Wie wichtig ist Bargeld?

Stand:
Auch wenn durch die Corona-Pandemie die bargeldlosen Zahlungen deutlich zugenommen haben: Noch hat Bargeld die Nase vorn. Rund 58 Prozent der Bezahlvorgänge in Deutschland fanden laut Deutscher Bundesbank 2021 mit Bargeld statt.
Zahlreiche Geldscheine, vor allem 50-Euro-Scheine, nah fotografiert

Das Wichtigste in Kürze:

  • In Deutschland wird seltener mit Bargeld bezahlt als noch vor einigen Jahren.
  • Scheine und Münzen bleiben aber weiterhin wichtig und dürften noch lange als Zahlungsmittel wichtig sein.
  • Trotzdem wird über einen digitalen Euro nachgedacht, der bisherige Zahlsysteme ergänzt. Er dürfte mehr Anonymität gewährleisten als derzeitige digitale Bezahldienste.
Off

Wird Bargeld überflüssig? In 2021 fanden laut Deutscher Bundesbank 57,8 Prozent der Bezahlvorgänge mit Scheinen und Münzen statt. 2017 lag dieser Anteil noch bei 74,3 Prozent. Manche Händler nehmen bereits kein Bargeld mehr an. Zudem schließen Banken und Sparkassen immer mehr Filialen oder bauen Geldautomaten ab, auch wegen des starken Anstiegs von Geldautomaten-Sprengungen. Das erschwert die Bargeldversorgung vor Ort zum Teil erheblich – vor allem, wenn alternative Bezugsquellen wie die Bargeldauszahlung im Einzelhandel nicht vorhanden bzw. dort keine größeren Beträge verfügbar sind. Hinzu kommen Planungen der Europäischen Zentralbank (EZB) für einen digitalen Euro.

Welche Vorteile hat Bargeld?

Viele Menschen finden Bargeld lästig und bezahlen lieber mit Karte, per App auf dem Handy oder mit Smartwatches, sogenannten Wearables. Diese Zahlungen können aber immer nachvollzogen werden. Bargeld dagegen schützt die Privatsphäre. Wer keine Produktvorlieben, Einkaufsorte oder ausgegebene Summen preisgeben möchte, ist mit Münzen und Scheinen auf der sicheren Seite. Auch lässt sich beim Zahlen mit Bargeld direkter erfassen, wie schnell es ausgegeben ist und ermöglicht Menschen ohne Handy oder Kreditkarte die Teilhabe am Alltag. Die scheinbar leichten digitalen Bezahlmöglichkeiten können Menschen mit geringen Budgets und schlechter Planung schneller in die Überschuldung treiben. Außerdem funktioniert Bargeld auch ohne Strom und ohne Smartphone oder Kartenlesegeräte. Auch die Bundesbank setzt sich für einen Erhalt des Bargelds ein.

Wem nutzt der Trend zur Kartenzahlung – wem schadet er?

Die Banken und Sparkassen profitieren von Kartenzahlungen ebenso wie Kreditkartenanbieter und Anbieter mobiler Bezahlmöglichkeiten. Denn die Geldinstitute wenden viel Geld auf, um Bargeld und Geldautomaten im ganzen Land zur Verfügung zu stellen. Das könnten sie einsparen. Da die Kreditkartenanbieter den Händlern Gebühren auferlegen und eine Kreditkartenzahlung bis zu 4-mal teurer ist als eine Bar- oder Girocard-Zahlung, können Waren teurer werden, weil die Händler diese Mehrkosten weitergeben. Ausgeschlossen aber wären die Menschen in Deutschland ohne Bankkonto, und das sind nach Schätzungen der Verbraucherzentralen und Schuldnerberatungen etwa eine halbe Million. Kund:innen sollten die Wahl haben, welches Zahlungsmittel sie einsetzen. Vor allem die Sparkassen haben nach den Landessparkassengesetzen einen Versorgungsauftrag, der kaum noch gewährleistet ist, wenn sich Filialschließungen und Automatenrückbau fortsetzen.

Könnte Bargeld abgeschafft werden?

Das ist derzeit sehr unwahrscheinlich. Bargeld wird noch am häufigsten als Zahlungsmittel im Handel genutzt, auch wenn der Anteil der Barzahlungen in Deutschland sinkt. Zwar werden noch mehr Vorgänge bar bezahlt als mit Karte, höhere Beträge zahlen die Menschen in Deutschland aber überwiegend bargeldlos. Deshalb liegt die Kartenzahlung beim Handelsumsatz schon vorne.

Neben den Verbraucherzentralen beschäftigt sich auch die Bundesbank über ein „Nationales Bargeldforum“ mit der Rolle des Bargelds. Auf europäischer Ebene ist ebenso Bewegung. Die EU-Kommission will eine Stärkung des Bargelds als gesetzliches Zahlungsmittel. 
Die Europäische Zentralbank arbeitet daran, ob es einen digitalen Euro geben sollte. In der derzeitigen Vorbereitungsphase, die im November 2023 begann, wird die Entwicklung eines digitalen Euro weiter vorangetrieben.

Eine anschließende Einführung wird noch einige Jahre dauern. Der Vorteil eines digitalen Euros: Er wäre Zentralbankgeld und könnte mehr Anonymität gewährleisten als derzeitige digitale Bezahldienste. Aktuell ist nicht von einer Ablösung, sondern von einem Nebeneinander auszugehen, sodass also ein digitaler Euro das bisherige Zahlungssystem ergänzen würde.

Ratgeber-Tipps

Das Haushaltsbuch
Mit dem Haushaltsbuch der Verbraucherzentrale führen Sie Ihr "Unternehmen Haushalt" erfolgreich - Sie…
Reichstagsgebäude in Berlin, Foto: Fotolia.de - niroworld

Bilanz des vzbv nach Ampel-Aus: Vieles ist offen geblieben

Die Ampel-Regierung wollte mehr Fortschritt wagen und sich für Verbraucher:innen stark machen. Die Bilanz des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) nach Ende der Regierungszeit ist durchwachsen.
Ein Handydisplay, auf dem Prime Video steht

Verbraucherzentrale NRW plant Sammelklage gegen Amazon

Millionen Kunden von Amazon mit einer Amazon Prime-Mitgliedschaft haben zum 15. September 2022 eine Preiserhöhung erhalten. Diese ist aus Sicht der Verbraucherzentrale NRW rechtswidrig und mit einer geplanten Sammelklage will die Verbraucherzentrale NRW die zu Unrecht gezahlten Beträge für Verbraucher:innen zurückholen. Amazon soll ihnen die Differenz zwischen altem und neuem Preis seit der Preiserhöhung erstatten.
Lachender Mann mit Geldscheinen in der Hand

Vergleich mit primaholding: Unternehmen erstatten teils vierstellige Beträge

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hatte mit primastrom, voxenergie und nowenergy einen Vergleich geschlossen. Es ging dabei um überhöhte Preise und unangemessene Vertragslaufzeiten. Bis zum 31. Dezember 2024 konnten Sie sich an die Unternehmen wenden und sich auf den Vergleich berufen.