Interview mit Rosi Stolz

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vom Online-Magazin LizzyNet: "Junge Verbraucher:innen zum nachhaltigen Konsum anregen - Praxisbeispiel Projekt Klima & Klamotte"
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Foto Rosi StolzWas macht ihr bei LizzyNet und was sind deine Aufgaben?

LizzyNet ist ein Online-Magazin für Jugendliche und junge Erwachsene und gleichzeitig der Name unserer gemeinnützigen GmbH, bei der ich zusammen mit Ulrike Schmidt und Sabine Melchior Gesellschafterin und auch Projekt-Durchführende bin. Das Online-Magazin gibt es schon seit dem Jahr 2000! Damals gab es neben Artikeln aus unserer Redaktion, Berufsinfos und Selbstlernangeboten auch noch einen großen Community-Bereich, der sich ausschließlich an Mädchen richtete und ihnen Chats, Foren und Homepage-Tools anbot. Mittlerweile ist LizzyNet offen für alle und hat den Schwerpunkt verlagert auf die sogenannte „Schreib Mit-Aktion“, bei der Jugendliche sich Bücher bei uns bestellen und sie rezensieren können oder eigene Artikel zu Themen verfassen, die ihnen am Herzen liegen.

Mindestens einmal im Jahr veranstalten wir einen bundesweiten Schreib- und /oder Zeichenwettbewerb zu aktuellen wissenschaftlichen, gesellschaftsrelevanten oder umweltpolitischen Themen, an denen sich viele Jugendliche und junge Erwachsene beteiligen und ihre Sicht „auf die Welt“ in kreativer Weise kundtun. 

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit sind Bildungsprojekte im MINT-Bereich sowie zu den Themen Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit, bei denen wir gemeinsam mit Partnerorganisationen Schüler:innen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Begegnungen arrangieren mit Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft und die Schüler:innen selbst zu Akteur:innen werden lassen. Ihre Erkenntnisse münden dann meist in kreativen Medien-Produkten, die dann wiederum auf www.lizzynet.de ausgestellt werden.

Fast Fashion ist euer aktuelles Thema, was ist euer Ansatz/um was geht es Euch?

Unter dem Motto „Klima & Klamotten“ führen wir zusammen mit FEMNET e.V. ein vom Klimaschutzministerium gefördertes dreijähriges Bildungs- und  Crossmediaprojekt mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch, das sich mit den Auswirkungen der Fast Fashion Industrie auf die Umwelt und besonders auf das Klima beschäftigt. In Bildungsworkshops an Schulen und konsumkritischen Stadtrundgängen erfahren Jugendliche, was ihr Modekonsum mit dem CO2-Ausstoß zu tun hat, und welche Möglichkeiten es gibt, sich klimafreundlicher zu verhalten und trotzdem Spaß an Klamotten zu behalten. Herzstück des Projekts ist eine Jugendredaktion, deren Mitglieder sich viele unterschiedliche Formate überlegt haben, um Jugendliche zu einem nachhaltigeren Modekonsum zu bewegen. Sie haben Artikel und Kommentare verfasst, Interviews geführt, Social Media-Aktionen durchgeführt und - darauf sind sie zu Recht besonders stolz - mittlerweile die 12. Folge des Podcasts „Klima & Klamotten - Klappe auf! produziert! Die Themenpalette ist dabei so reichhaltig wie überraschend und reicht von Ananasleder über Greenwashingstrategien und Müllbergen in der Atacama-Wüste bis hin zu klimafreundlichem Waschen.

Es sind außerdem noch Kurzfilme entstanden, die von Studierenden der TH Köln Fachbereich Soziale Arbeit produziert wurden, und Student:innen der ecosign/Akademie für Gestaltung haben in einem Semesterprojekt Unterrichtsmaterial, Spiele, Comics und viele andere Formate entwickelt, die sich für den Einsatz in Schule und Jugendarbeit oder auf Social Media eignen.

