Ist Hyaluronsäure gut für Haut und Gelenke?

Stand:
Hyaluronsäure hat wichtige Funktionen in Haut und Gelenken. Ob Nahrungsergänzungsmittel diese dauerhaft unterstützen, ist nicht bewiesen.
Hyaluronsaeure Nahrungsergänzungsmittel

Das Wichtigste in Kürze:
Wirkung nicht bewiesen

  • Die Aussage, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Hyaluronsäure zu einer glatteren Haut und beweglicheren Gelenken bei weniger Schmerzen beitragen, ist nicht bewiesen.
  • Anbieter von hyaluronsäurehaltigen Nahrungsergänzungsmittel dürfen diese nicht mit Gesundheitsversprechen bewerben.
  • Bei schmerzhaften Gelenkbeschwerden sollten Behandlungsmöglichkeiten in der behandelnden Arztpraxis besprochen werden.
On

Was steckt hinter der Werbung zu Hyaluronsäure?

Nahrungsergänzungsmittel mit Hyaluronsäure werden für eine glatte Haut und für die Beweglichkeit der Gelenke beworben. Einige Produkte sind ohne nähere Angaben für den Anwendungsbereich im Angebot. Die Verpackung erhält beispielsweise durch die Gestaltung mit Blättern und erfrischenden Farben häufig ein natürliches Image, obwohl  Hyaluronsäure meist im Labor hergestellt wird. Sie wird in der Regel biotechnologisch aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen. Hersteller unterstützen mit werbenden Aussagen wie „Frei von“ Laktose oder Gluten oder „ohne Zusatz von“ Konservierungsstoffen das „natürliche" Image der Produkte.

Gut für die Haut?

Die Verpackungen von Nahrungsergänzungsmitteln mit Hyaluronsäure sind häufig mit Frauengesichtern mit sehr glatter Haut bebildert. Das signalisiert geradezu, dass diese Produkte für eine "schönere" Haut sorgen können. Allerdings beziehen sich die werbenden Aussagen größtenteils auf zugesetztes  Vitamin C und Zink sowie Vitamin A. Denn Werbung wie "zum Schutz der Haut gegen Austrocknung" ist für Hyaluronsäure(-Produkte) unzulässig. Somit weichen einige Hersteller auf zulässige Werbeaussagen zur Haut für Vitamine und Mineralstoffe aus, die dem Hyaloronsäure-Produkt zugesetzt werden. Beispiele dafür sind:

  • Vitamin A, Niacin, Biotin und Zink "trägt zur Erhaltung normaler Haut bei"
  • Vitamin C "trägt zu einer normalen Kollagenbildung für eine normale Funktion der Haut bei"
     

Die Haut verdankt ihre Festigkeit und Elastizität dem Bindegewebe. Zu dessen Bausteinen zählen Kollagen und Elastin. Hyaluronsäure ist ein Hauptbestandteil des zwischen den Hautzellen liegenden Bindegewebes, füllt und stützt es. Durch ihre Fähigkeit, große Mengen Wasser zu binden, ist sie für den Feuchtigkeitsgehalt der Haut mit verantwortlich. Hyaluronsäure sorgt damit auch für die Straffheit der Haut.

Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer Abnahme des Hyaluronsäuregehaltes der Haut. Das führt zusammen mit dem ebenfalls einsetzenden Kollagenabbau zum Verlust der zwischen den Hautzellen liegenden Füllsubstanz. Die Haut ist weniger elastisch, verliert Volumen und schrumpft – damit entstehen  Falten.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die Studienlage zu Hyaluronsäure und Haut bewertet. Aussagen wie "Erhalt einer guten Hautfeuchtigkeit" wurden als nicht bewiesen beurteilt. Entsprechende Aussagen für Nahrungsergänzungsmittel sind gemäß Verordnung (EU) 1066/2013 verboten.

Klinische Studien aus Japan mit 120 mg und 240 mg Hyaluronsäure pro Tag zeigen, dass eine regelmäßige und langfristige Aufnahme von Hyaluronsäure die Hautfeuchtigkeit erhöhen kann, sich trockene und raue Haut verbessert. Die Faltentiefe verringert sich, die Falten verschwinden damit aber nicht. Diese Studien wurden allerdings nicht mit Nahrungsergänzungsmitteln, sondern mit Dietary Supplements (in etwa vergleichbar mit unseren Lebensmitteln für besondere medizinische Zwecke ("zum Diätmanagement unterschiedlicher Erkrankungen") durchgeführt.

