1. Lerneinheit: KI im Verbraucheralltag

Stand:
Schon heute spielt Künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle im Verbraucheralltag. Und die Relevanz wird in Zukunft weiter zunehmen. Für viele ist der Begriff KI aber noch sehr abstrakt. Lernen Sie, wie KI den Verbraucheralltag und unsere Gesellschaft beeinflusst.
Grafik mit Roboter und einer Sprechblase
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1.1 Welches Ausmaß haben KI-Entwicklungen mittlerweile und wo sind ihre Einsatzbereiche?

Auch wenn KI für Sie vielleicht ein ganz neuer Begriff ist, begegnet sie Ihnen vermutlich dennoch an verschiedenen Stellen Ihres Verbraucheralltags: KI bietet Einsatzmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Sicher sind auch Sie – mehr oder weniger bewusst – damit bereits in Berührung gekommen.

Haben Sie beispielsweise schon einmal ein Navigationssystem wie Google Maps, Apple Maps oder TomTom verwendet? Sie alle nutzen KI-Technologie, um für Sie – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto – die schnellste, kürzeste oder umweltfreundlichste Route zum gewünschten Ziel zu ermitteln. Dabei werden nicht nur vorhandene Daten der gespeicherten Landkarten genutzt. Das Navigationssystem verarbeitet auch kontinuierlich aktuelle Verkehrsdaten in Echtzeit, die es über das Internet bekommt. So können eine Baustelle oder aktuelle Hindernisse wie ein Unfall dazu führen, dass das Navigationssystem die Route neu berechnet und Ihnen sofort eine Alternative vorschlägt. Damit kommen Sie in den meisten Fällen bequem an Ihr Ziel, ohne auf komplizierte Straßenkarten angewiesen zu sein und damit Gefahr zu laufen, sich zu verfahren.

Futuristisch anmutender Innenraum eines Autos in einem Tunnel (mit KI erstellt)
Bild generiert mit KI (DALL-E)

 

Oder: Sie haben im Urlaub ein wunderschönes Foto mit Sonnenuntergang am Meer gemacht. Im Nachhinein sehen Sie, dass im Hintergrund ein Mensch durchs Bild huscht. Mit dem KI-gestützten Objektradierer Ihres Smartphones könnten Sie die Person nun einfach wegretuschieren, d.h. aus dem Bild entfernen.

Erklärendes Beispiel:

Wenn die KI merkt, dass sie sich in Sozialen Netzwerken gerne Katzenfotos anschauen oder Kochen Ihre Leidenschaft ist, werden sie wahrscheinlich häufiger Katzenfotos oder Kochvideos angezeigt bekommen. Theoretisch könnten Sie so Inspirationen für mögliche Rezepte zum Nachkochen bekommen, die Sie sonst in einzelnen Kochbüchern suchen würden. Allerdings besteht dann auch die Gefahr, dass Ihnen nur die zu ihrem Weltbild passenden Inhalte angeboten und andere Inhalte wiederum vorenthalten werden. Damit könnten mögliche Vorurteile oder eine Voreingenommenheit aufgegriffen und verstärkt werden (das sog. Confirmation Bias). In der Lerneinheit zu ethischen und gesellschaftlichen Risiken von KI werden wir noch einmal ausführlicher für diese Problematik sensibilisieren.

Es gibt noch viele weitere Anwendungen, die mithilfe der KI-Technologie den Alltag bereits erleichtern. Denken Sie zum Beispiel an smarte Lautsprecher, die natürliche Sprachbefehle von Menschen verstehen und Ihre Lampen zu Hause auf Zuruf an- und ausschalten. Oder Fahrerassistenzsysteme wie den digitalen Parkassistenten, der Ihr Auto von ganz alleine in die Parklücke einparken kann. Und das ist erst der Anfang. In Zukunft sollen autonom fahrende Fahrzeuge uns zur Arbeit oder zum Arzt bringen, während wir entspannt in unseren E-Mails lesen. Oder Roboter werden – sofern ethisch vertretbar – Operationen komplett selbstständig durchführen können.

