So bereiten Sie sich auf den Winter vor

Stand:
Vergangene Preisexplosionen und internationale Krisenherde befeuern Ängste vor Versorgungsengpässen in den Wintermonaten. Doch die Situation in Deutschland ist sicher. Was sinnvolle und rationale Vorsichtsmaßnahmen sein können, lesen Sie hier.
Hamstern für den Ernstfall

Das Wichtigste in Kürze:

  • Blackouts sind in Deutschland äußerst unwahrscheinlich.
  • Stromausfälle treten in der Regel für wenige Minuten oder Stunden auf und sind regional begrenzt.
  • Sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen sind kostengünstig und lassen sich einfach umsetzen.
  • Wer sich gegen steigende Energiepreise absichern möchte, sollte aktuelle Angebote vergleichen.
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Der Winter steht vor der Tür und einige Menschen haben Angst vor einem Blackout. Blackouts nennt man umfassende Stromausfälle, die den Alltag in Deutschland vorübergehend zum Erliegen bringen könnten. Diese Angst wird oft von dubiosen Quellen geschürt, die mit „Prepping“, Stromaggregaten und Hamsterkäufen Geld verdienen oder Verschwörungstheorien verbreiten wollen. Vielleicht fragen Sie sich: Steckt da nicht doch ein Funken Wahrheit dahinter? Die Antwort ganz klar: Nein! Sie müssen sich keine Sorgen machen.

In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, warum ein Blackout in Deutschland so gut wie ausgeschlossen ist. Außerdem geben wir praktische Tipps, wie Sie sinnvolle und einfache Energiesparmaßnahmen in einem möglicherweise kalten Winter umsetzen können.

Was ist ein Blackout?

Ein sogenannter Blackout meint einen großflächigen und länger andauernden Stromausfall. Kurze Stromausfälle können immer wieder auftreten, wenn etwa Stürme oder heftige Schneefälle Stromleitungen beschädigen. Das war schon immer so und steht in keinem Zusammenhang mit aktuellen Krisen. Was vielleicht neu ist: Haushalte nutzen Strom-Heizlüfter, um teures Gas zu sparen. Sollten sehr viele Haushalte gleichzeitig ihre Heizlüfter einschalten, könnte der hohe Stromverbrauch zu Ausfällen führen. Diese wären aber stets regional begrenzt und würde nur Minuten oder wenige Stunden anhalten.

Laut den Netzbetreibern kam es im Winter 2022/23 zu keinen längeren und krisenhaften Stromausfällen in Deutschland. Eine Erhebung aus dem Jahr 2020 zeigt: Haushalte in Deutschland müssen im Durchschnitt weniger als 11 Minuten pro Jahr ohne Strom auskommen. Einen Blackout hat es in Deutschland bisher nicht gegeben und gilt auch weiterhin als sehr unwahrscheinlich.

Zugleich arbeiten die Netzbetreiber vorsichtig und bereiten sich auf Extremszenarien vor. Jüngste Stresstests haben gezeigt, dass selbst in den kritischsten Szenarien Blackouts in Deutschland nur sehr wenige Stunden pro Jahr auftreten könnten. Zahlreiche Sicherheitsmechanismen stabilisieren das Netz. Deutschlands Gasspeicher sind schon seit Juni gefüllt und stellen die Energieversorgung für den kommenden Winter 2023/24 sicher.

Zum Schluss noch ein wesentlicher Punkt: Die Bundesnetzagentur kann dank moderner Simulationen bereits vorab erkennen, wenn eine Netzüberlastung droht. In solchen Fällen drosselt sie die Energieversorgung bei den großen Verbrauchern in der Industrie, also bei Unternehmen. Private Haushalte würden, wenn überhaupt, als allerletzte vom Strom genommen – und zwar kurzzeitig, abwechselnd und mit Vorwarnung.

Sinnvolle und sinnlose Vorsichtsmaßnahmen für Stromausfälle

Kurzzeitige Stromausfälle hat es schon immer gegeben. Deshalb ist eine entsprechende Vorsorge durchaus sinnvoll. Die wichtigsten Maßnahmen sind einfach umzusetzen:

  • Vorrat an Ersatzbatterien
  • Taschenlampen
  • Batteriebetriebenes oder Kurbel-Radio
  • Geladene Powerbank für Mobiltelefone und Laptops
  • Kerzen (Achtung: Brandgefahr!)
  • Streichhölzer oder Feuerzeug

Diese Maßnahmen sind nicht notwendig:

  • Notstromaggregat: Es ist nicht empfehlenswert, ein Aggregat aus Angst vor einem Blackout anzuschaffen. Die hohen Anschaffungskosten sind bei weniger als 11 Minuten Stromausfällen pro Jahr unverhältnismäßig.
  • Trinkwasser: Ist dank des Pumpendrucks auch bei Stromausfällen gesichert.
  • Hamstern: Ein Grundstock an wenig verderblichen Lebensmitteln und etwas Bargeld im Haushalt sind immer eine gute Idee – Hamstern allerdings nicht. Die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln ist in Deutschland auch bei Stromausfällen gewährleistet.

