Finger weg von Corona-Selbsttests
Man müsse testen, testen, testen, sagen Experten derzeit oft, und viele Menschen wüssten gerne, ob sie sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Berichte über hustende Menschen, die keinen Test bekommen, verunsichern Verbraucherinnen und Verbraucher. Da kommen Do-it-yourself-Sets für zu Hause scheinbar wie gerufen. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, besser die Finger von diesen Selbsttests zu lassen. Neben den privat zu tragenden Kosten, gibt es weitere handfeste Gründe dafür:
PCR-Test kompliziert: Der genaueste und am besten untersuchte Test ist der sogenannte PCR-Test. Er reagiert schon bei geringen Virusmengen und untersucht das Erbmaterial des Virus. Er ist jedoch aufwändig und muss korrekt durchgeführt werden. Laut Robert Koch-Institut (RKI) sollten zwei Proben genommen werden, nämlich aus den oberen und den unteren Atemwegen. Das selbst richtig zu machen, kostet Überwindung.
Hohe Fehleranfälligkeit: Die Proben müssen mit speziellen Virus-Tupfern genommen und mit einer bestimmten Verpackung (P650) möglichst schnell an ein Labor geschickt werden. Eine schlechte Probenqualität, ein unsachgemäßer Transport oder der falsche Zeitpunkt der Probenentnahme können das Testergebnis verfälschen. Die Virusmenge bei Betroffenen kann während der Infektion stark schwanken.
Engpässe bei Material und Laboren: Zwar soll die Testmenge deutlich gesteigert werden, aber bereits jetzt zeichnen sich Probleme ab. Die Zahl der Labore ist begrenzt, und auch dort fehlt es an Schutzkleidung. Zudem werden Materialien und Chemikalien knapp, die für die PCR-Tests nötig sind. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kapazität für andere Laboruntersuchungen knapp wird, auf die manche Menschen mit chronischen Erkrankungen ebenfalls angewiesen sind.
Tanja Wolf, Gesundheitsexpertin der Verbraucherzentrale NRW, unterstreicht: „Alle Menschen auf Coronavirus-Infektionen zu testen, ist nicht möglich. Deshalb ist es sinnvoll, die Gesamtzahl der Tests zu begrenzen und damit Kapazitäten für besonders betroffene Personengruppen wie Pflegebedürftige, Ärzte, Kranken- und Altenpfleger freizuhalten.“ Auch das RKI hat zum 1. April die Kriterien für die Durchführung von Tests angepasst: Seit Anfang des Monats gilt demnach der Aufenthalt in einem Risikogebiet nicht mehr als Entscheidungskriterium. Angezeigt ist ein Test nur dann, wenn typische Symptome und Kontakt mit einem Infizierten oder einer Risikogruppe für schwere Krankheitsverläufe zusammenkommen.
Fazit: Wer charakteristische Erkältungssymptome zeigt und unsicher ist, sollte keinen Corona-Selbsttest nutzen. Besser er wendet sich zunächst telefonisch an den Hausarzt, an die kommunalen Corona-Hotlines oder unter der Nummer 116 117 an die Patientenhotline des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Die Gesundheitsexperten entscheiden dann, ob ein Test durchgeführt werden sollte oder nicht.
Weitere Informationen zu akuten Verbraucherthemen bieten die örtlichen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW – bis auf Weiteres ausschließlich telefonisch oder per E-Mail. Kontaktdaten finden Ratsuchende im Internet unter www.verbraucherzentrale.nrw/beratung-vor-ort. Spezielle Antworten auf Corona-Fragen zur Bewältigung des Verbraucheralltags gibt es landesweit auch telefonisch unter (0211) 3399 5845, montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr oder online unter www.verbraucherzentrale.nrw/corona.