Qualität von Lebensmitteln: Kommt es auf die Marke an?

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Gute Qualität zum günstigen Preis? Das ist mit No-Name- und Eigenmarken in Supermärkten und Discountern möglich. Denn qualitativ gibt es zwischen bekannten Markenprodukten und den Eigenmarken des Handels kaum Unterschiede.
Zwei volle Einkaufsbeutel mit Lebensmitteln liegen auf einer Küchenarbeitsplatte.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Lebensmittel kosten heute im Durchschnitt rund 30 Prozent mehr als 2021. Auch wenn die Preise nicht mehr so rasant steigen, verharren sie also weiterhin auf einem hohen Niveau – und das stellt viele Verbraucher:innen vor finanziellen Herausforderungen.
  • Immer mehr Menschen greifen beim Lebensmitteleinkauf zu den vergleichsweise günstigeren Handelsmarken, die die Supermarktketten und Discounter unter ihren eigenen Markennamen anbieten.
  • Die Preise der Eigenmarken-Produkte in Supermärkten und Discountern unterscheiden sich kaum.
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Was steckt eigentlich hinter den sogenannten Handelsmarken?

Klassische Markenprodukte muss der Handel relativ teuer einkaufen. Ein Ziel der großen Lebensmittelhändler ist es daher, mit den sogenannten Eigenmarken und No-Name-Produkten unabhängiger von den Herstellern der Markenprodukte zu werden. Nicht nur Discounter, auch die großen Supermarktketten bieten ein breites Sortiment an Lebensmitteln ohne Herstellerbezug. Bei diesem Vorgehen haben die Handelsketten fast alles selbst in der Hand: Von den Bestellmengen über die Einkaufs- und Verkaufspreise, die Herstellung und Produktzusammensetzung, die Verpackung bis zur Werbung.

Wichtig zu wissen: Die Marge, also der verbleibende Gewinn, ist auf diese Weise für den Handel oft höher als bei Markenprodukten. Und so stärken die fünf großen deutschen Handelskonzerne (Edeka-Gruppe, Rewe-Gruppe, Schwarz-Gruppe, Aldi-Gruppe und Metro-Gruppe) letztlich ihre Marktmacht.

Dass diese Strategie aufgeht, zeigen die Zahlen aus der Fachpresse: Handelsmarken hatten 2024 einen Marktanteil von fast 45,5 Prozent am gesamten Lebensmittelsortiment. Der Umsatz betrug im Jahr 2022 rund 74 Milliarden Euro und hat sich damit seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt.

Profitieren die Verbraucher:innen von günstigen Preisen?

Mit der Teuerung der Lebensmittel in den letzten Jahren konnten zunächst gerade die Handelsmarken mit deutlichen Preisvorteilen gegenüber den Markenprodukten punkten. Denn seit Jahresbeginn 2021 sind die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um fast durchschnittlich 36 Prozent bis Ende 2024 gestiegen und steigen auf diesem hohem Niveau auch in 2025 weiterhin leicht an. 

Unsere Marktchecks im März und Mai 2023 ergaben, dass in allen untersuchten Einkaufsstätten die Handelsmarken günstiger waren als die Markenprodukte. Nach unserer Analyse gab es auch kaum Preisunterschiede zwischen den Anbietern von vergleichbaren Handelsmarken. Teilweise waren die Produkte sogar zum gleichen Preis im Angebot.

Die Preise der Markenprodukte wiesen hingegen große Unterschiede auf. Gerade für Haushalte mit kleinem Budget, die verstärkt auf die Preise achten, sind die Eigenmarken des Handels wichtig. Die Preisdifferenz zwischen Marken und Eingenmarken war zuletzt relativ hoch. 

Cheapflation: Wenn Eigenmarken teurer werden

Allerdings muss man aufpassen: Die Handelsmarken steigen seit Herbst 2024 um ein Vielfaches stärker als Markenprodukte. Aber warum werden nun auch Eigenmarken teurer? Wie bei allen Lebensmitteln schlagen sich steigende Kosten für Verpackung, Transporte und Löhne auch bei den Handelsmarken nieder. Aber vor allen die gestiegene Nachfrage der Verbraucher:innen nach Eigenmarken verleitet den Handel nun die Preise ihrer No-Name-Produkte und Eigenmarken anzuheben. 

Aus einer Auswertungen der Neuen Züricher Zeitung von April 2023 geht hervor, dass REWE und Aldi bei den eigenen Marken kräftig aufgeschlagen haben. Beispielsweise verteuerte sich im Zeitraum von Mai bis Oktober 2022 der Joghurt der REWE-Handelsmarke "ja!" um 47 Prozent, während die durchschnittliche Preissteigerung von Joghurt aller Marken im selben Zeitraum nur bei 17 Prozent lag.

Wie steht es um die Qualität von Handelsmarken im Vergleich zur Premiummarke?

Das Image der Handelsmarken hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Laut einer Umfrage des Handelsmarkenmonitors 2022 sehen knapp zwei Drittel der Befragten Handelsmarken qualitativ gleich mit Herstellermarken. Zu Recht, wie die Testergebnisse der Stiftung Warentest zeigen. Qualitativ gibt es zwischen den bekannten Markenprodukten und den Eigenmarken des Handels kaum Unterschiede. Wer statt nach Markenprodukten zu preisgünstigen Eigenmarken greift, erhält meist ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das gilt für konventionelle Produkte ebenso wie für Bio-Ware.

Mit ihrer Strategie, nicht nur No-Name-Produkte sondern ebenfalls Premium-Eigenmarken anzubieten, versuchen die Handelsketten ein positives Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Und mit Produktinnovationen, etwa für mehr Tierwohl oder im Bio-, Vegan- oder Regional-Segment, lassen sich besonders jüngere Verbraucher:innen gewinnen. Wir empfehlen immer den Kilo- beziehungsweise Literpreis zu vergleichen. Die günstigere Wahl kann nur treffen, wenn man die Grundpreise bei Lebensmitteln am Regal vergleicht. 

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