Auf Einsparpotentiale achten

Worum Sie sich aktuell auch keine Sorgen machen müssen: Extreme Preissteigerungen wie im Vorjahr. Die aktuelle Ausgangslage im Energiebereich ist deutlich besser als vor dem letzten Winter. Eine erneute, vergleichbare Preisexplosion gilt als unwahrscheinlich. Zugleich gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Preise deutlich sinken.

Allerdings reagieren Großhandelspreise stark auf bestimmte Ereignisse wie etwa Kriegsausbrüche, dauerhaft sehr kalte Temperaturen oder auch Streiks. Deshalb ist es sinnvoll, in der aktuell etwas entspannteren Situation auf Einsparmöglichkeiten im Energiebereich zu achten.

Anbieterwechsel bei Strom und Gas. Momentan bekommen Sie Verträge, die häufig unter dem Niveau der Energiepreisbremsen liegen. Günstige Stromverträge beginnen momentan bei circa 30 Cent pro Kilowattstunde (kWh) und Gas bei knapp 9 Cent pro kWh. Ein Wechsel kann sich daher lohnen. Vergleichen Sie die Angebote auf gängigen Vergleichsportalen. Aufgepasst: Reduziert Ihr aktueller Versorger den Preis, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass dies das günstigste Angebot am Markt sein muss.

Solaranlagen und Speicherlösungen. Deutschland erlebt einen Solarboom. Die Anzahl der neu in Betrieb genommenen Photovoltaik-Anlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern steigt. Vergleichen Sie die Angebote am Markt sorgfältig. Manche Anbieter haben ihre Chance erkannt und bieten ihre Produkte angesichts der hohen Nachfrage zu stark überteuerten Preisen an.

Unser Tipp: Nutzen Sie den kommenden Winter in aller Ruhe dafür, um Ihr Gebäude fit für die Zukunft zu machen. Nicht überhasten. Keine Verträge ohne gründliche Überprüfung unterschreiben.

Balkonkraftwerke. Mit steckerfertigen Solaranlagen können Sie Ihre Energiekosten senken. Balkonkraftwerke sind leicht zu montieren und die Anschaffungskosten sind überschaubar. . Schon nächstes Jahr soll das Solarpaket der Bundesregierung in Kraft treten. Dieses dürfte viele bürokratische Hürden beseitigen und die Anschaffung weiter erleichtern. Unser Tipp: Nutzen Sie den kommenden Winter in aller Ruhe dafür, um einen Teil Ihrer Stromversorgung selbst in die Hand zu nehmen.

7 einfache Heiz-Tipps zum Geldsparen

Tipp 1: Richtig lüften: Die wichtigste Regel in der Heizperiode: Mehrfach täglich stoßlüften statt dauerhaft kipplüften! Öffnen Sie die Fenster möglichst komplett für wenige Minuten. So wird die Luft im Raum schnell ausgetauscht, ohne dass die Wände innen auskühlen.

Tipp 2: Thermostat richtig einstellen

Jedes Grad weniger senkt Ihren Verbrauch um etwa 6 Prozent. Zu niedrig sollte es aber auch nicht werden, da sonst Schimmel droht. Im Wohnzimmer sind wohlige 20 Grad perfekt, im Schlafzimmer reichen oft auch nur 18 Grad, in weniger genutzten Räumen sogar 16 Grad. Bei einem klassischen Thermostat mit 5 Stufen entspricht Stufe 1 einer Temperatur von etwa 12 Grad, Stufe 5 bereits 28 Grad. Besonders hilfreich sind digitale Thermostate.

Tipp 3: Heizung richtig einstellen

Bei vielen Heizungsanlagen können Sie Absenkungszeiten programmieren, zum Beispiel nachts oder am Tag, wenn Sie nicht zu Hause sind. Mit einer auf Sie zugeschnittene Zeitsteuerung sparen Sie die meiste Energie.

