Vitamin K ist für die Blutgerinnung von höchster Bedeutung. Es ist vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln, wie Grünkohl und Spinat zu finden.
Was steckt hinter der Werbung zu Vitamin K?
Vitamin K ist häufig in Nahrungsergänzungsmitteln zu finden und wird unter anderem damit beworben, einen Beitrag zur Blutgerinnung bzw. für gesunde Knochen zu leisten. Zwar ist es richtig, dass Vitamin K für den Körper wichtig ist, jedoch ist es natürlicherweise in vielen pflanzlichen (Vitamin K1) und auch tierischen (K2) Lebensmitteln enthalten. Es gibt jedoch auch synthetisch oder bakteriell gewonnenes Vitamin K2, welches als neuartige Lebensmittelzutat zugelassen ist. Ernährungsexperten gehen davon aus, dass die Bevölkerung ausreichend mit Vitamin K versorgt ist und zusätzliche Pillen nicht nötig sind.
Nur zwei gesundheitsbezogene Werbeaussagen sind für Vitamin K erlaubt:
- Vitamin K trägt zu einer normalen Blutgerinnung bei
- Vitamin K trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei
Nicht wissenschaftlich belegt und auch nicht zulässig sind dagegen die krankheitsbezogenen Aussagen, wonach Vitamin K (auch nicht K2!) vor Osteoporose oder Gefäßerkrankungen schützt. Tatsächlich heißt es in der aktuellen S3-Leitlinie zu Osteoporose (Stand: 06.09.2023) sogar: "Vitamin K2 soll nicht zur spezifischen Therapie der Osteoporose verwendet werden."
Worauf sollte ich bei der Verwendung von Vitamin K-Produkten achten?
Die von Mikroorganismen und Pflanzen gebildeten Vitamin K-Verbindungen sind für gesunde Menschen auch in hohen Dosierungen nicht gefährlich. Bis auf seltene, vereinzelt beobachtete allergische Überempfindlichkeitsreaktionen sind keine Überdosierungserscheinungen bekannt. Aus diesem Grund wurde von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) auch kein oberer Grenzwert festgelegt.
Diese Vitamin-Verbindungen sind gemäß EU-Richtlinie 2002/46/EG, Anhang II (Fassung vom 20.03.2021) bzw. der Unionsliste für neuartige Lebensmittel für Vitamin K in Deutschland und anderen EU-Ländern in Nahrungsergänzungsmitteln zugelassen:
- Phyllochinon (Phytomenadion, K1)
- Menachinon (K2)
- Synthetisches Vitamin K2 (Menachinon-7) (neuartig)
Trotz ihrer unterschiedlichen physiologischen Bedeutung und Bioaktivität wird bei den Zufuhrempfehlungen (außer bei Nahrungsergänzungsmitteln) bislang nicht zwischen Vitamin K1 und Vitamin K2 unterschieden.
Zur Prophylaxe von Thrombose-Erkrankungen werden häufig Vitamin K-Antagonisten (zum Beispiel Marcumar), also sozusagen "Gegenspieler" von Vitamin K, verabreicht. Dadurch wird die Vitamin K-Aufnahme gehemmt und es kommt zu einer Verzögerung der Blutgerinnung. Wenn Sie solche gerinnungshemmenden Arzneimittel verschrieben bekommen haben, brauchen Sie Ihre Ernährung zwar nicht auf eine Vitamin K-arme Kost umzustellen. Sie sollten jedoch in jedem Fall eine zusätzliche Vitamin K-Einnahme durch Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente ohne vorherige ärztliche Rücksprache meiden, da dies den Therapieerfolg nachhaltig gefährden kann. Bereits 10 µg Vitamin K2 können die gerinnungshemmende Therapie negativ beeinflussen. Hier finden Sie ein entsprechendes Informationsfaltblatt des Instituts für Ernährungsmedizin des Klinikums rechts der Isar.
Aus diesem Grund schlägt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor, Lebensmittel nicht mit Vitamin K anzureichern, da viele ältere Menschen Vitamin-K-Antagonisten zur Thrombose-Prophylaxe einnehmen.
Das BfR empfiehlt als Höchstmenge in Nahrungsergänzungsmitteln 80 µg K1 oder 25 µg K2 je Tagesdosis. Des Weiteren empfiehlt das BfR für Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin K einen Warnhinweis auf der Verpackung, wonach Personen, die gerinnungshemmende Arzneimittel (vom Cumarintyp) einnehmen, vor dem Verzehr von Vitamin-K-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln sich ärztlichen Rat holen sollten.
Wofür braucht der Körper Vitamin K?
Mit "Vitamin K" ist kein einzelnes Vitamin gemeint, sondern eine Gruppe von Verbindungen mit ähnlicher Grundstruktur.
Die K-Vitamine sind an der Bildung verschiedenster Eiweißbausteine beteiligt. So wirken sie zum Beispiel bei der Herstellung von Proteinen für die Blutgerinnung mit und sind von Bedeutung für Proteine des Blut-Plasmas, der Niere und der Knochen. Das erklärt auch den Einfluss von Vitamin K auf die Knochenerkrankung "Osteoporose". Bei Frauen mit einer niedrigen Vitamin K-Aufnahme ist Studien zufolge auch das Risiko von Knochenbrüchen höher. Welche Rolle die Vitamin-Verbindungen aber tatsächlich bei Entstehung der Krankheit spielen und ob eine zusätzliche Einnahme von Vitamin K einen Nutzen bringt, bleibt offen. Diskutiert wird auch ein Einfluss auf den Schutz von Vitamin K auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Welche Mengen an Vitamin K der Mensch benötigt, kann nur geschätzt werden, da experimentelle Untersuchungen in aussagekräftiger Form nicht existieren. Aus diesem Grund gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung für Vitamin K lediglich Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr an.
