App-Test »Scan4Chem«: Chemikalien und Giftstoffen auf der Spur

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Schadstoff-Scanner sind beliebt und von diversen Anbietern verfügbar. "Scan4Chem" will mit einer besonders großen Vielfalt an Produkten punkten, die mit dem Smartphone erfasst und auf giftige Inhalte geprüft werden können. Unser Test verrät, ob die App hält, was das Umweltbundesamt verspricht.
Illustration eines Barcodes als Logo der App Scan4Chem

Ob ToxFox, CodeCheck oder Yuka, die Auswahl an populären und professionell produzierten Apps zur Erkennung von Schadstoffen in Produkten des täglichen Gebrauchs ist immens. Oft liegt der inhaltliche Schwerpunkt dabei auf Kosmetik- und Pflegeartikeln sowie deren Verpackungen. Scan4Chem erweitert das Produktsortiment nun um Möbel, Elektrogeräte, Spielzeug und vieles mehr. Dies zumindest verspricht der Anbieter. Letztendlich erweist sich die Produktdatenbank der App leider als deutlich kleiner als erhofft, weswegen man für die meisten von uns zu Testzwecken gescannten Produkte eine Anfrage nach "besonders besorgniserregenden Stoffen" nach EU-Standard an die jeweiligen Hersteller schicken muss. Immerhin geschieht dies deutlich effizienter als bei einigen Mitbewerbern. Und die Werbefreiheit und Datensparsamkeit von Scan4Chem ist ebenfalls nicht zu verachten. Unser Gesamturteil ist aufgrund des geringen Mehrwerts der App für Umwelt, Verbraucherinnen und Verbraucher dennoch nicht positiv.

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Name: Scan4Chem
Anbieter: Umweltbundesamt (Infoseite auf www.umweltbundesamt.de)
Kategorie: Produktscanner
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Alles andere als giftig: Der App-Einstieg

Technisch anspruchsloser und dabei möglichst datensparsam könnte die Nutzung von Scan4Chem kaum sein. Die kostenlose und mit gut 30 MB Größe sehr kleine App fühlt sich auch auf älteren Smartphone-Modellen wohl und bedarf keiner Registrierung. Die Angabe des Namens und einer E-Mail-Adresse sind nur dann notwendig, wenn man die Antworten von Herstellern auf Schadstoff-Anfragen in Kopie als Mail erhalten möchte. Anders als viele Anbieter ermöglicht die App nur dann die obligatorische Zustimmung zu den Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen, wenn man selbige einmal geöffnet und zumindest einen Blick darauf geworden hat. Unter Verbraucherschutz-Kriterien sind die Regularien unbedenklich. Der Erhalt von E-Mails bedarf einer gesonderten Freigabe in den Einstellungen, und die Weitergabe anonymisierter Nutzerdaten an den Anbieter kann man ebenso deaktivieren. Auch in jeder anderen technischen Hinsicht ist Scan4Chem genügsam und verbraucherfreundlich. Pushnachrichten und Standortfreigabe sind für das gemeinnützige Angebot ebenso wenig ein Thema wie unerwünschte Werbung oder Bezahlfunktionen.

Viele Fragen, wenige Antworten

Neben der Wahrung von Verbraucherschutzanforderungen steht und fällt der Erfolg eines digitalen Schadstoff-Scanners mit der Qualität seiner Datenbank. Oder anders gesagt: mit der Trefferquote beim Scannen der gezeigten Produkte. Leider zeigen sich hierbei Schwächen. Bei den mit der App von uns im Büro erfassten Drogerieartikeln wie Handseife, Desinfektionsmittel und Spülmittel wurden anhand der Barcodes bzw. der EANs zumindest in vielen Fällen die Hersteller erkannt. Der Scan von Produktverpackungen mit Bürotechnik und Küchengeräten führte in rund 50 Prozent der Fälle zur Erkennung der Anbieter. Dabei handelte es sich überwiegend um Produkte sehr großer Technikmarken. Weniger bekannte Hersteller wurden anhand des Barcodes nicht erkannt. In einige Fällen befanden sich die gesuchten Firmen nebst Kontaktinformationen zwar in der Datenbank, mussten aber durch Eintippen des Namens in ein Suchfeld selbst gefunden werden, da die App das erfasste Produkt nicht korrekt zuordnete. Im Falle des Druckerpapiers eines deutschen Fabrikanten, der einer japanischen Unternehmensgruppe angehört, wurden weder der hiesige Anbieter noch die internationale Konzernmutter erkannt. Stattdessen verwies Scan4Chem nach Scan des Barcodes auf zwei andere europäische Unternehmen, die mit Herstellung und Vertrieb des Produkts gemäß unserer Recherchen nichts zu tun haben. Allen von uns zu Testzwecken gescannten Drogerieartikel konnten zwar den korrekten Herstellern zugeordnet, aber keinem einzigen bereits in der Scan4Chem-Datenbank erfassten Produkte zugeordnet werden. Alternativ zum Barcode-Scan, der eine Kamerafreigabe für die App erfordert, kann ein Produkt auch durch Eingabe des Namens oder der EAN, also der Nummer unterhalb des Barcodes, gefunden werden.

