Tipp-Serie "Nachhaltige Geldanlage"

Pressemitteilung vom
Ab 2. August 2022 wird die Frage nach Nachhaltigkeitspräferenzen bei Geldanlageberatungen Pflicht. Aber der Markt ist unübersichtlich. Die Verbraucherzentrale NRW gibt Rat.
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Fact Sheet

Worum geht es?

Viele Menschen möchten auch bei der Geldanlage auf Nachhaltigkeit setzen. Die Nachfrage steigt, das Angebot auch. Die bisher beschlossenen EU-Regeln dazu sind noch nicht vollständig in Kraft getreten. Aber ab August 2022 sind Finanzberater:innen verpflichtet, bei Gesprächen zur Geldanlage zu fragen, ob ökologische oder soziale Aspekte sowie Kriterien einer guten Unternehmensführung in die Entscheidung für ein Finanzprodukt einfließen sollen. Doch was ist wirklich nachhaltig, was ist „Greenwashing“? Hinzu kommt: Ein gutes Gewissen hilft am Ende nichts, wenn man finanzielle Verluste macht. Wie eine nachhaltige Geldanlage funktioniert und welche Tücken dabei lauern können, erklärt eine Tipp-Serie der Verbraucherzentrale NRW.

Wann:

Stand Juli 2022

Experte:

Ralf Scherfling, Referent für Finanzen bei der Verbraucherzentrale NRW

Was bietet die Serie?

  • Teil 1: Nachhaltige Geldanlage – was ist das? Welche Produkte und rechtlichen Grundlagen es gibt
  • Teil 2: Nachhaltig Geld anlegen: Die Risiken. Rendite ist möglich, aber es braucht die richtige Strategie
  • Teil 3: Nachhaltige Anlage mit und ohne Siegel. Wie man verlässliche Informationen und Produkte findet
  • Teil 4: Das magische Dreieck beachten. Auch für nachhaltige Geldanlage gelten goldene Regeln

Nachhaltige Geldanlage: Was ist das?

Teil 1: Welche Produkte und rechtlichen Grundlagen es gibt

Immer mehr Menschen möchten auch bei der Geldanlage auf Nachhaltigkeit setzen. Der Bereich boomt: Die privaten Investitionen in grüne Fonds oder Festgelder haben sich 2021 im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Der Anteil nachhaltiger Geldanlagen am Gesamtmarkt liegt nun bei 9,4 Prozent. Insgesamt halten private Anleger:innen über 131 Milliarden Euro in diesem Bereich - ein neuer Rekordwert. Und die Hälfte derjenigen, die noch keine nachhaltige Geldanlage besitzen, haben generell Interesse daran, vor allem 18- bis 29-Jährige. Aber Achtung: Ein gutes Gewissen hilft am Ende wenig, wenn man Verluste erleidet oder auf falsche Versprechen hereinfällt. Wie nachhaltige Geldanlage funktioniert und welche Tücken dabei lauern können, erklärt Ralf Scherfling, Referent für Finanzen der Verbraucherzentrale NRW, in einer Tippreihe. Der erste Teil informiert über die richtige Strategie für Anleger:innen.

Zuerst eigene Ziele festlegen

Eine einheitliche oder gesetzliche Definition für nachhaltige – oder auch ethisch-ökologische oder grüne – Geldanlagen gibt es nicht. Der Begriff „nachhaltige Geldanlage“ ist nicht geschützt, deshalb existieren bisher keine verbindlichen Mindeststandards. Jeder Anbieter kann etwas anderes damit meinen. Deshalb sollten Interessierte sich zunächst bewusst machen, was sie selbst unter Nachhaltigkeit verstehen und was ihre Ziele sind. Soll die Geldanlage eine konkrete und im Idealfall nachprüfbare Auswirkung haben („impact”) wie zum Beispiel weniger CO2-Ausstoß? Oder reicht es, Geld so anzulegen, dass es keinen Schaden anrichtet, also etwa nicht in Kohle-Unternehmen investiert ist? Möglich ist auch, in ausschließlich „grüne“ Unternehmen zu investieren oder auch in umweltverschmutzende oder CO2-ausstoßende „braune“ Unternehmen, die erst „gelb“ und später „grün“ werden wollen. Atomkraft ist für manche ein No-Go, für andere akzeptabel oder sogar „grün“. Eine Definition aus der Wissenschaft etwa lautet: Nachhaltig ist jedes Verhalten, das zum Erreichen des Zwei-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens beiträgt, in dem sich die beigetretenen Staaten verpflichten, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 C, möglichst jedoch auf 1,5°C, gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Welche gesetzlichen Vorgaben gibt es?