Zwar sind in den letzten Jahren weitere qualitativ gute, wenn auch sehr kleine Studien veröffentlicht worden, die eine positive Wirkung auf die sichtbare Alterung der Haut zeigten. Allerdings wurden diese mit speziellen Extrakten durchgeführt, da es primär um den Einfluss des Molekulargewichts ging. Diese speziellen Extrakte finden Sie in Nahrungsergänzungsmitteln mit Hyaluronsäure nicht, alleine schon deswegen, weil es keinerlei Vorschriften/Definitionen für die Zutat "Hyaluronsäure" gibt und jeder Hersteller einsetzen darf, was er möchte, solange die Zutat sicher ist. Möglicherweise benötigen diese Extrakte für die EU sogar eine Zulassung als neuartige Lebensmittel, da sie wahrscheinlich vor Mai 1997 in der EU nicht in Lebensmitteln eingesetzt wurden - ähnlich wie Hyaluronsäure aus Hahnenkammextrakt (siehe unten).

Im Oktober 2022 hat die Stiftung Warentest für Schönheitsdrinks mit Hyaluronsäure und/oder Kollagen das Urteil "teuer und überflüssig" gefällt. Sie konnte für diese Nahrungsergänzungsmittel, die bis zu 120 Euro pro Monat kosten, keinerlei  aussagekräftige Belege dafür finden, dass sie die Haut von innen pflegen und dadurch Altersprozesse aufhalten oder sichtbar rückgängig machen.

Gut für die Gelenke?

Es gibt nur wenige Nahrungsergänzungsmittel mit Hyaluronsäure, die explizit mit Bildern von Gelenken werben. Das sieht bei Glucosamin-Produkten ganz anders aus. Allerdings werden bei Internetangeboten oft weitere Informationen zur Funktion der Hyaluronsäure in den Gelenken aufgeführt, die nahe legen, mit der Einnahme von Hyaluronsäure eine erwünschte Funktionstüchtigkeit des Gelenkes zu erhalten oder wiederherzustellen. So heißt es dann zum Beispiel: "Kann müden Gelenken auf die Sprünge helfen".

Die Verwendung von Hyaluronsäure bei Gelenkbeschwerden (Arthrose) - besonders in den Knien - soll die Viskosität der Gelenkflüssigkeit erhöhen, den weiteren Knorpelabbau verzögern, auf der Oberfläche des Gelenkknorpels eine Schutzschicht bilden und somit Schmerzen lindern. Die von Herstellern beantragten Werbeaussagen zur Funktionsfähigkeit der Gelenke sind aber laut EFSA wissenschaftlich ebenfalls nicht bewiesen. Darüber hinaus sollen Nahrungsergänzungsmittel laut Gesetz nur fehlende Bausteine in der Ernährung ergänzen, nicht aber zur Heilung oder Linderung von Krankheiten dienen. Dafür fehlen u. a. die Wirknachweise.

Aktuellere klinische Studien in Japan und den USA haben gezeigt, dass es bei bestimmten gymnastischen Übungen in einer Studiengruppe mit Hyaluronsäure gegenüber der Gruppe ohne diese Substanz deutlich weniger Knieschmerzen gab. Das gilt aber nur für von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde zugelassene Hyaluronsäure-Arzneimittel. Diese sind in der Regel nicht identisch mit hiesigen Nahrungsergänzungsmitteln.

Auch

Auf was sollte ich bei der Verwendung von Hyaluronsäure-Produkten achten?

