Vermieter von TV und Beamer trommeln zur Fußball-WM: Teurer Spaß mit fiesen Fouls
Gewinnen mit der Fußball-WM in Russland - das erhofft sich auch die aufstrebende Branche der Vermieter von Elektronikgeräten. Doch das kurz- und langzeitige Mieten von Monster-TV und Bierzapfanlage ist nicht nur teuer, sondern überrascht obendrein mit fiesen Fouls.
„Diese WM wird ein Volltreffer! Einfach alles zur WM mieten.“ Für diese Idee trommelt derzeit Otto now, das ist die Mietecke im Otto-Konzern. „Es spart Geld“ und „schont die Umwelt“, trötet Conrad , wo die Firma Grover das Geschäft abwickelt. Das macht sie obendrein bei Saturn („Einfach mieten!“) und Mediamarkt („Fan-Miete - Der Jubel rollt!“).
Die Werbesprüche klingen für die Ohren von Verbraucherschützern wie die berüchtigten Vuvuzelas aus Südafrika. Und das betrifft nicht nur das angeblich umweltschonende Hin-und-Hergeschicke der Geräte.
Zu mieten ist mittlerweile „alles was das WM Herz begehrt“. Das reicht vom Beamer über den großen 65-Zoll-Fernseher bis hin zu Lautsprecher und Bierzapfanlage. Allerdings in zumeist arg beschränkter Auswahl. Da kann es durchaus passieren, dass nur ein oder zwei TV-Geräte in der bevorzugten Größe auf Lager sind. Es gilt die Devise: „Friss oder stirb!“ Aus-wählen nach Qualitätskriterien sieht anders aus.
Die übelste Grätsche der Branche zielt jedoch auf den Geldbeutel. Ein Beispiel aus dem „WM Spezial“ von Otto now: Ein 55 Zoll LED-TV kostet da für einen Monat satte 249,99 Euro. Wer das Gerät für 24 Monate mietet, ist dagegen seltsamer-weise nur mit 25,99 Euro monatlich dabei - fast ein Zehntel der Kurzmiete.
Doch auch das ergibt, wenn das TV nach zwei Jahren zurückgeht, einen Gesamtmietpreis von 623,76 Euro. Wobei Otto now nicht mal ein Neugerät liefert, sondern lediglich ein „neuwertig“ Gebrauchtes.
Zum Vergleich: „Neuwertige“ Modelle des TV fand die Verbraucherzentrale für wenig mehr Euros auch als Kauf. Ein nagelneues gab`s für rund 735 Euro.
Ob kurz oder lang: Mieten kommt zumeist viel teurer als Kaufen. Käufer neuer Ware schützt bei Problemen zudem die zweijährige gesetzliche Gewährleistung. Das heißt: Der Verkäufer muss in der Regel reparieren, umtauschen oder - wenn beides nicht klappt - das Geld zurückzahlen. Oftmals steht auch der Hersteller mit einer Garantie parat.
Grover möchte bei einem Schaden dagegen lieber Halbe-halbe machen: Die Firma feiert ihre „50 % Reparaturbeteiligung“ wie eine La Ola. Doch damit kann das geplante Mietbudget schnell explodieren - im Extremfall je nach Gerätepreis auch um 1000 Euro. Konkurrent Otto now verspricht immerhin: „Reparatur und Austausch sind im Mietpreis inklusive.“
Keinesfalls zuraten kann die Verbraucherzentrale der Mediamarkt-Aufforderung „Einfach alles zur WM mieten“. Denn wer das auch nur ansatzweise ernst nimmt, schießt auf seinem Girokonto ein teures Eigentor.
Zudem droht bei diesem Konsummodell die Schuldenfalle. Bei vielen Mietverträgen mit unterschiedlichen Abbuchungssummen und Laufzeiten kann schnell der Überblick verloren gehen. Die scheinbar überschaubaren Monatssummen pro Gerät türmen sich über lang zu horrenden Beträgen. So mancher wird daher nach einer extensiven WM-Miete mit Blick aufs Konto stöhnen: „Ich habe fertig!“