Die sogenannte Taxonomie der EU wurde 2020 beschlossen und tritt nun stufenweise in Kraft. Sie soll Finanzprodukte nach ihrer Nachhaltigkeit kategorisieren und so Investitionen dorthin lenken. Als nachhaltig bezeichnen dürfen Unternehmen sich bzw. die angebotenen Produkte nur dann, wenn sie vorgegebene Umweltziele erreichen wie Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Vermeidung von Umweltverschmutzung. Große Unternehmen müssen darüber informieren, wie sie diese Ziele erfüllen. Allerdings gelten ab 2023 auch Investitionen in Gas- und Atomkraftwerke unter bestimmten Auflagen als nachhaltig. Daher sollten Interessenten nun noch genauer hinschauen, wo sie investieren. Immerhin müssen Anbieter von Finanzprodukten seit 2021 bei der Nachhaltigkeit ihrer Produkte für mehr Transparenz sorgen, also zum Beispiel informieren, ob ein Fonds gar keine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt, eine „hellgrüne“ oder eine Impact-Strategie. Daher sind Informationen zur nachhaltigen Geldanlage leichter zu finden als früher.

Welche Produkte sind besonders verbreitet?

Bei nachhaltiger Geldanlage sind meist einlagengesicherte Produkte und Investmentfonds gefragt. Das zeigt sich auch in der Beratungspraxis der Verbraucherzentralen. Es gibt nachhaltige Festgelder und Sparbriefe von ethisch-ökologischen Banken, aber auch bei klassischen Instituten. Grüne Fonds können aktiv gemanagt sein oder passiv einen nachhaltigen Aktienindex abbilden (Indexfonds/ETFs). Andere Produktklassen sind für unerfahrene Privatanleger wegen der damit verbundenen Risiken bis hin zum Totalverlust oft nicht geeignet. Ein Beispiel sind Direktinvestitionen am grauen Kapitalmarkt, etwa als unternehmerische Beteiligung oder in geschlossenen Fonds.

Was muss man zu nachhaltigen Fonds wissen?

Mit Fonds als Geldanlage kann man Risiken breit streuen. Nachhaltige Fonds können ökologisch und klimafreundlich, aber auch sozial und ethisch ausgerichtet sein. Oft wird dies im Fondsnamen mit ESG (Environmental, Social, Government) oder SRI (Socially Responsible Investment) abgekürzt. Es gibt aber noch keine staatlichen Vorgaben oder Siegel, wann diese Bezeichnungen wirklich gerechtfertigt sind. Ein ESG oder SRI im Fondsnamen allein ist keine Garantie. Wenn ein Unternehmen sich für saubere Energie und nachhaltige Nutzung der Ressourcen einsetzt und ein anderes Wert auf faire Löhne legt und keine Kinder für sich arbeiten last, kann beides als nachhaltig definiert sein. Die EU-Offenlegungsverordnung lässt hier noch einige Fragen unbeantwortet. So ist bei Finanzprodukten mit breitem Portfolio noch unklar, wie hoch der Anteil sein muss, um als nachhaltig zu gelten. Zudem fehlt eine Definition, wann ein Finanzprodukt wirklich auf eine nachhaltige Investition abzielt oder wann es nur einzelne ökologische oder soziale Merkmale aufweist.

Welche Anlagestrategien gibt es bei Fondsanbietern?

Einige Fonds investieren gezielt in „grüne” Branchen wie Windkraft oder Solarenergie. Andere schließen Branchen aus, etwa die Öl- oder Waffenindustrie, es wird also nach Negativkriterien entschieden. Manche investieren trotzdem in Unternehmen, die teilweise in einer eigentlich ausgeschlossenen Branche tätig sind, wenn ein Toleranzwert von beispielsweise fünf Prozent nicht überschritten wird. Eine weitere Möglichkeit ist der Best-in-Class-Ansatz. Hier wird aus jeder Branche in die umweltfreundlichsten Unternehmen investiert. Das kann auch die Automobilbranche sein. Andere Anbieter versprechen, Nachhaltigkeit durch Einflussnahme zu steigern, beispielsweise durch den direkten Dialog mit der Geschäftsführung oder durch das Ausüben von Stimmrechten auf der Hauptversammlung. Welchem Ansatz Fondsmanager:innen folgen, erfahren Anleger:innen auf der Webseite der jeweiligen Fondsgesellschaft, etwa im Produktinformationsblatt. Die grünen Ziele der Fonds sollten zu den persönlichen Nachhaltigkeitskriterien passen.