KI wird unseren Verbraucheralltag immer mehr bestimmen und einen Einfluss darauf haben, wie wir miteinander kommunizieren, arbeiten und Entscheidungen treffen. Sie unterstützt, verbessert und optimiert schon heute vieles von dem, was wir kennen. So kann KI die Lebensqualität von Menschen erhöhen und bei der Bewältigung globaler Herausforderungen wie Gesundheitskrisen, Umweltkatastrophen oder ähnlichem helfen. Oftmals geschieht dies im Hintergrund und ist dem einzelnen Verbraucher daher gar nicht unmittelbar bewusst. Dabei macht sich KI die zahlreichen Daten und Algorithmen zunutze, die bereits heute im Internet zu finden sind.

Allerdings sind die Auswirkungen von KI auf unsere Gesellschaft noch nicht in Gänze vorhersehbar. Je nach Einsatz kann sie auch Gefahren wie Manipulation, Verlust von Privatsphäre und auch Fehler bei automatisierten Entscheidungen mit sich bringen.

Mittlerweile befinden wir uns in einer neuen Ära der künstlichen Intelligenz – der Ära der generativen KI. In ihr stehen KI-Anwendungen quasi Jeder/Jedem zur Verfügung. Mit generativen KI-Anwendungen können Menschen selbst sehr einfach etwas erschaffen, seien es Texte, Bilder, Videos, etc. und das alles auf einem qualitativ sehr guten Niveau.
 

1.2 Generative KI – Künstliche Intelligenz ist nun für alle zugänglich

Der Aha-Moment, dass KI-Anwendungen nun für jedermann zugänglich sind und einen großen Nutzen haben, kam insbesondere mit der Veröffentlichung von ChatGPT am 20.11.2022. Nachdem das Softwareunternehmen OpenAI das Programm online stellte, wurde langsam in der breiten Öffentlichkeit deutlich, was mit Künstlicher Intelligenz möglich ist und welches Potential dahinter steckt. ChatGPT ist ein KI-Chatbot, also ein Computerprogramm, das in der Lage ist, mit Menschen Dialoge zu führen. Nutzer:innen können dabei entweder durch Texteingabe oder Sprache mit dem KI-Chatbot kommunizieren. ChatGPT ist derzeit eines der populärsten Systeme und sozusagen der Pionier eines KI-basierten Chatbots. Chatbots an sich gibt es schon länger. Der erste Chatbot wurde in den 60er Jahren entwickelt. Klassischerweise funktionieren Chatbots auf Basis vordefinierter Regeln (sog. regelbasierte Chatbots). Das bedeutet, sie greifen auf einen von Menschen vorgefertigten Katalog an definierten Fragen und Antworten zurück. Aus diesem Katalog suchen sich Chatbots dann die wahrscheinlich passendste Antwort zu einer konkreten Frage raus und geben diese Antwort an die fragende Person aus. Das Neue an KI-Chatbots ist, dass es keine vorgefertigten Antworten gibt. Auf alles, was Sie dem Chatbot schreiben, erhalten Sie eine von der KI individuell erstellte Aussage. Weil die Antwort durch Ihre Aufforderung von einer Maschine bzw. von einem Computerprogramm erstellt wird, spricht man hier von generativer KI – also im Sinne von ‚erschaffend‘ oder ‚kreierend‘ – eine Art von künstlicher Intelligenz, die ein Ergebnis selbstständig erstellt, also generiert. Eine generative KI kann die Antwort somit eigenständig generieren, sodass jede Antwort etwas anders lauten kann und dabei so formuliert ist, als sei sie von einem Menschen geschrieben worden. Damit entsteht bei einem KI-Chatbot, sehr viel stärker als bei konventionellen Chatbots, der Eindruck, dass im Hintergrund eine echte Person antwortet und nicht ein Computerprogramm.

