangabe achtet, kann den Preis fast halbieren. Mit etwas Aufwand war in verschiedenen Märkten und Städten eine maximale Ersparnis von 30,95 Euro möglich.
Sind Eigenmarken immer günstiger als Markenprodukte?
Ja. Eigenmarken waren in allen Einkaufsstätten günstiger als vergleichbare Markenprodukte. In verschiedenen Filialen waren die Preise der Eigenmarken in der Regel gleich oder kaum unterschiedlich, während es bei klassischen Markenprodukten große Unterschiede zwischen einzelnen Filialen gab. Unterschiede in der Qualität gibt es zwischen Eigenmarken und Markenprodukten kaum. Das hat die Stiftung Warentest Anfang 2023 beim Vergleich von 786 Marken- und 628 Eigenmarken-Produkten gezeigt. Obwohl gerade in den vergangenen Monaten die Preise bei Eigenmarken stärker gestiegen sind als bei Markenware, lässt sich dort immer noch Geld sparen.
Sind Discounter immer günstiger als Supermärkte?
Nein, nicht pauschal. Unser Preisvergleich im März hat gezeigt, dass Butter und Sonnenblumenöl bei einem Discounter am teuersten waren. Gleiches gilt auch für bestimmte Obst- und Gemüseangebote.
Ist Gemüse wirklich so teuer wie Fleisch?
In Medien und sozialen Netzwerken wird behauptet, dass Gemüse fast so teuer wie Fleisch sei. Unsere Stichprobe konnte das nicht bestätigen: Das teuerste Gemüse im Marktcheck (Wirsing für 3,49 Euro pro Kilogramm) sowie das teuerste Obst (Äpfel für 3,99 Euro pro Kilogram) kosteten die Hälfte des günstigsten Fleischangebotes (gemischtes Hackfleisch für 7,49 Euro pro Kilogramm). Eine Ernährung mit viel frischem Gemüse und Obst und wenig Fleisch und Wurst kann also den Geldbeutel deutlich entlasten.
Auch die Auswertung der Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass die Gemüsepreise − anders als beispielsweise bei Getreide- und Milchprodukten − sich weitgehend auf dem Niveau des Jahres 2020 bewegen, trotz stark steigender Energiepreise und den Auswirkungen des Ukrainekriegs.
Warum führen wir diesen Marktcheck durch?
Die monatlich veröffentlichten statistischen Daten zu Lebensmittelpreisen zeigen nicht die ganze Verbraucherrealität. Dabei werden Durchschnittspreise ermittelt und keine Verbraucherpreise konkreter Produkte und Marken ausgewertet. So gibt beispielsweise der statistische Verbraucherpreis für Butter keine Auskunft darüber, ob es sich um günstige No-Name-Butter oder teure Markenbutter handelt. Durchschnittspreise verschleiern die Ausschläge des Marktes. Viele Preiserhöhungen liegen weit über den offiziellen Daten. Deshalb vergleichen wir erstmals konkrete Preise und Preisspannen.
Aus den Ergebnissen ziehen wir unter anderem Schlüsse für unsere politischen Forderungen. Eine davon ist die Schaffung einer Preistransparenzstelle, die Lebensmittelpreise konkreter Produkte und Marken systematisch und dauerhaft auswertet. Damit ließen sich mögliche Mitnahmeeffekte und versteckte Preiserhöhungen von Händlern und Herstellern aufdecken und in Einzelfällen verfolgen.
Ebenso wichtig wäre eine deutliche Kennzeichnung von Preiserhöhungen am Supermarktregal. Das würde gerade in Krisenzeiten vielen helfen und wäre ein großer Schritt für den Verbraucherschutz.