Weiterführende Infos und Links:


Nachhaltig Geld anlegen: Die Risiken

Teil 2: Rendite ist möglich, aber es braucht die richtige Strategie

Bei der Geldanlage geht es immer darum, welche Chancen und Risiken mit einem Produkt verbunden sind. Das gilt auch für die recht neuen nachhaltigen Anlagemöglichkeiten. Ralf Scherfling, Referent für Finanzen bei der Verbraucherzentrale NRW, erklärt in Teil 2 der Serie zur nachhaltigen Geldanlage, welche ethisch-ökologischen Geldanlagen besonders riskant sind, wie man die Gefahr eines Totalverlustes vermeidet und wie man sich vor „Greenwashing“ schützt.

Welche Produkte besonders riskant sind

Bei jeder Geldanlage hängen die Chancen und Risiken vor allem von der gewählten Produktklasse ab. So gilt für Festgelder und Sparbriefe der Schutz der gesetzlichen Einlagensicherung. Allerdings sind die Renditeaussichten überschaubar. Fondsanteile haben eine höhere Renditechance und sind als Sondervermögen gegen eine mögliche Insolvenz der Fondsgesellschaft geschützt, mit Kursrisiken müssen Anleger aber leben können. Investments wie geschlossene Fonds, Direktinvestments oder Nachrangdarlehen sind für Privatanleger nicht geeignet. Hier besteht das Risiko eines Totalverlustes, es gibt Renditeversprechen statt fester Zusagen, lange Laufzeiten und vorzeitige Rückgabemöglichkeiten sind nur eingeschränkt bzw. nicht vorhanden. Interessierte müssen also erst die passende Produktklasse finden – egal ob man Geld klassisch oder nachhaltig anlegen möchte.

Nachhaltige Geldanlage heißt nicht automatisch Renditeverzicht

Grundsätzlich kann man mit einer nachhaltigen Geldanlage die gleiche Rendite erzielen wie mit einer klassischen Geldanlage. So muss beispielsweise ein nachhaltiger Indexfonds (ETF) keinesfalls schlechter abschneiden als die klassische Alternative. Allerdings muss man beachten, dass einzelne Produkte hinsichtlich messbarer Wirkungen unterschiedlich nachhaltig sein können. Wer eine konkrete Wirkung („impact“) wünscht, kann das auch über Renditeverzicht erreichen. Etwa wenn man ganz bewusst bereit ist, für einen aktiv gemangten Fonds mit dem Ziel eines impacts eine jährliche Verwaltungsgebühr von knapp zwei Prozent zu zahlen statt weniger als 0,5 Prozent bei einem nachhaltigen ETF, der allerdings einen deutlich weniger strengen Nachhaltigkeitsansatz verfolgt. Beim Ziel eines konkreten „impacts“ steht zudem nur ein begrenzter Teil des Finanzmarktes zur Verfügung.

Was ist „Greenwashing“ und „Impact-Washing“?

Mit dem sogenannten „Greenwashing“ geben sich Unternehmen oder Produkte einen grünen Anstrich, obwohl entsprechende Maßnahmen im operativen Geschäft gar nicht verankert sind. Ein Produkt wird als nachhaltig beworben, ohne es wirklich zu sein. Es ist also eine Irreführung der Verbraucher:innen. Dies liegt auch an der fehlenden allgemeingültigen Definition des Begriffs der Nachhaltigkeit. Beim „Impact-Washing“ wird die tatsächlich durch die Geldanlage erzielbare Wirkung geschönt. Es kann sein, dass „Greenwashing“ und „Impact-Washing“ Hand in Hand gehen – also eine besonders perfide Täuschung vorliegt. Aber es kann auch „Impact-Washing“ vorliegen, obwohl das Produkt an sich tatsächlich „grün“ ist. In dem Fall wird der Nutzen durch die Geldanlage übertrieben dargestellt und eine Wirkung suggeriert, die es so gar nicht gibt. Eine Gruppe von Banken und Vermögensverwaltern hat bereits eigene Leitlinien gegen irreführende Vermarktungen sogenannter Impact-Fonds aufgestellt.

Wie schützt man sich vor falschen Nachhaltigkeitsversprechen?

