Smart Meter im Alltag – Tagung diskutiert Chancen und Risiken
Verbraucherschutz bleibt im Zwangs-Rollout wachsam
Was bringt die Intelligenz im Zählerkasten? Welche Rolle „Smart Meter im Verbraucheralltag“ spielen, war am Freitag Leitfrage der gleichnamigen Fachtagung der Verbraucherzentale NRW in Düsseldorf. Im Fokus der Veranstaltung mit rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern standen Beiträge über praktischen Nutzen, Kosten, klimarelevante Effekte, Sicherheit und Marktbedeutung der intelligenten Messsysteme. Perspektiven aus Politik und Wissenschaft kamen dabei ebenso zur Sprache wie Stimmen aus Wirtschaft, Regulierung und natürlich Verbraucherschutz.
„Intelligente Messsysteme halten Einzug in die privaten Zählerkästen: Echtzeitdaten, Flexibilität beim Strombezug, Transparenz beim Energieverbrauch und neue Möglichkeiten im Smart Home – der digitale Energiemarkt bringt neue Chancen für die Verbraucherinnen und Verbraucher mit sich“, sagte Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im NRW-Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz. „Entscheidend für die Akzeptanz der 'smarten' Welt ist, dass persönliche Daten vor Missbrauch geschützt sind und Verbraucher selbst entscheiden können, ob und wie sie mitmachen. Anbieter und Messstellenbetreiber stehen in der Pflicht, für umfassenden Schutz und Sicherheit zu sorgen. Wir können den Verbraucherinnen und Verbrauchern den Weg in die digitale Energiewelt ebnen, indem wir sie anhand gezielter Beratungsangebote über den Nutzen, Mehrwert aber auch die Risiken smarter Energietechnologien aufklären.“
Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, machte in der Kosten-Nutzen-Bilanz derzeit noch eine Schlagseite aus. „Smart Meter kosten Geld und können Daten sammeln – deshalb fragen wir als Verbraucherschützer, welcher Nutzen dem gegenüber steht. Wir sehen durchaus Vorteile und Chancen, für Prosumer etwa, für Peer-to-peer-Stromgeschäfte oder die intelligente Ladung von Elektroautos. Smart Meter gehören zum Energiesystem der Zukunft“, betonte er. „Bislang aber haben die meisten Haushalte nichts von intelligenten Messsystemen.“ Eine mögliche Energieeinsparung durch Transparenz wiege Kosten und Risiken nicht auf. „Umso ärgerlicher ist es, wenn jetzt schon bei der Vorstufe, beim Einbau moderner Messeinrichtungen, mancherorts die Ankündigungsfrist nicht eingehalten wird. Ein Zwangs-Rollout, der sich nicht an die eigenen Regeln hält, ist keine vertrauensbildende Maßnahme für die Digitalisierung der Energiewende. Hier bleiben wir wachsam.“
Weitere Impulse gaben unter anderem Prof. Dr. Thorsten Schneiders von der Technischen Hochschule Köln mit einem Vortrag zur Frage „Wie viel Digitalisierung brauchen Verbraucher?“ und Prof. Dr. Ulrich Greveler von der Hochschule Rhein-Waal zur Sicherheit und Verbraucherfreundlichkeit der Technik. Die Sicht der Bundesnetzagentur zum Datenschutz im Messstellenbetriebsgesetz kam ebenfalls zur Sprache, und verschiedene Hersteller berichteten über Marktchancen und Geschäftsmodelle, die mit den intelligenten Messsystemen aufkommen.
Die Veranstaltung fand statt im Rahmen des EU- und landesgeförderten Projekts „Energie2020 – Der Verbraucheralltag wird digital“ der Verbraucherzentrale NRW.
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