 

Screenshots verschiedener Funktionen der App "Scan4Chem"
Der aufgeräumte Start-Screen mit den wichtigsten Funktionen wirkt vielversprechend, das Scannen mit der Smartphone-Kamera klappt mühelos (Abb.1&2). Leider ordnete die App den von uns gescannten Codes keine Produkte und nur in der Hälfte der Fälle den richtigen Hersteller zu (Abb.3). Die Schadstoffanfrage an Unternehmen durch "Scan4Chem" ist schnell ausgefüllt, technisch aber nicht ausgereift (Abb.4). (Quelle: Screenshots)

Schadstoffanfragen mit Happy End?

Quasi als Wiedergutmachung für die mangelhaft bestückte Anbieter- und Produktdatenbank nahmen wir im Test die Möglichkeit für Herstelleranfragen nach möglichen Schadstoffen in ihren Produkten wahr. Diese ist sowohl intuitiv leicht bedienbar als auch praktisch in der Ergebnissicherung, denn Anfragen und Antworten der Unternehmen werden in der App selbst dokumentiert. Optional kann auch eine E-Mail-Adresse hinterlegt werden, um eine Kopie des digitalen Schriftverkehrs im Mail-Postfach zu erhalten. Ähnlich übersichtlich und unkompliziert gestaltet sich auch die Kommunikation mit den Herstellern. Scan4Chem sendet die Barcode-Nummer zusammen mit dem (von uns ergänztem) Produktnamen und optional einem Foto des Artikels in unserem Namen an das zuständige Unternehmen. Der Inhalt der standardisierten E-Mail enthält allem voran die Nachfrage nach "besonders besorgniserregenden Stoffen" nach EU-Standard im Produkt selbst oder dessen Verpackung. App-Nutzer:innen haben die Möglichkeit, das Schreiben individuell zu ergänzen. Leider offenbaren sich an dieser Stelle wiederum Schwächen der App. So wird beim Anfrageprozess zwar die Möglichkeit angeboten, auch den Händler, bei dem das Produkt gekauft wurde, über die Anfrage zu informieren. Im Falle der von uns getesteten Artikel konnten wir die entsprechenden Geschäfte oder Ladenketten nicht in der App finden. In drei Fällen würde eine Schadstoffanfrage mit dem Hinweis, diese könne gerade nicht versandt werden, abgebrochen. Zwar bot Scan4Chem an, die nicht zugestellten Entwürfe zu speichern, im entsprechenden Ordner der App waren diese später aber nicht mehr zu finden.

Fazit

Leider überwogen im Gesamteindruck zu Scan4Chem letztendlich die Schwachpunkte. Zwar ist die App hinsichtlich ihrer Nutzerführung überzeugend und handhabt Verbraucherschutz-Aspekte geradezu vorbildlich, im praktischen Einsatz beim Scan von Handelsprodukten aus verschiedenen Lebensbereichen war das Ergebnis jedoch ernüchternd. Besonders schade ist dies, da es aufgrund inhaltlicher wie technischer Schwächen unwahrscheinlich ist, dass die vergleichsweise kleine Produktdatenbank der App durch zukünftige Anfragen von interessierten Verbraucherinnen und Verbrauchern maßgeblich wachsen wird. 

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Handhabung4 Sterne
Spaß2 Sterne
Mehrwert2 Sterne
Motivation2 Sterne
Datensparsamkeit5 Sterne
Gesamtwertung2 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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