Generative KI gibt eigenständige Antworten auf Fragen, erstellt Texte oder übersetzt Texte in andere Sprachen. Das geschieht auf Basis vorhandener Informationen, insbesondere aus dem Internet.

Fiktives Beispiel:

Sie möchten eine Einladungskarte für Ihre nächste Geburtstagsfeier selbst entwerfen und Ihnen fehlt die Inspiration für einen lustigen Einladungstext. ChatGPT könnte diese Aufgabe für Sie übernehmen. Schreiben Sie dafür zum Beispiel: „Schreibe mir einen lustigen Einladungstext für meine Geburtstagsfeier anlässlich meines 50. Geburtstags“ oder “Einladungstext Geburtstag, lustig“.

ChatGPT ist nur ein Beispiel-Programm von vielen generativen KI-Systemen. Seit Einführung von ChatGPT hat sich generative KI rasant weiterentwickelt. In immer kürzeren Abständen werden neue generative KI-Anwendungen auf den Markt gebracht, die mehr können, als nur Texte zu erstellen. So können KI-Anwendungen wie leonardo.ai oder Midjourney oder das Open-Source-Tool Stable Diffusion Bilder, Ton oder Videos erzeugen.

Fiktives Beispiel:

Wenn Sie noch einmal an die Einladungskarte für Ihre nächste Geburtstagsfeier denken, wäre es also möglich, von der KI nicht nur den Einladungstext schreiben, sondern auch das Bild auf dem Umschlag der Einladungskarte entwerfen zu lassen. Dafür müssten Sie weder im Internet noch in Ihrer privaten Fotogalerie nach einem passenden Bild suchen. Und Sie bräuchten auch keine Kenntnisse im Bereich der Bildbearbeitung. Ein Befehl wie beispielsweise „Erstelle ein Bild von einer schokoladigen Geburtstagstorte. Auf der Torte brennt eine Geburtstagskerze“ reicht bereits aus und die entsprechende KI-Anwendung erstellt für Sie ein Bild von einer Geburtstagstorte. Dieses Bild ist von der dahinterstehenden KI komplett neu generiert. Es wurde weder von einem Fotografen fotografiert noch von einem Künstler gemalt oder von einem Grafikdesigner animiert.

Generative KI kann auch in vielen anderen Bereichen zum Einsatz kommen, bspw. im Kundensupport oder bei bürokratischen Angelegenheiten. 
 

1.3 Welche Herausforderungen für das Individuum und die Gesellschaft gehen mit dem Einsatz von generativer KI einher?

Wie die Anwendungsbeispiele bereits zeigen, hat nicht nur die KI-Technologie als solche, sondern auch die generative KI im Speziellen das Potenzial, Arbeitsprozesse zu automatisieren sowie die Effizienz und den Komfort in sämtlichen Lebensbereichen zu steigern. Aber generative KI bringt, wie die meisten technologischen Trends, auch ethische und gesellschaftliche Herausforderungen mit sich. Zudem stellen sich zahlreiche rechtliche Fragen, nicht zuletzt zum Schutz der Menschen, deren persönliche Daten für KI verwendet werden. Hier geht es dann nicht nur um Datenschutz, sondern etwa auch um Urheberrecht oder Persönlichkeitsrecht (Kunst, Recht am eigenen Bild und Wort etc.). Die damit einhergehenden Risiken für Betroffene sind nicht vollständig absehbar. Denn ein von einer generativen KI-Anwendung erstelltes Gedicht kann nicht nur sehr originell sein und sich für die Veröffentlichung in einem Online-Forum für Hobby-Poeten eigenen. Es könnte auch Formulierungen von bekannten Werken berühmter Autoren enthalten, was urheberechtlich problematisch sein kann.

