Verbraucherinformation geht in die Quartiere: Neues Projekt zur aufsuchenden Verbraucherarbeit
Mit Informationen zum Kauf von Produkten und der Nutzung von Dienstleistungen ist die Verbraucherzentrale NRW ab sofort im Bonner Stadtteil Neu-Tannenbusch mobil unterwegs.
Telefonieren für 9,95 Euro im Monat, kostenloses Handy und 10 Euro Startguthaben inklusive: Wo lauert bei einem solchen Angebot die mögliche Kostenfalle? Braucht man fürs Telefonieren und Surfen überhaupt einen festen Vertrag? Was tun, wenn das mobile Gerät nach fünf Monaten seinen dienstbaren Geist aufgibt? Mit Informationen zum Kauf von Produkten und der Nutzung von Dienstleistungen ist die Verbraucherzentrale NRW ab sofort im Bonner Stadtteil Neu-Tannenbusch mobil unterwegs. Die beiden Mitarbeiterinnen des Projekts "Verbraucherinformation geht in die Quartiere" suchen dort gezielt besonders informations- und schutzbedürftige Menschen auf. Im Gepäck haben sie grundlegende Informationen zur Bewältigung von täglichen Verbraucherproblemen: Vom "Nein" zu einem aufdringlichen Werbegespräch an der Haustür oder am Telefon, übers kundige Lesen von Kleingedrucktem bis hin zur Kündigung von unliebsamen Verträgen übersetzen die Mitarbeiterinnen der Verbraucherzentrale komplizierte und komplexe Sachverhalte in eine leicht verständliche Sprache und weisen Ratsuchenden einen Weg zu möglichen Problemlösungen.
Dazu der Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Ulrich Kelber: "Der Gang in die Quartiere hilft Verbraucherinnen und Verbraucher, die aus welchen Gründen auch immer den Weg in eine Beratungsstelle der Verbraucherzentralen bislang nicht finden. Das niedrigschwellige Angebot ebnet einen leichten Zugang zu dringend benötigter Verbraucherinformation und weiterführender Hilfe."
Gefangen in unnötigen, zu teuren und nachteiligen Verträgen, über den Tisch gezogen bei Verkaufsgesprächen im Wohnzimmer oder vorm Supermarkt eine wachsende Zahl von Menschen in unserer Gesellschaft, die über ein schmales Budget und oft auch nur über ein geringes Maß an Bildung verfügen, haben als Konsumenten oftmals das Nachsehen: Sie kennen ihre Verbraucherrechte nicht, übersehen das Kleingedruckte in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen und können ihre Wünsche und Ansprüche oft nicht richtig artikulieren. Unseriöse Anbieter haben bei dieser Verbrauchergruppe ein leichtes Spiel und gehen deshalb gezielt in sozial benachteiligten Milieus auf Kundenfang. Doch Abzocke und Fehlentscheidungen im Verbraucheralltag wiegen in einkommensarmen Haushalten doppelt schwer und sind von Betroffenen allein oftmals nicht zu bewältigen.
"Aufklärung und Anleitung zur Selbsthilfe sind dringend gefragt, damit von vornherein benachteiligte Verbraucherinnen und Verbraucher mit der Durchsetzung ihrer Ansprüche und Wünsche in der immer komplexer werdenden Konsum- und Warenwelt nicht auf der Strecke bleiben", betont NRW-Verbraucherzentralenvorstand Wolfgang Schuldzinski: "Dies gelingt am ehesten, wenn Menschen räumlich an den Stellen und mental auf den Ebenen angesprochen werden, an denen sie sind."
Um möglichst viele Menschen dort zu treffen, wo sie sich im Alltag gerne aufhalten, haben die beiden Projektmitarbeiterinnen Nadia Lakhloufi und Isabelle Hirschmann bereits im Vorfeld intensive Kontakte zu den vorhandenen Begegnungsstätten, Jugend- und Senioreneinrichtungen, Schulen, Vereinsheimen und kirchlichen Gemeindezentren in Neu-Tannenbusch geknüpft. In den Einrichtungen wurden sie mit ihrem neuen Zugangskonzept gleichermaßen von den Besuchern und Mitarbeitern mit offenen Armen empfangen.
Ihre rechtlichen Informationen und leicht verständlichen Antworten auf viele Fragen aus dem Verbraucheralltag sind eine sinnvolle Ergänzung der bisherigen Betreuungs- und Bildungsarbeit, wie das Beispiel beim Bildungswerk InterKultur auf der Oppelner Straße zeigt. Sobald die Sprachschüler aus anderen Ländern dort mit der deutschen Sprache ein wenig vertraut sind, werden sie von den beiden Verbraucherschützerinnen an die Regeln rund ums Einkaufen und Reklamieren herangeführt. Als weitere Etappe steht dann ab März ein Besuch im Eltern-Café des Montessori-Kinderhauses auf dem Programm. Des Weiteren werden die beiden Quartiergängerinnen in der Seniorenbegegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt die Besucher mit Tricks und Tipps rund um windige Geschäfte an der Haustür, Kaffeefahrten und Verträgen vertraut machen.
Das Projekt "Verbraucherinformation geht in die Quartiere" wird mit finanzieller Förderung des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz bis Ende 2017 von der Verbraucherzentrale NRW in Bonn sowie von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt in Halle durchgeführt.