Wie kann ein Arztbesuch helfen?
Betroffene sollten sich mit der Situation nicht abfinden, denn eine Harninkontinenz kann zu gesundheitlichen Problemen führen:
- Hautprobleme bis zum Wund werden - durch andauernde Feuchtigkeit und den häufigen Kontakt mit Urin
- Entzündungen der Harnwege
- erhöhtes Sturzrisiko, aufgrund von der Eile-Problematik beim Gang zur Toilette
Außerdem führen die spürbaren Symptome häufig zu einer psychischen Belastung. Aus Gründen der Scham, Trauer oder Wut schränken Betroffene ihre Aktivitäten ein oder vermeiden das Auftreten in der Öffentlichkeit. Daraus folgen häufig Einsamkeit und soziale Isolation. Dabei kann eine frühzeitige Diagnose helfen, richtige Maßnahmen zu ergreifen und eine Verschlimmerung zu verhindern.
Für das weitere Vorgehen sind die Formen der Inkontinenz ausschlaggebend. Die häufigste Form ist die Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt. Bei körperlicher Anstrengung (heben, husten, Treppen steigen oder niesen) wird ungewollt Urin verloren. Anders ist es bei der Dranginkontinenz. Dort verspürt die betroffene Person bei gering gefüllter Blase einen überfallartigen, unkontrollierbaren Harndrang. Oftmals schaffen es die Betroffenen dann nicht mehr rechtzeitig zur Toilette. Die Diagnose kann sich mit dem Alter auch ändern. Bei jüngeren Frauen überwiegt die Belastungsinkontinenz (im Besonderen nach einer Entbindung) und verändert sich mit zunehmendem Alter zu einer Mischform aus der Belastungs- und Dranginkontinenz. Hingegen ist bei Männern in allen Altersstufen die Dranginkontinenz die überwiegende Form.
Wie kann ich den Alltag mit Harninkontinenz meistern?
Betroffene können in ihren Alltag bereits mit einigen Änderungen der Angewohnheiten oder leicht durchzuführenden Maßnahmen einiges erreichen:
- Vermeiden von koffeinhaltigen und oder alkoholischen Getränken
- Rauchentwöhnung
- Vermeiden von starkem Übergewicht
- Stress vermeiden
- Hygiene beachten und die Haut schützen
- Toilettentraining oder Blasentraining
Für weitere Maßnahmen ist das Wissen über alltägliches Verhalten wichtig. Es empfiehlt sich, dafür ein Tagebuch über das eigene Trinkverhalten anzufertigen. Auch die Psyche ist nicht zu vernachlässigen. Für das eigene Wohlbefinden ist es daher wichtig, einen Weg mit dem Umgang der Inkontinenz und der Scham zu erlernen. Brauchen Sie weitere Informationen und Praxistipps zur Inkontinenz, können Sie diese in dem ZQP-Ratgeber „Inkontinenz-Praxistipps für den Pflegealltag“ nachlesen.
Welche Hilfs- und Heilmittel gibt es?
Die Harninkontinenz kann entsprechend der gestellten Diagnose therapiert werden. Allerdings muss die Behandlung einer Harninkontinenz immer individuell auf die jeweilige Inkontinenzform, ihre Ursache und an die Lebensumstände der betroffenen Personen angepasst werden. Der Arzt kann ein passendes Hilfsmittel aus dem sogenannten Hilfsmittelverzeichnis (Produktgruppe 15) auswählen oder eine therapeutische Behandlung (Heilmittel) verordnen. Am bekanntesten sind aufsaugende Hilfsmittel wie Einlagen, Pants und Schutzhosen. Weitere Informationen, wie diese verordnet werden und wann die Krankenkasse diese übernimmt, erhalten Sie hier.
Als Alternative dazu gibt es noch weitere Hilfsmittel. So können Pessare bei Frauen von innen die Blase und die Harnröhre durch eine vaginale Einführung stützen. Speziell bei sportlichen oder alltäglichen Aktivitäten wie Yoga, Tanzen oder beim Einkaufen können Vaginaltampons helfen, die durch den Druck von innen die Harnröhre verschließen. Auch für Männer gibt es eine Alternative zu den aufsaugenden Hilfsmitteln, nämlich das Urinalkondom. Es hat den Vorteil, dass es sehr diskret und hautschonend ist. Es besteht aus Latex oder Silikon und wird wie ein Kondom benutzt.
Hilfsmittel bekämpfen nur das Symptom. Durch ein gezieltes Training, das durch eine/n Physiotherapeut:in angeleitet wird, können zusätzlich die Muskeln des Beckenbodens und des Bindegewebes gestärkt werden. Eine Steigerung dieses Trainings kann durch technische Hilfsmittel, wie ein Biofeedback-Gerät, erfolgen. Sowohl das Training als auch entsprechende Hilfsmittel kann der Arzt/die Ärztin verordnen. Kontinenz- und Beckenbodenzentren sowie Beratungsstellen stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Hier finden Sie in Ihrer Nähe Hilfe.
Wie erhalte ich das Hilfsmittel?
Wichtig ist die Diagnose des Arztes oder der Ärztin. Nach der Untersuchung sucht der behandelnde Arzt oder die Ärztin das für Sie passende Hilfsmittel aus dem Verzeichnis heraus. Damit die Krankenkasse die Kosten für das medizinisch notwendige Hilfsmittel übernimmt, stellt er/sie Ihnen ein entsprechendes Rezept aus, welches bei der Krankenkasse eingelöst wird. Nach der Genehmigung der Krankenkasse erhalten Sie das entsprechende Hilfsmittel. Auch Heilmittel, wie die Physiotherapie für ein Beckenbodentraining, können so vom Arzt verordnet werden. In der Regel nehmen Sie diese Verordnung dann mit zum Physiotherapie-Termin, wo alles Weitere mit Ihnen besprochen wird.
Nicht immer genehmigt die Krankenkasse das verordnete Hilfsmittel. Dann haben Sie das Recht, sich gegen die Krankenkasse zu wehren.