Stichprobe zu Online-Ankaufdiensten

Pressemitteilung vom
Satter Verlust und fiese Haken: Selbst aktuelle Bestseller bringen meist nur weit unter 50 Prozent des Neupreises.

Stichprobe zu Online-Ankaufdiensten: Satter Verlust und fiese Haken

Wer die private Mediathek aus Büchern, DVDs und digitalen Spielen an einen Online-Ankaufdienst verscherbelt, muss mit einem drastischen Preisverfall rechnen. Selbst für aktuelle Bestseller gibt's in der Regel mehr als 50 Prozent weniger gegenüber dem Neupreis. Das zeigt eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW bei vier Aufkäufern von Medien.

Off

„Verkaufen war nie so einfach“, die „transparente Abwicklung“ erleichtere „das Ausräumen der Regale“: Mit solchen Sprüchen empfehlen sich Ankaufportale im Internet als Alternative zu Kleinanzeige, Flohmarkt oder Online-Auktion. Vor allem Bücher und Spiele, DVDs und Blu-rays sammeln sie gern ein. Einige nutzen dazu eigene Apps.

Doch Vorsicht. Erkleckliche Preisunterschiede bei den einzelnen Portalen mahnen zum Vergleich. Zudem mangelt es oft genug an kundenfreundlichen Ankaufbedingungen und Transparenz.

Das jedenfalls war das Ergebnis eines Checks der Verbraucherzentrale NRW.  Dabei waren Momox und Rebuy sowie Zoxs und Buchmaxe. Die vier Aufkäufer sollten Angebote zu drei Paketen abgeben, die mit je zehn aktuellen Bestsellern aus den Bereichen Buch, Film sowie Playstation4-Spielen bestückt waren.

Beispiel Harry Potter. Für die komplette Blu-ray-Kollektion (Neupreis rund 35 Euro) im Top-Zustand wollte Aufkäufer Zoxs 18,54 Euro berappen. Zwei Konkurrenten lagen bei 8,50 und 12,69 Euro. Rebuy dagegen mochte für das Gesamtwerk  gerade mal 10 Cent herausrücken.

So großzügig Zoxs bei Harry-Potter kalkulierte, so knauserig war der Ankäufer bei der siebten Staffel der „American Horror Story“ (Neupreis rund 33 Euro) mit lediglich 75 Cent. Hier offerierte Momox als Höchstbietender 13,77 Euro.

Krasse Unterschiede gab's auch bei den Paketpreisen. Für alle zehn Bestseller-Bücher (Neupreis 191,89  Euro) wollte Zoxs 92,46 Euro erstatten. Rebuy und Momox folgten mit einem Abschlag von einigen Euros. Buchmaxe, Schlusslicht im Ranking, bot gerade mal knapp 56 Euro.

Heftige Schwankungen mussten die Tester ebenso bei zehn aktuellen Serien-Highlights auf DVD und Blu-ray notieren. Für das rund 350 Euro teure Neupreis-Paket zeigte Zoxs noch 162,73 Euro an, Momox rund 15 Euro weniger. Wohl in Anlehnung an den Kinski-Klassiker „Zwei durch dick und dünn“ gaben Rebuy und Buchmaxe recht schmale Offerten von rund 77 und 66 Euro ab.

Wenig überraschend: Auch beim vom Neupreis her teuersten Paket  (knapp 500 Euro) mit PS4-Spielen klafften die Preise auseinander. Rund 201 Euro rief Rebuy auf, fünf Euro weniger Zoxs. Knapp 145 Euro spendierte Momox, Schlusslicht war Buchmaxe mit fast 118 Euro. Schon bei einzelnen Spielen gingen dabei die Meinungen um bis zu 30 Euro auseinander.

Wichtig zu wissen: Die Euro-Angebote der vier Portale sind erst mal nur Absichtserklärungen. Ernst wird es erst nach eingehender Prüfung der eingeschickten Medien etwa auf Kratzer und Gebrauchsspuren. Allzu oft, so die Klagen vieler Nutzer, sinke der Angebotspreis danach beträchtlich.   
Obendrein mussten Verkäufer bei allen Ankaufdiensten im Check einen Katalog an K.-o.-Kriterien beachten. So sollten etwa Deals platzen bei Artikeln mit „starker Verschmutzung“ oder mit einem Paket-Geruch, „der auf Feuchtigkeit und Schimmel hindeutet“ (Rebuy).

Zoxs ließ seine Kundschaft den „optischen Zustand“ der eingereichten Artikel erst mal selbst einschätzen: in die drei Kategorien „sehr gut“, „gut“ und „ausreichend“.

Beispiel:  Für das Kick-Spiel FIFA 19 Champions (Neupreis rund 90 Euro) „ohne nennenswerte Gebrauchsspuren“ wollte Zoxs 26,82 Euro zahlen. „Leichtere Kratzer“ ließen den Preis auf 24,14 Euro sinken, stärkere auf 20,11 Euro.

Auf solche Kundenbewertung des Zustands verzichteten die drei Konkurrenten. Stattdessen gab es andere Überraschungen. Momox etwa speiste Kunden stets mit 15 Cent ab, wenn die Nachfrage angeblich „sehr gering oder gar nicht vorhanden ist“, wenn die Lager voll seien und demzufolge „der Artikel mit großer Wahrscheinlichkeit nicht weiterverkauft werden kann“.

Befremdlich war allerdings, dass im Check zwei aktuelle PS4-Bestseller, „Shadow of the tomb raider“ und „Call of duty: WWII“, aus diesen Gründen vom 15-Cent-Angebot betroffen waren – während Zoxs gleichzeitig fast 45 Euro für beide Spiele löhnen wollte.

Noch merkwürdiger agierte Rebuy in der Film-Sparte. Hier gab‘s für  gleich sechs der zehn DVD- und Blu-ray-Bestseller lediglich mickrige 10 Cent. Bei der Konkurrenz waren dafür weit über 100 Euro drin.

Damit nicht genug. Schnüren Verkäufer ein Paket „mit einem besonders hohen Anteil von Niedrigpreisartikeln“, gedachte Momox das gesamte Paket abzulehnen.

Ärgerlich zudem, dass Momox und Zoxs Rücksendekosten, in der Regel um die vier Euro, beim Verkäufer abluden. Retouren auf Firmen-Rechnung offerierten hingegen Rebuy und Buchmaxe.

Ein Blick lohnt sich auch auf die Kosten der Hinsendung. Momox, Rebuy und Buchmaxe versprachen Gratis-Versand. Bedingung dafür war jedoch ein Ankaufswert von zehn Euro. Auf Wunsch hole ein Paketdienst die Ware auch daheim ab.

Bei Zoxs sollte der Versand erst ab einem Verkaufswert von 30 Euro gratis sein. Darunter gab’s vergünstigte Paketscheine.

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.