Darüber hinaus sammeln KI-gestützte Systeme zahlreiche Daten über ihre Nutzer:innen und mithilfe komplexer Analysen ein umfangreiches Wissen über deren Interessen und Lebensumstände. Soziale Netzwerke möchten wissen, mit welchen (bezahlten) Inhalten sie ihre Nutzer:innen bespielen müssen, damit diese möglichst viel Zeit dort verbringen und um an den hohen Klickzahlen verdienen zu können. Die Werbeindustrie möchte wissen, welche Werbung sie schalten muss, um den Menschen etwas zu verkaufen. Je besser Anbieter ihre (potentiellen) Kunden kennen, desto besser können sie Angebote und Preisvorteile auf diese anpassen. Und KI kann Anbietern auch hierbei dienlich sein. Das kann nicht nur dazu führen, dass bestimmte Produkte erst gar nicht oder nur zu einem bestimmten Preis angezeigt werden, sondern Kunden können auch gezielt zu einer Handlung manipuliert werden. Wenn Anbieter beispielsweise wissen, für welche Produkte Verbraucher:innen empfänglich sind, können sie mit psychologischen Tricks gezielt Schwächen der Verbraucher:innen ausnutzen und sie zum Kauf animieren. Noch mehr als je zuvor sehen Expert:innen dabei die Privatsphäre von Verbraucher:innen gefährdet.

Viele Fachleute befürchten weitere tiefreichende Konsequenzen auf den Einzelnen und die Gesellschaft als Ganzes. So kann KI immer auch fehlerbehaftet sein. KI-Anwendungen geben in manchen Fällen Antworten, die zwar plausibel klingen, aber falsch sind. Das wird auch als Halluzinieren bezeichnet. Das liegt u.a. daran, dass sich in den Daten, mit denen KI Modelle trainiert werden, fehlerhafte Datensätze befinden können oder das jeweilige KI-Modell aus der riesigen Datenmenge falsche Schlüsse zieht.

KI-Modelle basieren nicht nur auf fehlerhaften Daten, sondern weisen auch Verzerrungen auf.  Ihnen liegen Vorurteile oder Stereotypen zugrunde, wie „Kindergärtner sind weiblich“, „Frauen interessieren sich nicht für Technik“, „Cowboys tragen immer einen Hut“. Daher sind KI-Systeme, anders als viele auf den ersten Blick vermuten würden, weder objektiv noch neutral. Vielmehr sind sie genauso vorurteilsbehaftet und diskriminierend, wie die Entwickler:innen, die sie programmiert haben oder die Datensätze, mit denen sie trainiert wurden. Denn KI hat kein menschliches Urteilsvermögen, mit dem sie richtig von falsch unterscheiden könnte. Wenn KI-Systeme dort zum Einsatz kommen, wo ihre Entscheidungen das Leben von Menschen beeinflussen, können derartige Verzerrungen im Trainingsmaterial weitreichende Folgen auf das Leben von Menschen nach sich ziehen.

Fiktives Beispiel:

Sie möchten eine Zusatzkrankenversicherung abschließen oder einen Kredit beantragen und das Versicherungsunternehmen oder die Bank lassen eine KI einschätzen, wie risikobehaftet Sie sind. Fehler in der Beurteilung der KI können dazu führen, dass davon betroffene Personen innerhalb einer Gesellschaft systematisch diskriminiert werden.

Menschen brauchen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der KI-Technologie ein grundsätzliches Verständnis davon, was Künstliche Intelligenz ist, was sich dahinter verbirgt und wie sie funktioniert. Nicht zuletzt hilft es, sich neben den Potentialen auch mit den Schwachstellen und möglichen Risiken kritisch auseinanderzusetzen, um sich vor möglichen negativen Konsequenzen zu schützen, die sich durch den Einsatz von KI ergeben können.

Übungen zur 1. Lerneinheit

Lerneinheit laden: Erst wenn Sie auf "Inhalt anzeigen" klicken, wird eine Verbindung zu H5P hergestellt und Daten werden dorthin übermittelt. Hier finden Sie dessen Hinweise zur Datenverarbeitung.

Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

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Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

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