Tipp 4: Heizung entlüften

Luft im System verbraucht mehr Energie. Werden Ihre Heizkörper nicht richtig warm oder hören Sie Gluckergeräusche, können Sie mit einem Entlüfterschlüssel ganz einfach selbst entlüften. Das geht so: Behälter unter Ventil stellen für austretendes Wasser, Thermostat vollständig öffnen bis der Heizkörper warm ist, Ventil öffnen und Luft entweichen lassen, Ventil wieder schließen, Thermostateinstellung wieder senken.

Prüfen Sie den Druck im System: Gegebenfalls muss im Nachgang wieder etwas Wasser nachgefüllt werden. Bei mehreren Etagen sollten Sie zuerst die unteren, dann die obersten Heizkörper entlüften.

Tipp 5: Keine Möbel und Vorhänge vorm Heizkörper

Verstecken Sie Ihre Heizkörper nicht hinter Möbeln, sonst staut sich die Wärme. Ein Sofa sollte mindestens 30 Zentimeter Abstand zur Heizung haben. Vorhänge an Fenstern mit Heizkörpern darunter sollten nicht bodenlang sein, sondern oberhalb der Wärmespender enden.

Tipp 6: Die Heizung bei Abwesenheiten herunter drehen

Wenn niemand zu Hause ist, muss es dort auch nicht wohlig warm sein. Das spart Energie!

Tipp 7: Fenster und Türen abdichten

Undichte Fenster oder Außentüren sorgen für Wärmeverluste in der Wohnung. Bei Fenstern reicht es meistens schon, die Dichtung zu erneuern oder die Fensterflügel zu justieren. Auch bei einem offenen Türschlitz können Sie eine Dichtung einbauen.

9 einfache Stromspartipps für Ihren Haushalt

Tipp 1: Kühlschrank, Gefrierschrank, Gefriertruhe

Stellen Sie die Temperatur im Kühlschrank richtig ein: 7 °C im oberen Fach reichen vollkommen aus. Im Gefrierschrank sind minus 18 °C optimal. Wenn Sie die Kühlschranktemperatur um nur 1 °C niedriger stellen, steigt Ihr Stromverbrauch bereits um etwa 6 Prozent.

Tipp 2: Spülmaschine

Räumen Sie Ihre Spülmaschine möglichst voll, um Wasser und Energie zu sparen. Nutzen Sie das Eco-Programm Ihrer Spülmaschine oder niedrige Temperaturen von 45 °C bis 55 °C.

Tipp 3: Kochen und Backen

Kochen und braten Sie immer mit Deckel. Backen mit Umluft spart etwa 15 % Energie im Vergleich zu Ober- und Unterhitze. Und: Nur so viel Wasser in den Wasserkocher, wie Sie tatsächlich brauchen.

Tipp 4: Waschmaschine und Wäschetrockner

Achten Sie drauf, das Gerät ausreichend voll zu machen. Waschen Sie möglichst bei niedrigen Temperaturen. 30 Grad reichen in vielen Fällen völlig aus. Lassen Sie Ihre Wäsche möglichst an der frischen Luft trocknen. Das geht auch im Winter!

Tipp 5: Badezimmer

Wenn Sie Ihr Wasser mit Strom erhitzen, lohnt sich ein Sparduschkopf. Stellen Sie außerdem die Temperatur am Durchlauferhitzer nicht zu hoch ein: Am besten so, dass der Wasserhahn auf „ganz heiß“ die angenehmste Temperatur hat.

Tipp 6: Beleuchtung

Ersetzen Sie Glüh- und Halogenlampen durch sparsame LED. Sie verbrauchen bis zu 90 % weniger Strom und sind in allen Fassungen und Formen zu haben.

Tipp 7: Fernseher, Audio und Spielekonsole

Ihre Geräte ziehen auch im Stand-by-Modus weiterhin Strom. Nutzen Sie deshalb abschaltbare Steckdosenleisten.

Tipp 8: Computer und Smartphone

Laptops verbrauchen grundsätzlich viel weniger Strom als Desktop-Computer. Schalten Sie das WLAN nachts aus und Ihr Smartphone in den Flugmodus. Lassen Sie Ladegeräte nicht in der Steckdose.

Tipp 9: Energieeffizienz messen

Bei den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale in NRW können Sie sich kostenlos Strommessgeräte ausleihen, um herauszufinden, welche elektronischen Geräte nicht mehr effizient arbeiten und ersetzt werden sollten.

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