Preiskrise treibt Menschen in Kreditfallen

Pressemitteilung vom
Verbraucherzentrale NRW warnt vor teuren Krediten und fordert besseren Schutz vor Wucherzinsen
  • Zum Weltverbrauchertag (15. März) warnt die Verbraucherzentrale NRW vor Kreditaufnahmen bei knapper Kasse
  • Lockangebote wie „Kredite ohne Schufa“ bringen statt schnelles Geld oft hohe Kosten
  • Verbraucherschützer fordern effektiven Schutz vor Wucherzinsen und überhöhten Kreditkosten
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Viele Kreditvermittler locken in Anzeigen mit „Krediten ohne Schufa“ oder „unbürokratischen, problemlosen Sofort-Krediten“. Wenn das Geld knapp ist, erscheinen solche Angebote auf den ersten Blick sehr attraktiv. Besonders für Menschen mit geringer Bonität, deren Hausbank kein reguläres Darlehen mehr gewährt. „Durch Inflation und Energiepreiskrise geraten immer mehr Menschen in akute Zahlungsschwierigkeiten“, sagt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW anlässlich des Weltverbrauchertages. „Die Kreditaufnahme erscheint dann manchen als schnelle Lösung, um sich finanziell wieder Luft zu verschaffen. Sie führt Verbraucher:innen aber oftmals in eine Kostenspirale aus hohen Zinsen und versteckten Zusatzkosten.“ Der Verbraucherschützer sieht hier auch die Politik gefordert: „In Deutschland gibt es aktuell keinen funktionierenden Kostendeckel, der Verbraucher:innen vor überhöhten Kreditkosten und Wucherzinsen schützt.“

Wer an einen dubiosen Kreditanbieter gerät, muss mit teils enormen Zusatzkosten rechnen. Gerade Kleinkredite, die niedrige Geldsummen schnell verfügbar machen sollen, können sehr teuer werden. Hohe Zinssätze von bis zu fast 15 Prozent sind keine Seltenheit. Oft werden Verbraucher:innen darüber hinaus weitere sogenannte „Zusatzleistungen“ in Rechnung gestellt, damit das Geld besonders schnell, zum Beispiel innerhalb von 24 Stunden, ausgezahlt wird. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Verbraucher:innen Angebote erhalten, die als „Finanzsanierung“ firmieren. Hinter diesen Angeboten verbirgt sich häufig überhaupt kein Kredit. Stattdessen sollen Verbraucher:innen für meist  gehaltlose Leistungen hohe Kosten zahlen. „Viele Menschen geraten in ihrer Not an teure Kredite mit hohen Zusatzkosten, die ihr Problem nicht lösen, sondern ihre finanzielle Situation sogar verschlimmern“, so Schuldzinski. Aber auch bei anderen Kreditanbietern ist Vorsicht geboten. So kann ein Rahmenkredit, der über eine Kreditkarte in Anspruch genommen wird, schon mal mit über 16 Prozent effektiven Jahreszins zu Buche schlagen. Auch der allseits bekannte Dispo kann zur Kostenfalle werden, wenn er nicht schnell wieder ausgeglichen wird. Wird der Dispo regelmäßig genutzt, um die monatlichen Lebenshaltungskosten zu decken, kann er, bei Zinssätzen von um die 10 Prozent und mehr, den Einstieg in die Überschuldung bedeuten.

Wucherzinsen einen Riegel vorschieben

Verbraucher:innen werden vor überhöhten Kreditkosten derzeit nur unzureichend geschützt. Lediglich die Sittenwidrigkeitsrechtsprechung setzt bisher gewisse Grenzen. So gilt ein Kreditvertrag als sittenwidrig, wenn zwischen Leistung und Gegenleistung ein auffälliges Missverhältnis besteht und der Kreditgeber die schwächere Stellung des Kreditnehmers bewusst ausnutzt. „Die Rechtsprechung ist jedoch kompliziert, hochgradig einzelfallabhängig und berücksichtigt nur bedingt neuere verbraucherschützende Vorschriften“, kritisiert Schuldzinski. „Ein wirklicher Kostendeckel muss klar, effektiv und für Verbraucher:innen rechtssicher sein. Wir fordern daher, dass der Gesetzgeber für jede Form des Verbraucherkredits einen Referenzzinssatz festlegt, der in regelmäßigen Zeitabständen angepasst wird. Wird dieser um einen bestimmten Wert überschritten, ist die Kreditvergabe sittenwidrig, da wucherisch.“ Auf europäischer Ebene wurde im Rahmen der Überarbeitung der Verbraucherkreditrichtlinie ein „Kostendeckel“ für Verbraucherkreditkosten diskutiert. „Im Ergebnis wurde bisher jedoch die Chance vertan, diesen auf  EU-Ebene als wirksamen Schutz vor Wucherzinsen umzusetzen“, so Schuldzinski.

In finanzieller Notlage professionelle Hilfe suchen

Grundsätzlich sollten Verbraucher:innen in finanziellen Schwierigkeiten vor dem Abschluss eines Kredites alternative Lösungen prüfen und dafür im Zweifelsfall auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Zentrale Anlaufstellen sind hierfür die durch die Aufsichtsbehörde anerkannten – möglichst kostenfreien – Schuldnerberatungsstelle. Fachleute können Betroffene dabei unterstützen, sich einen Überblick über ihre Finanzen zu verschaffen, die ausstehenden Zahlungen zu priorisieren, Einsparmöglichkeiten zu ermitteln oder potentielle Ansprüche auf staatliche Transferleistungen aufzuzeigen.

Weitere Informationen und Links

Weitere Informationen zu Kreditfallen unter www.verbraucherzentrale.nrw/kreditfallen

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