Fast Furniture – kurzlebige Möbel und ihre Schattenseiten

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Fast Furniture ist ein Begriff für preiswerte, aber oft kurzlebige Möbel. Häufig bestehen sie aus Span- oder Holzfaser-Platten mit minderwertigen Beschlägen und Holzteilen, die oft nur wenige Jahre halten. Weil sie schnell kaputtgehen oder nicht mehr im Trend liegen, werden sie selten repariert.
Verschiedene Sofas in einem Möbelhaus

Das Wichtigste in Kürze:

  • Schnell und billig produzierte Möbel sind oft kurzlebig, lassen sich nur schlecht reparieren und werden schnell wieder weggeworfen.
  • Die Fast-Furniture-Produktion sorgt für massive Abholzung. Auch in Schutzgebieten wird Raubbau für Holz betrieben.
  • Eine nachhaltige Alternative zu Fast Furniture ist es, gebrauchte Möbel zu kaufen. Vor allem Möbel aus Vollholz sind robust, lassen sich gut reparieren und erstrahlen mit kreativen Upycling-Ideen in neuem Glanz.
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Umweltschäden und Entwaldung

Die Herstellung so genannter Fast Furniture (englisch für schnelle Möbel) verschlingt riesige Mengen an Holz – allein IKEA verarbeitet jährlich etwa 20 Millionen m³ Holz. Dafür müsste man eine Waldfläche größer als die Hauptinsel von Malta abholzen – jedes Jahr! Ein Teil des Holzes, das von Fast-Furniture-Unternehmen genutzt wird, stammt möglicherweise aus alten Wäldern in Sibirien, Rumänien oder Schutzgebieten. Interpol schätzt, dass etwa 15–30 Prozent allen gehandelten Holzes illegal sind. Auch Nachhaltigkeitssiegel geben keine absolute Sicherheit.

Müllmengen

2023 fielen in Deutschland 2,4 Mio. Tonnen Sperrmüll an, ein großer Teil davon waren Möbel. Nur rund 10 Prozent der Möbel werden stofflich recycelt – der Rest wird verbrannt. Anders als Metalle oder Kunststoff können Holzprodukte nicht einfach eingeschmolzen und umgeformt werden.

Menschenrechts- und Sozialaspekte

Durch den illegalen Holzabbau werden die Arbeitenden in den Wäldern gefährdet, weil der Arbeitsschutz nur selten gut ist. Auch Umweltaktivist:innen, die gegen den Raubbau vorgehen, werden bedroht und mit Gewalt von ihrem Einsatz abgehalten. Für die Anlage von Holzplantagen in den Ländern des Südens werden auch immer wieder Indigene mit Gewalt vertrieben.

Grafik einer Pyramide mit Textfeldern (von unten nach oben): "nutzen, was man hat; upcyceln und reparieren; leihen und tauschen; gebraucht kaufen; neu kaufen" und dem Erklärtext "Pyramide für nachhaltigen Konsum"

Nachhaltiger mit Möbeln umgehen

  • Nichts geht über länger nutzen: Möbel werden oft über Generationen vererbt. In vielen Haushalten stehen Möbelschätze aus Großelternzeiten. Das ist nicht nur schön, sondern auch nachhaltig. Je länger wir Möbel nutzen, umso weniger müssen neu produziert werden. Umweltschäden und Kosten werden eingespart. Daher sollte man sich jedes Mal fragen, ob man wirklich neue Möbel braucht. Vielleicht reicht ja auch ein neuer Anstrich aus.
  • Qualität statt Quantität: Massivholz oder dichte Spanplatten mit solider Konstruktion sind langlebiger und können Jahrzehnte überdauern. Auch günstigere Marken können durchaus langlebige Möbel anbieten – es ist aber nicht immer möglich, das direkt zu erkennen. Auch die Wahl eines schlichten zeitlosen Designs sorgt dafür, dass die Möbel nicht unmodern werden.
  • Pflege & Umzug: Möbel bleiben länger stabil, wenn man sie richtig montiert, pflegt und bei Umzügen vorsichtig behandelt. Beschläge kann man mit dem Schraubenzieher nachziehen.

Reparieren

  • Selbst reparieren: Kleine Kratzer mit Holzpaste oder Lack reparieren, Ersatzteile wie Schrauben oder Beschläge lassen sich oft einzeln austauschen.
  • Fachleute einbinden: Tischler, Polsterer und Reparaturcafés können bei größeren Schäden weiterhelfen (z. B. Austausch defekter Fronten, Polster neu beziehen, Leimverbindungen nachkleben).
  • Upcycling: Möbel abzuschleifen und neu zu lackieren oder neue Beschläge und Zierleisten anzubringen, kann alten Möbeln einen ganz neuen Look verleihen. So werden manch alte Teile wieder zum Hingucker. Anleitungen und Beispiele findet man im Internet.

Gebrauchtwarenkauf und Gutes selbst weitergeben

  • Second‑Hand-Märkte: Flohmärkte, Onlineplattformen, Kleinanzeigen und Sozialkaufhäuser bieten oft gute Stücke günstig an. Sind eigene Möbel übrig, kann man sie leicht per Kleinanzeige verschenken oder verkaufen. So werden sie weitergenutzt.
  • Soziale Werkstätten und soziale Möbelhäuser: Sie nehmen Möbelspenden an und verkaufen sie weiter. Hier gibt es gut aufbereitete Möbel, Vintage-Unikate aus zweiter Hand und der Kauf fördert soziale Arbeitsplätze. Wer selber Möbel spenden möchte, sollte sich vorher über den Bedarf informieren und die Abholbedingungen erfragen.

Nachhaltig neu kaufen

  • Umweltsiegel: Achten Sie auf das Holzsiegel FSC und Labels wie Blauer Engel oder Goldenes M oder Holz von hier. Die Siegel geben zwar keine absolute Sicherheit, aber sind in den meisten Fällen besser als Produkte ohne Siegel. Eine Übersicht über verschiedene Möbel-Siegel und ihre Bedeutungen finden Sie in diesem Artikel.
  • Lokale Produktion: Möbel "Made in Germany" oder "regional gefertigt" haben oft geringere CO₂-Emissionen, stärken lokale Betriebe und bieten bessere Transparenz.

Quellen

  1. https://www.arte.tv/de/videos/112297-000-A/wie-ikea-den-planeten-pluendert
  2. https://www.srf.ch/news/schweiz/nachhaltig-sieht-anders-aus-ikea-moebel-mit-holz-aus-schuetzenswerten-waeldern
  3. https://www.test.de/Tropenholz-Falsche-Etiketten-und-Siegel-ein-Streifzug-durch-Moebellaeden-5196454-0/
  4. https://www-genesis.destatis.de/datenbank/online/table/32121-0001/
  5. https://www.lwk-niedersachsen.de/lwk/news/36164_Schaetzhilfen_Wieviel_Festmeter_und_Baeume_stehen_in_meinem_Wald
    Laut der Seite sind in einem schlagreifen Fichtenwald 700 Volumenmeter Holz. Umgerechnet sind das dann 285,6 km² Wald, die man braucht, um die 20 Mio m³ wachsen zu lassen.