Das 9-Euro-Ticket allein reicht nicht

Pressemitteilung vom
Eine Umfrage der Schlichtungsstelle Nahverkehr zeigt, welche Bedürfnisse die Menschen bei der Nutzung des ÖPNV haben
  • Damit mehr Menschen dauerhaft Bus und Bahn nutzen, muss das Angebot besser werden
  • Entscheidend für den Umstieg sind Pünktlichkeit, verlässliche Umstiege und ein einfaches Tarifsystem
  • Wenige Verbraucher:innen kennen ihre Kundenrechte gut
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Mehr als 21 Millionen der günstigen Tickets sind bislang verkauft worden. Eingeführt wurde die Monatskarte für das gesamte Bundesgebiet, um mehr Leuten die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs schmackhaft zu machen. Die Schlichtungsstelle Nahverkehr bei der Verbraucherzentrale NRW zieht zur Halbzeit der dreimonatigen Versuchsphase eine Zwischenbilanz. Über den Gesamtzeitraum von Juni bis Ende August befragt sie Menschen in ganz Deutschland zu ihrem Nutzungsverhalten im Nahverkehr. Die Umfrage macht jetzt schon klar: Ein günstiger Preis ist wichtig, aber reicht alleine nicht, um Verbraucher:innen dauerhaft an den ÖPNV zu binden.

Auf die Frage, welche Aspekte ihnen bei einer zukünftigen regelmäßigen Nutzung von Bus und Bahn am wichtigsten wären, antworteten 69 Prozent der Befragten „Pünktlichkeit und verlässliche Umstiege“ und 64 Prozent „enger Takt der Verbindungen“. Fast ein Drittel der Menschen gaben gleichzeitig an, ab September den öffentlichen Personennahverkehr nicht häufiger nutzen zu wollen als bisher. Grund: Verbindungen und Takte seien ihnen zu ungünstig. „Dieses Ergebnis zeigt uns deutlich, dass das Angebot verbessert werden muss, um bei mehr Verbraucher:innen einen Umstieg zu erreichen“, bilanziert Melanie Schliebener von der Schlichtungsstelle Nahverkehr. „Wir freuen uns aber darüber, dass immerhin rund 10 Prozent der Befragten angegeben haben, den ÖPNV auch nach August häufiger nutzen zu wollen.“

Komplizierter Ticketkauf hält Menschen vom Umstieg ab

Die Schlichtungsstelle Nahverkehr stellt den Menschen über den gesamten Geltungszeitraum des 9-Euro-Tickets unterschiedliche Fragen zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Rund 2.500 Stichproben täglich ergeben dabei das Gesamtbild. Dieses liefert unter anderem Antworten dazu, welche Rolle das Tarifsystem für die Menschen beim Umstieg auf den ÖPNV spielt. Dass ihnen der Preis für eine regelmäßige Nutzung besonders wichtig ist, gab gut die Hälfte aller Antwortenden (56 Prozent) an. 41 Prozent wünschten sich außerdem ein einfaches Preissystem. „Wir haben sogar gesehen, dass jedem Zehnten die Tarife zu kompliziert sind, um dauerhaft umzusteigen“, so Melanie Schliebener. „Das zeigt, dass nicht nur ein günstiger Preis entscheidend ist, sondern auch ein unkompliziertes System sowohl für den Ticketkauf als auch die Nutzung des ÖPNV.“

Volle Busse bislang noch kaum Thema

Trotz des hohen Andrangs an den langen Wochenenden im Juni und mit Beginn der Ferien in NRW gaben bislang nur 15 Prozent der Befragten an, dass ihnen die Busse und Bahnen zu voll seien. Wenn am Wochenende weitere Bundesländer ihre Schulferien beginnen, könnte sich dieses Bild noch einmal ändern, vermutet Melanie Schliebener. Dass lediglich 16 Prozent angaben, ihre Rechte als Kunden gut zu kennen, ließe entweder darauf schließen, dass die Kundenrechte allgemein nicht bekannt seien oder darauf, dass auch diese zu kompliziert seien, so die Expertin. Nur 20 Prozent der Befragten haben laut Umfrage schon einmal ihre Kundenrechte geltend gemacht. Weitere Umfrageergebnisse wird die Schlichtungsstelle Nahverkehr nach dem Gültigkeitszeitraum des 9-Euro-Tickets veröffentlichen.

Die Schlichtungsstelle Nahverkehr:

Die Schlichtungsstelle Nahverkehr ist eine unabhängige Einrichtung und hilft Verbraucher:innen kostenlos bei der Lösung von Problemen im öffentlichen Nahverkehr. www.schlichtungsstelle-nahverkehr.de

Zu den Umfrageergebnissen

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