Wichtig ist uns bei dem Projekt, dass hier junge Leute selbst aktiv werden und Ideen umsetzen, wie sie ihre „Peergroup“ auf Augenhöhe über die zerstörerischen Auswirkungen von Fast Fashion aufklären, aber auch spaßmachende Alternativen vorstellen können, wie Second Hand-Kleidung, Leih- oder Tauschbörsen usw.

Wie sind eure Erfahrungen bei jungen Menschen und deren Engagement für Klimaschutz und einen nachhaltigen Umgang mit Kleidung?

Als das Projekt startete, im Herbst 2021, war die öffentliche Wahrnehmung über den Zusammenhang zwischen Kleidung und  Klimaschutz zumindest bei Jugendlichen noch nicht weit verbreitet. Secondhand galt noch als „Armutskleidung“ oder „etwas muffig“ und im Bewusstsein waren nicht so sehr die schädlichen Auswirkungen von Fast Fashion auf Klima und Umwelt, sondern eher die ausbeuterischen Produktionsbedingungen in den Ländern des globalen Südens. Eine in unserem Auftrag durchgeführte qualitative Fokusgruppenbefragung von 14 bis 17-Jährigen ergab zu diesem Zeitpunkt, dass Klima- und Umweltschutz zwar für sie wichtige Themen waren und sie ihren Alltag auch nachhaltig gestalten wollten, allerdings bezogen sie das nicht auf ihren Modekonsum. Hier war zum Zeitpunkt der Befragung das Bedürfnis, sich über Kleidung auszudrücken, noch wichtiger als der Klimaschutzgedanke. Außerdem zeigte sich, dass den meisten Teilnehmenden die Zusammenhänge zwischen Kleidungskonsum und CO2-Emmissionen noch kaum bekannt waren und sie sich mehr Informationen dazu wünschten.

Heute, zweieinhalb Jahre später hat sich in dieser Hinsicht sehr viel getan: Secondhandmode ist inzwischen bei einer großen Gruppe von Jugendlichen bekannt und beliebt, sie veranstalten Kleidertauschpartys und sind klimabewusst unterwegs. Dennoch hat das Thema noch nicht in die Tiefe gewirkt und es gibt viele Aspekte, die nicht nur junge Verbraucher:innen inzwischen verwirren. Da werben Fast Fashion Ketten mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“, sammeln gebrauchte Kleidung ein, ohne transparent zu machen, dass die Stoffe kaum recycelt werden können. Da werden vermeintlich „umweltfreundliche“ Fleece-Jacken aus angeblich recycelten PET-Flaschen auf den Markt gebracht, ohne zu hinterfragen, ob es sinnvoll ist, sie aus dem Recycling-Flaschen-Kreislauf zu nehmen oder was mit den Mikroplastikteilchen ist, die bei jedem Waschgang herausgespült werden.

Gleichzeitig zu dem Greenwashing in der Textilbranche breiten sich Ultra Fast-Fashion-Ketten wie Shein und Co. aus, die Wegwerfkleidung im Stundentakt auf dem Markt schmeißen. Eine Entwicklung, die allein mit Umweltbewusstseinskampagnen kaum zu stoppen ist. Gerade Jugendliche werden über Apps der Mode-Unternehmen mit kurzen Mode-Clips in den sozialen Medien gezielt und immer wieder angesprochen. Hier müssten natürlich auch politische Maßnahmen wie zum Beispiel das Lieferkettengesetz mehr dagegen steuern. Das ist auch etwas, was die Jugendlichen immer wieder betonen: Engagement und Bewusstsein alleine hilft nicht, den Klimawandel aufzuhalten, es braucht politische Rahmenbedingungen. Aber: Das Engagement hilft, langfristig auf diese Rahmenbedingungen einzuwirken! Und um weiter engagiert zu bleiben, braucht es natürlich auch spannende Beteiligungsmöglichkeiten und spaßmachende Alternativen, die wir mit unserer Arbeit anbieten möchten.

Die Verbraucherzentrale NRW bietet zum Thema Fast Fashion zwei Workshops mit Expert:innen an:

Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

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