  • Nachteilige Wirkungen nach Einnahme von Hyaluronsäure-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln (mit 120 bis 300 mg Hyaluronsäure pro Tag) sind bislang nicht bekannt. In einigen Erfahrungsberichten wird eine Gewichtszunahme durch Wassereinlagerung beschrieben, wissenschaftlich belegt ist das nicht.
  • Am ehesten sind (pseudo-)allergische Reaktionen zu erwarten.
  • Einige Produkte werben mit "allergenfrei" und auch mit "vegan". Während früher Hyaluronsäure ausschließlich aus tierischen Quellen (vorwiegend Hahnenkämme oder Rinderaugen) gewonnen wurde, wird sie heute auch mithilfe von gentechnisch veränderten Bakterien erzeugt. Dabei wird die Hyaluronsäure durch bakterielle Fermentation gewonnen: Die Bakterien werden in Fermentationsanlagen gezüchtet und produzieren Hyaluronsäure. Gereinigt wird das Produkt über verschiedene Filtrationsschritte. Dadurch wurde die Allergiegefahr gesenkt.
  • Die Zutat "Hahnenkammextrakt" dagegen ist zwar als neuartiges Lebensmittel (werden üblicherweise in Europa nicht verzehrt, zulassungspflichtig) für die Verwendung in (fermentierten) Getränken auf Milchbasis und joghurtartigen Erzeugnissen sowie Frischkäse (Fromage frais) zugelassen,  aber nicht für Nahrungsergänzungsmittel.
  • Unklar ist, welche Menge Hyaluronsäure die richtige ist und welches Molekulargewicht die beste Wirkung zeigen könnte. Einige Hersteller geben die Molekülgröße an, dabei wird meist zwischen zwei Größen unterschieden: hochmolekulare (1500 kDa und größer) und niedermolekulare Hyaluronsäure (50 kDa und kleiner). kDa steht für Kilodalton und bezeichnet die Molekülmasse der Hyaluronsäure.
  • In einer Untersuchung hat sich gezeigt, dass vor allem Moleküle im Bereich einer Größe zwischen 800 und 1500 kDa aufgenommen wurden. Allerdings soll eine kleinere Molekülgröße besondere Eigenschaften der Hyaluronsäure, vor allem ihre Fähigkeit Wasser zu binden, beeinträchtigen.

Wofür braucht der Körper Hyaluronsäure?

Hyaluronsäure (auch: Hyaluronan) ist im ganzen Körper vorhanden. Sie wird durch spezifische Proteine in der Zellmembran des Körpers gebildet. Hauptvorkommen ist das Bindegewebe (über 50 Prozent befindet sich in der Haut), der extrazelluläre Raum (alle mit Flüssigkeit gefüllten Räume außerhalb der Zellen) sowie der Glaskörper des Auges. Auch bei den Bindegewebshüllen (Faszien), die wie ein Netz Muskeln, Knochen und Organe umhüllen, dient die Hyaluronsäure als Schmiermittel und unterstützt den Bewegungsapparat. Sie ist zudem wichtiger Bestandteil der Gelenkflüssigkeit und Baustein des Gelenkknorpels.

Hyaluronsäure ist ein Polysaccharid (Mehrfachzucker), das aus 250 bis 50 000 Disaccharid-Einheiten (Zweifachzucker) bestehen kann. Das lange Molekül bildet stark verwickelte Netzwerke. Durch diese räumliche Struktur kann es viel Wasser binden und so zur Stabilität und reibungsfreien Bewegung der Gelenke beitragen. Hyaluronsäure erhöht die Viskosität der Gelenkflüssigkeit mit ihren Eigenschaften wie Schmieren, Dämpfen und Filtern. Im Bereich der Haut sorgt die Hyaluronsäure für Elastizität und Straffheit des Bindegewebes.

Mit der Nahrung aufgenommene Hyaluronsäure verbleibt nur kurze Zeit im Körper. Somit muss der Körper ständig für Nachschub sorgen. Die körpereigene Produktion nimmt mit zunehmendem Alter ab, was zu den typischen Alterserscheinungen beitragen kann. u. a. Faltenbildung, Gelenkbeschwerden und Probleme in den Wirbelzwischenräumen.

Neben diesen bekannten Funktionen von Hyaluronsäure existieren weitere Aufgaben im Körper, wie z. B. bei der Wundheilung, als UV-Schutz in der Haut und als Radikalfänger. Die Wirkungsweise ist bislang noch nicht vollständig geklärt.

Kann ich meinen Tagesbedarf über die Nahrung decken?