Anleger sollten misstrauisch sein, Werbeversprechen hinterfragen und Angebote vergleichen. Doch leider ist „Greenwashing“ rechtlich schwer nachweisbar. Immer wieder gibt es Klagen gegen einzelne Anbieter, die auch von den Verbraucherzentralen geführt werden. Ein Beispiel ist die erfolgreiche Klage gegen den Impact-Rechner der Deka-Bank, der eine exakte CO2-Einsparung suggeriert hatte: Mit einer Geldanlage von 10.000 Euro würden 830 kWh erneuerbare Energien produziert, 6,71 Tonnen Abfall und 575 Kilo CO2 eingespart. In solchen Fällen greift nun die EU-Taxonomie, die schon teilweise in Kraft getreten ist und ab 2023 für weitere Transparenz sorgen soll. Dazu gehört auch die Pflicht, bei Anlageberatungen nach Nachhaltigkeitspräferenzen zu fragen. Weitere Pflichten sollen die Gefahr gezielter Fehlinformationen mindern. So müssen Unternehmen genau erläutern, warum ein Produkt als nachhaltig eingestuft ist.

Weiterführende Infos und Links:


Nachhaltige Geldanlage mit und ohne Siegel

Teil 3: Wie man verlässliche Informationen und Produkte findet

Wer nachhaltig Geld anlegen will, möchte in der Regel sinnvoll investieren und die Welt ein bisschen besser machen. Doch das Angebot ist unübersichtlich, vor allem auch, weil eine einheitliche Definition fehlt und Standards etwa in der EU derzeit noch erarbeitet werden. „Auf die Versprechen von Anbietern alleine sollte man sich nie verlassen“, sagt Ralf Scherfling, Referent für Finanzen bei der Verbraucherzentrale NRW. Welche konkreten Angebote es gibt und wie man verlässliche Informationen findet, erklären wir in Teil 3 der Serie zur nachhaltigen Geldanlage.

Gibt es Label oder Siegel, an denen man sich orientieren kann?

Ein unabhängiges staatliches Siegel gibt es nicht. Es gibt im Markt zwar andere Siegel bzw. Label für Nachhaltigkeit, die versprechen, einen gewissen Mindeststandard zu garantieren. Doch Achtung: Jedes Siegel ist immer so gut wie derjenige, der es vergibt. Deshalb sollte man genau hinschauen: Unter welchen Voraussetzungen wird das Siegel vergeben? Kritisch kann es etwa sein, wenn der Siegel-Herausgeber über die zu zahlende Gebühr Geld vom Siegel-Nutzer erhält und sich die Frage eines möglichen Interessenkonflikts stellt. Hilfreich können Abstufungen sein: So hat beispielsweise das Siegel des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG-Siegel) vier Ausprägungen von null bis drei Sternen. In jedem Fall können Siegel immer nur einen Hinweis geben, sollten aber keinesfalls der alleinige Grund für den Kauf eines bestimmten Produktes sein.

Gibt es Banken mit speziellen Nachhaltigkeitsstandards?

Der Begriff „Nachhaltige Geldanlage“ ist nicht geschützt – wie viel Nachhaltigkeit wirklich drin steckt, kann sich also durchaus unterscheiden. In Deutschland gibt es aktuell 14 Banken mit Nachhaltigkeitsstandards und spezialisierte Geldinstitute, die ihr gesamtes Bankgeschäft an eigens festgelegten ethisch-ökologischen Kriterien ausgerichtet haben. Aber auch bei diesen Banken sollte man prüfen, ob sich das Verständnis des Anbieters von Nachhaltigkeit mit der eigenen Auffassung deckt. Auch klassische Banken und Sparkassen bieten Produkte für nachhaltige Geldanlage an. Ob dies zu den eigenen Zielen und Präferenzen passt, bleibt aber jeweils zu prüfen.

Wo findet man nachhaltige Fonds?

Hier ist die Auswahl so groß, dass es insbesondere für unerfahrene Privatanleger:innen kaum möglich ist, den passenden Investmentfonds zu finden. Dies gilt sowohl für Anleger:innen, die eine konkrete Wirkung („impact“) über einen aktiv gemanagten Fonds erreichen wollen als auch für Sparer:innen, denen ein weniger strenger Ansatz reicht und die einen passenden nachhaltigen Indexfonds (ETF) suchen. Die Hausbank berät zu dem Thema sicher gerne – aber hier wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit im ersten Schritt lediglich Produkte der jeweiligen Kooperationspartner angeboten bekommen, also nur ein eingeschränktes Marktangebot. Eine unabhängige Orientierung bietet beispielsweise die Stiftung Warentest mit Testergebnissen und einer Fondsdatenbank.

Wo findet man verlässliche Informationen?

