Klickfalle bei E-Mail-Anbietern: So kommen Sie aus den Verträgen raus
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GMX und web.de schalten beim Login immer wieder Werbeseiten zwischen. Aktuell werden dort drei Produkte beworben, die mit einem Klick als Vertragsbündel abgeschlossen werden können. Wer da nicht aufpasst, hat schnell Abos für kostenpflichtige Dienste abgeschlossen.
Das Wichtigste in Kürze:
Mit einem einzigen Klick lassen sich im Netz Abos abschließen. Kunden von GMX und web.de melden sich häufiger bei den Verbraucherzentralen, weil sie das gar nicht wollten.
Auf Aktionsseiten werben die Anbieter bei ihren E-Mail-Kunden für kostenpflichtige Dienste. Die Erfahrung zeigt: Die Gestaltung der Seite lässt Nutzer häufig in einer Klickfalle landen.
Haben Sie einen oder mehrere solcher Verträge ungewollt abgeschlossen, sollten Sie schnell handeln! Wir zeigen, wie Sie kündigen.
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Eben schnell die E-Mails lesen: Wer sich als Kunde bei GMX oder web.de im Browser einloggt, kommt oft nicht direkt zu seinem Postfach. Stattdessen sind immer wieder Werbeseiten zwischengeschaltet, zum Beispiel rund um Feiertage wie Ostern. Und da können sich Kunden ungewollte Abos für Zusatzdienste einhandeln. Beide Anbieter gehören zur 1&1 Mail & Media GmbH.
So gab es Ende 2017 auf einer solchen Seite durch einen Klick beispielsweise gar gleich drei Verträge gleichzeitig: ein Bündel bestehend aus GMX TopMail beziehungsweise dem web.de-Club, einem 100 GB großen Online-Speicher und einem Cyberschutz. Die Werbung der beiden E-Mail-Dienste von 1&1 stellte jedoch nicht klar heraus, dass es sich um drei Verträge handelt. Klickten Nutzer auf den Kaufen-Button, schlossen sie ohne nochmalige Dateneingabe für jedes der drei Produkte einen separaten Vertrag ab. Wer aus so abgeschlossenen Verträgen herauskommen möchte, muss sie dann auch alle einzeln widerrufen oder kündigen.
Auch zu Feiertagen sind die Formulierungen in der Vergangenheit immer wieder missverständlich gewesen. GMX wünschte zum Beispiel frohe Ostern, es gab einen Fahrradgutschein zu gewinnen und daneben stand etwas von einem Gratismonat. Macht nichts, mit dem Button im Bereich rechts unten geht's ja weiter zum Postfach? Das erwarten die Nutzer des E-Mailanbieters. Aber: Wer nach diesem gewohnten Muster geklickt hat, lag daneben. Mit dem Button war vielmehr ein Abo abgeschlossen. Monatliche Kosten, in einer Osteraktion bei GMX: 6,98 Euro.
Nach dem Gratismonat, also etwa 4 bis 5 Wochen später, kam die erste Rechnung. Immer wieder werden in dieser Form durch vorgeschaltete Seiten kostenpflichtige Premiumdienste beworben und von den Nutzern versehentlich abgeschlossen.
Das Gesetz schreibt für solche online abgeschlossenen Verträge einen eindeutig beschrifteten "Kaufen"-Button vor. Bei GMX und web.de heißt er so. Wir halten die Seiten wegen ihrer Platzierung im Anmeldevorgang und wegen ihrer Gestaltung für Klickfallen. Immer wieder beschweren sich Betroffene bei uns, die nie ein Abo haben wollten.
Ihre Erfahrungen sind wichtig!
Für die Marktbeobachtung aus Verbrauchersicht können Ihre Erfahrungen sehr wertvoll sein: Schildern Sie uns Ihre Schwierigkeiten mit Unternehmen, Anbietern oder Produkten.
Haben Sie auf den "Kaufen"-Button geklickt, steht Ihnen zunächst ein 14-tägiger Widerruf zu. Das bedeutet, dass Sie sich innerhalb dieser Frist ohne Angabe von Gründen wieder vom Vertrag lösen können. Wie das grundsätzlich funktioniert, erklären wir in einem Beitrag zum so genannten Fernabsatz. Zur beschriebenen Osteraktion war außerdem der erste Monat kostenlos - in dieser Zeit konnten Sie laut GMX / web.de kündigen, bevor die Dienste kostenpflichtig werden.
Die Möglichkeiten für einen telefonischen Widerruf in den ersten 14 Tagen bei GMX und web.de finden Sie, wenn Sie sich im Browser in Ihren E-Mail-Dienst einloggen (unter „Mein Account“ gibt es den Punkt "Vertrag widerrufen"). Eine Kündigung ist bei den Anbietern ebenfalls innerhalb des Kundenkontos möglich. Die Anbieter verlangen hierfür, dass man sich im Kundenportal durch mehrere Seiten durchklickt. Wie das geht, zeigen wir für GMX in Schritt-für-Schritt-Anleitungen.
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Screenshot GMX
Wenn Sie sich in Ihr E-Mail-Postfach bei GMX eingeloggt haben, finden Sie links unten den Menüpunkt "Mein Account". Zum Weg für web.de springen Sie gleich zu Bild 9.
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Dort können Sie Verträge in den ersten 14 Tagen widerrufen. Ansonsten klicken Sie auf "Vertrag kündigen".
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Screenshot GMX
Per Dropdown-Liste können Sie den Vertrag auswählen, den Sie kündigen möchten. Das kann "GMX TopMail" sein...
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Screenshot GMX
... oder "GMX MediaCenter 100". Oder Sie haben sogar beide Produkte. Wenn Sie beide kündigen möchten, führen Sie die folgenden Schritte für jeden von beiden aus.
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Screenshot GMX
Angaben zu Ihren Gründen sind optional.
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Screenshot GMX
GMX hat uns an dieser Stelle günstigere Konditionen fürs "Media Center" geboten. Mit der Kündigung geht es rechts unten weiter.
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Screenshot GMX
Auch bei einer Kündigung von "TopMail" bietet GMX einen Rabatt. Wie gehabt: Zur Kündigung geht es rechts unten weiter.
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Screenshot GMX
Fast fertig: Nun können Sie sich ein Kündigungsformular erstellen lassen. Speichern Sie die Datei ab und senden Sie das Schreiben an den Kundenservice.
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Screenshot WEB.de
Wenn Sie sich in Ihr E-Mail-Postfach bei web.de eingeloggt haben, finden Sie links unten den Menüpunkt "Mein Account".
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Screenshot WEB.de
Dort können Sie Verträge in den ersten 14 Tagen widerrufen. Ansonsten klicken Sie auf "Vertrag kündigen".
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Screenshot Web.de
Per Dropdown-Liste können Sie den Vertrag auswählen, den Sie kündigen möchten.
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Screenshot WEB.de
Angaben zu Ihren Gründen sind optional.
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Screenshot Web.de
Fast fertig: Nun können Sie sich ein Kündigungsformular erstellen lassen. Speichern Sie die Datei ab und senden Sie das Schreiben an den Kundenservice.
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Screenshot Web.de
web.de hat uns an dieser Stelle günstigere Konditionen für den "Club" geboten. Mit der Kündigung geht es rechts unten weiter.
Übrigens: Wer auf seinem Rechner einen E-Mail-Client einrichtet statt über den Browser die Nachrichten abzurufen, kommt ohne Umwege an sein Postfach. Dann tauchen solche zwischengeschalteten Werbeseiten gar nicht erst auf.