Bisher ist noch nicht ausreichend geklärt, ob und wie Hyaluronsäure im menschlichen Stoffwechsel aufgenommen wird. Aufgrund der körpereigenen Produktion wird Hyaluronsäure nicht als lebenswichtiger Nährstoff angesehen. Eine Studie ergab, dass hyaluronhaltige Lebensmittel unter anderem Fische, wie Makrele und Goldbrasse, das Knorpelgewebe von Rind, Schwein und Huhn sowie daraus hergestellte Knochenbrühen umfassen. Hyaluronsäure soll nicht nur in tierischen, sondern auch in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen: Kartoffeln, Süßkartoffeln, grünes Blattgemüse und Bananen, Mandeln, Cashewkerne oder sojabasierte Lebensmittel wie Tofu. Darauf verweisen viele Hersteller von Kosmetikprodukten, allerdings ohne dafür Literaturquellen zu benennen.

Tipp:
Eine abwechslungsreiche, bunte Kost mit Vitaminen und Mineralstoffen, ausreichend Trinken sowie genügend Bewegung und Muskelkräftigung spielen eine wichtige rolle für die Knochengesundheit bis ins hohe Alter. Knochen bleiben stabil und passen sich dynamischen Beanspruchungen an, in dem der permanente Knochenumbau durch mechanische Be- und Entlastungsreize stimuliert wird. Geeignet sind Bewegungsarten, bei denen Sie die Gelenke schonend bewegen und die Muskeln dabei stärken: z.B. Gehen/Walking, Radfahren, Schwimmen, oder Wassergymnastik. Damit Gelenkknorpel und auch Bandscheiben ihre „Stoßdämpferfunktion“ ausüben können, ist es wichtig, dass Sie ausreichend trinken. Regelmäßiger Sport hilft auch Übergewicht abzubauen, um eine zusätzliche Gelenkbelastung zu vermeiden.

Eine gesunde, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung und ausreichendes Trinken (am besten Wasser und ungesüßter Tee) sind effektive Maßnahmen, um die Prozesse der Hautalterung zu verlangsamen.  Alkohol, Zigarettenrauch und wenig Schlaf beeinflussen die Zellerneuerung und Elastizität der Haut eher negativ. Schützen Sie Ihre Haut vor UV-Strahlen und pflegen Sie mit Hauttyp-entsprechender Feuchtigkeitscreme, vor allem an kalten Tagen.

Weitere Informationen:

Nahrungsergänzungsmittel für den Bewegungsapparat

Kniearthrose

Hüftarthrose

 

Quellen:


EFSA (2012): Scientific Opinion on the substantiation of a health claim related to hyaluronic acid and protection of the skin against dehydration. EFSA Journal 2012; 10 (7): 2806, abgerufen am 09.01.2023

EFSA (2009): Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to hyaluronic acid and maintenance of joints (ID 1572, 1731, 1932, 3132). EFSA Journal 2009; 7(9):1266, abgerufen am 09.01.2023

Verordnung (EU) Nr. 1066/2013 der Kommission vom 30.10.2013 zur Nichtzulassung bestimmter anderer gesundheitsbezogener Angaben über Lebensmittel als Angaben über die Reduzierung eines Krankheitsrisikos sowie die Entwicklung und die Gesundheit von Kindern

Durchführungsbeschluss (2013/705/EU) der Kommission vom 29.11.13 zur Genehmigung des Inverkehrbringens von Hahnenkammextrakt als neuartige Lebensmittelzutat im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 258/97 des Europäischen Parlaments und des Rates

OLG Düsseldorf, Urteil vom 31.01.12, Az. I-20 U 92/11, abgerufen am 09.01.2023

Allergierisiko durch Hyaluronsäure? Gute Pillen –schlechte Pillen (2) 2018: S. 14-5

Oe M et al. (2016): Oral hyaluronan relieves knee pain: a review. Nutrition Journal 15: 11

Kawada C et al. (2014): Ingested hyaluronan moisturizes dry skin. Nutr J 13: 70, doi: 10.1186/1475-2891-13-70

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Jerosch J et al. (2016): Leitlinien, Empfehlungen und Expertenmeinungen zur Viscosupplementation. OUP 5 (9): 495-501

Stiftung Warentest: Schön­heits­drinks im Test: Sich schön trinken? Teure Ampullen sind nicht die Lösung. Stand: 19.10.2022 (abgerufen am 09.01.2023)

Stiftung Warentest (2022): Zu schön um wahr zu sein. test (11), S. 22-27

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