- Bei Männern zwischen 15 und 50 Jahren beträgt dieser Wert 70 µg, für Männer ab 51 Jahren wird mit 80 µg etwas mehr angegeben.
- Für Frauen wird die angemessene Zufuhr als etwas geringer eingeschätzt: Mädchen und Frauen zwischen 15 und 50 Jahren sollen etwa 60 µg aufnehmen, Frauen ab 51 Jahren 65 µg.
- Für ältere Personen ist der Wert ca. 10 Prozent höher, um einen möglicherweise höheren Bedarf durch Verdauungsstörungen (s.u.) oder Medikamenten-Einnahme zu berücksichtigen.
Ein Vitamin K-Mangel führt zu Störungen der Blutgerinnung. Diese sichtbaren und unsichtbaren Blutungen können wiederum in verschiedensten Organen und Organsystemen gefährliche Schäden anrichten – vom Magen-Darm-Trakt über Haut und Schleimhäute bis hin zu Nebenniere, Leber und Gehirn. Mithilfe einer einmaligen Gabe von Vitamin K in die Venen ist es möglich festzustellen, ob Gerinnungsstörungen auf einen Vitamin K-Mangel zurückzuführen sind.
Ein ernährungsbedingter Vitamin K-Mangel kommt bei gesunden Menschen in Deutschland jedoch nicht vor. Liegt ein Vitamin K-Mangel vor, ist dies häufig in chronischen Magen-Darm-Erkrankungen begründet wie Zöliakie, Fettverdauungsstörungen, Morbus Chron oder dem sogenannten "Kurzdarmsyndrom". Infolgedessen wird nicht mehr genügend Vitamin K aufgenommen. Chronische Leberschäden können dagegen zu einer unzureichenden Verwertung von Vitamin K führen. Des Weiteren sind Mangelerscheinungen bei langfristiger Einnahme bestimmter Medikamente wie Antibiotika, Medikamente gegen Epilepsie oder Tuberkulose, Medikamenten zur Hemmung der Blutgerinnung sowie bei langandauernder Einnahme von Salicylaten, z. B. durch Aspirin, möglich.
Kann ich meinen Tagesbedarf über die Nahrung decken?
Die fettlöslichen Vitamin K-Verbindungen (K1 und K2) werden mit Hilfe von speziellen Transportmechanismen in die Dünndarmzelle aufgenommen. Die Aufnahmerate kann hierbei zwischen 20 % und 70 % schwanken, da verschiedene Faktoren die Aufnahme steigern oder hemmen.
Vitamin K in seiner natürlichen Form wird von Pflanzen und Mikroorganismen hergestellt. Das von Pflanzen produzierte Phyllochinon, auch Vitamin K1 genannt, findet man viel in den Chloroplasten von grünen Pflanzen. Schon kleine Mengen (30-100 g) grünes Gemüse, wie Grünkohl, Spinat und Brokkoli, reichen um den Schätzwert für die angemessene Zufuhr zu erreichen.
Daneben ist Vitamin K auch in Ölen, Hülsenfrüchten, Früchten, Getreide und schwarzem Tee zu finden. Vitamin K2 (Menachinon), wird über Eigelb, Milchprodukten und Fleisch aufgenommen. Denn die Nutztiere nehmen Vitamin K2 mit der Nahrung auf. Bei bakteriell fermentierten Lebensmitteln wie Käse und Joghurt schwangt der Vitamin K2-Gehalt, je nach verwendeten Bakterienstamm. Durch die Nahrungszubereitung geht Vitamin K nur selten verloren, da die Vitamin-Verbindungen in Lebensmitteln relativ stabil gegenüber Einflüssen von Hitze und Sauerstoff sind. Verluste sind jedoch bei längerer Lagerung von Lebensmitteln aufgrund der Licht-Empfindlichkeit der Vitamin K-Verbindungen möglich.
Bestimmte Bakterien des menschlichen Darmes sind ebenfalls in der Lage, Vitamin K2 zu bilden. Die Bedeutung in Bezug auf die Bedarfsdeckung ist dabei aber vermutlich gering, da das Vitamin in einem Darmabschnitt gebildet wird, in dem eine Aufnahme fettlöslicher Vitamine eher selten stattfindet.
Auf Grundlage des Ernährungssurveys von 1998 und dem Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung von 2012 ist davon auszugehen, dass in Deutschland genügend Vitamin K mit der Nahrung aufgenommen wird.
Da Neugeborene noch keinen ausreichenden Vitamin-K-Speicher besitzen, sind sie auf eine schnelle Vitamin-K-Zufuhr nach der Geburt angewiesen. Die von der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) empfehlen daher Vitamin-K zur Vorbeugung von Blutungen bei Säuglingen zu geben. Hierbei handelt es sich allerdings um Arzneimittel und nicht um Nahrungsergänzungsmittel. Empfohlen wird die orale Verabreichung von dreimal 2 mg Vitamin K als Tropfen. Dabei erfolgt die erste Gabe unmittelbar nach der Geburt im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U1.