Informationen zur nachhaltigen Geldanlage findet man im Netz reichlich. Für Verbraucher:innen ist es nicht einfach, zwischen gesetzlich vorgegebenen Pflichtangaben und reinen Werbeaussagen zu unterscheiden. Unabhängige Quellen zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie keine konkreten Produkte empfehlen, sondern grundsätzliche Einordnungen geben. Eine solche Quelle sind die Seiten der Verbraucherzentralen. Die Stiftung Warentest bietet regelmäßig neutrale Untersuchungen zur nachhaltigen Geldanlage an. Eine weitere Quelle kann der FairFinanceGuide sein, der die sozialen und ökologischen Selbstverpflichtungen bestimmter Kreditinstitute untersucht. In Deutschland ist die Verbraucherzentrale Bremen Kooperationspartner.

Weiterführende Infos und Links:


Das magische Dreieck beachten

Teil 4: Auch für nachhaltige Geldanlage gelten goldene Regeln

Wer Geld anlegen möchte, hat bei allen Produktklassen eine Wahl zwischen nachhaltigen und klassischen Alternativen. Doch Achtung: Es reicht keinesfalls, einfach nur zu prüfen, ob der Anbieter unter dem Begriff der Nachhaltigkeit das Gleiche versteht wie man selbst. Viel wichtiger ist es, zuerst die goldenen Regeln der Geldanlage zu berücksichtigen – egal, ob man klassisch oder nachhaltig investieren möchte. Ralf Scherfling, Referent für Finanzen bei der Verbraucherzentrale NRW, rät in Teil 4 der Serie zur nachhaltigen Geldanlage, immer erst existentielle Risiken abzusichern und Angebote gut zu vergleichen.

Die goldenen Regeln der Geldanlage kennen

Eine Geldanlage kommt erst in Frage, wenn existentielle Risiken abgesichert sind, etwa durch eine private Haftpflichtversicherung. Auch sollte Geld übrig sein und nicht regelmäßig beim Girokonto der Dispo in Anspruch genommen werden. Wichtig ist das Ziel der Geldanlage, vor allem der zur Verfügung stehende Zeithorizont: Spare ich für den nächsten Urlaub, auf eine Immobilie oder für die Altersvorsorge? Und man sollte nur Produkte kaufen, die man versteht. Wer sich für ein konkretes Produkt interessiert, sollte auf die Kosten achten und bei der Renditeerwartung nicht einfach von der Entwicklung der Vergangenheit auf die Zukunft schließen. Es gilt, immer verschiedene Angebote zu vergleichen und sich ausreichend Zeit für die Entscheidung zu nehmen.

Auf das magische Dreieck der Geldanlage achten

Die drei Ziele der Geldanlage sind Rentabilität, Sicherheit und Liquidität. Das nennt man „magisches Dreieck“. Also: Auf wie viel Rendite darf ich hoffen, wie hoch ist das Risiko und wie schnell komme ich im Fall der Fälle an mein Geld. Auch wenn alle drei Ziele wichtig sind, kann man sie nicht alle gleichzeitig voll erreichen. Entweder findet man ein Produkt, bei dem man in allen drei Kriterien Abstriche machen muss. Oder man wählt ein Produkt, mit dem man maximal zwei Ziele vollständig erreichen kann, bei dem das dritte dann aber außer Reichweite ist. Geld auf einem Tagesgeldkonto ist sicher und jederzeit verfügbar – aber auf eine ordentliche Rendite braucht man nicht zu hoffen. Wer einen Aktienfonds hat, kann längerfristig ordentliche Gewinne erzielen und seine Anteile jederzeit an der Börse verkaufen oder an die Fondsgesellschaft zurückgeben. Aber eine sichere Geldanlage ist dies nicht, denn Kursverluste sind jederzeit möglich. Wer nachhaltig anlegen möchte, will sich ganz bewusst nicht auf Rentabilität, Sicherheit und Liquidität beschränken, sondern darüber hinaus auch etwas Gutes tun. Nachhaltigkeit ergänzt das magische Dreieck, die bisherigen Ziele werden aber nicht ersetzt.

Welche Geldanlage man besser vermeidet

Das gute Gewissen bei nachhaltiger Anlage hilft nichts, wenn sich Risiken realisieren und man Verluste erleidet. Produktklassen wie geschlossene Fonds oder Direktinvestitionen sind für Privatanleger zu riskant. Egal ob klassisch oder nachhaltig: Davon sollten Verbraucher:innen ohnehin Abstand nehmen. Prominente Beispiele für große Verluste sind die Zertifikate der Investmentbank Lehman Brothers in der Finanzkrise 2008 und die Erneuerbare-Energien-Unternehmen Solarworld und Prokon. Insolvenzen und Verluste sind keine Besonderheit von nachhaltigen Geldanlagen, sie sind dort eben aber auch möglich.

Weiterführende Infos und Links:

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