Fürs Klima spenden und CO2 kompensieren – so geht’s richtig!

Stand:
Der Klimakrise zu begegnen, ist aktuell eine der wichtigsten und drängendsten Aufgaben der Menschheit. Spendengelder fließen derzeit jedoch nur zu einem geringen Teil in den Klimaschutz. Wir erklären in ausführlicher Form die Unterschiede zwischen Spenden und Kompensationen und erläutern verschiedene Möglichkeiten, finanziell zum Klimaschutz beizutragen.
Erde vom Weltraum aus gesehen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Generell fließt weltweit zu wenig Geld in den Klimaschutz. Freiwillige finanzielle Beiträge sind daher eine wichtige Ergänzung zu staatlichen Maßnahmen.
  • Die Kompensation von CO2 stand in den letzten Jahren berechtigterweise in der Kritik, da auf den Kohlenstoffmärkten viele wertlose Zertifikate ohne Klimawirkung gehandelt werden. Werden strenge Qualitätskriterien und das Prinzip „Vermeidung und Reduktion vor Kompensation“ eingehalten, kann eine Kompensation jedoch sinnvoll sein.
  • Über Spenden können Sie Klimaschutzprojekte und Organisationen unterstützen, die sich politisch für Klimaschutz einsetzen.
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Klimaschutz ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Insbesondere die Regierungen weltweit tragen hier eine große Verantwortung, denn ihre Aufgabe ist es, die richtigen Rahmenbedingungen für Klimaschutz zu setzen. Die Wirtschaft steht vor der Aufgabe, umwelt- und klimafreundlicher zu produzieren. Auch wenn wir als Verbraucher:innen nicht die ganz großen Hebel in der Hand haben, können wir doch konkrete Beiträge leisten, zum Beispiel durch die Bevorzugung von Bahn und Bus gegenüber Auto und Flugzeug, durch eine pflanzenbasierte Ernährung oder durch Energiesparmaßnahmen im Haushalt.

Wer darüber hinaus etwas tun möchte, kann entweder selbst aktiv werden – oder einen finanziellen Beitrag leisten. Während 76 Prozent des gesamten Spendenaufkommens in Deutschland im Jahr 2022 auf die humanitäre Hilfe entfielen, kamen dem gesamten Bereich Natur- und Umweltschutz nur 3,4 Prozent zugute. Spenden für den Klimaschutz machen bisher also nur einen kleinen Teil der freiwilligen Zahlungen aus. Klimaschutz ist als präventive Maßnahme jedoch nicht weniger wichtig als humanitäre Hilfe – denn durch ihn kann zukünftigen humanitären Notlagen durch zu erwartende Dürren, Fluten und Brände vorgebeugt werden, die mit dem Klimawandel einhergehen.  

Inzwischen gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, finanziell zum Klimaschutz beizutragen. Verschiedene Organisationen verfolgen jeweils ihren eigenen Ansatz. Wir zeigen im Folgenden Wege auf, wie Sie eigene Emissionen kompensieren und wie Sie Klimaschutz durch Spenden unterstützen können.

Spenden oder kompensieren?

Manche Anbieter werben damit, dass sich die eigenen CO2-Emissionen durch Geldzahlungen an Klimaschutzprojekte „kompensieren“ lassen – andere reden dagegen von einer „Spende“ oder von „Unterstützung für Klimaschutz“. Dahinter stehen unterschiedliche Ansätze:

Hinter der CO2-Kompensation steht der Gedanke des Verursacherprinzips. Staaten, Unternehmen oder Einzelpersonen sollen entsprechend der Höhe ihrer CO2-Emissionen Zahlungen für Klimaschutzprojekte leisten und so Verantwortung für die von ihnen mit verursachten Auswirkungen auf das Klima übernehmen. Um Emissionen zu kompensieren, werden mithilfe eines Rechners individuelle CO2-Bilanzen sowie die zum Ausgleich notwendige Höhe der Zahlungen ermittelt. Möglich wurde dies durch einen internationalen Handel mit Minderungszertifikaten. Dafür wird die Menge an CO2-Einsparungen, die ein Klimaschutzprojekt bewirkt hat, in einer Datenbank festgehalten – und wieder gelöscht, wenn jemand Zertifikate zum Ausgleich eigener Emissionen kauft. CO2-Kompensation ist zudem mit dem Anspruch verbunden, dass die CO2-Reduktionen durch die Klimaschutzprojekte ein adäquater Ersatz sein müssen für CO2-Reduktionen, welche die Staaten, Unternehmen oder Einzelpersonen alternativ selbst erbracht hätten. Um dem gerecht zu werden, müssen Kompensations-Zertifikate besonders strengen Qualitätskriterien genügen, wie zum Beispiel eine strikte Vermeidung von Doppelzählungen (siehe unten).

Das Spenden folgt dagegen einer anderen Denkweise: Hier geht es vor allem darum, je nach eigenen finanziellen Möglichkeiten einen freiwilligen Beitrag zu einer guten Sache zu leisten. Während beim Kompensieren die eigene Emissionsbilanz die Höhe der notwendigen Zahlung bestimmt, gilt beim Spenden der soziale Gedanke: Wer mehr hat, kann auch mehr zum Gemeinwohl beitragen. Letztlich muss beim Spenden aber individuell entschieden werden, wie viel man geben möchte. Beim Spenden wird nicht der Anspruch erhoben, eigene Emissionen auszugleichen; es wird lediglich ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet, ohne das Ausmaß dieses Beitrags zu berechnen.

Mit dem Start neuer Regelungen im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens im Jahr 2021 sind neue Unklarheiten darüber entstanden, wer sich Einsparungen aus Klimaschutzprojekten anrechnen darf. Da inzwischen alle Länder über eigene Klimaziele verfügen, müssen Projektentwickler nun vertragliche Abmachungen (so genannte „Corresponding Adjustments“) mit den Ländern treffen, in denen sie Projekte umsetzen. Dadurch sollen Doppelzählungen ausgeschlossen werden. Somit sollten nur noch Zertifikate mit entsprechenden Vereinbarungen für den CO2-Ausgleich verwendet werden. Auf dieses Modell setzt beispielsweise der Anbieter atmosfair. Andere Anbieter wie etwa myclimate haben sich dagegen vom Kompensations-Ansatz verabschiedet und werben nun mit Aussagen wie „Unterstützen Sie Klimaschutz!“. Dahinter steht das alternative Modell eines „Finanzierungsbeitrags“ (engl. „Contribution Claim“). Damit können sich Verbraucher:innen am globalen Klimaschutz beteiligen – ohne sich Emissionsreduktionen auf die eigene Klimabilanz anzurechnen und ohne sich „klimaneutral“ zu nennen. Hierbei handelt es sich letztlich um eine Spende.

Die CO2-Kompensation steht seit langem in der Kritik, weil sie Gefahr läuft, falsche Anreize zu setzen und als „Ablass-Handel“ missbraucht zu werden, mit dem man sich billig das Label „klimaneutral“ erkaufen kann. Werden strenge Qualitätskriterien erfüllt und das Prinzip „Reduktion und Vermeidung vor Kompensation“ beachtet, ist Kompensation aber als positiv zu sehen, da die Verursacher von Emissionen freiwillig finanzielle Verantwortung übernehmen. Während Kompensationen immer durch Projekte erfolgen müssen, durch die CO2 eingespart oder gespeichert wird, können via Spende auch der politische Einsatz für mehr Klimaschutz oder die Forschung zu neuen Klimaschutz-Technologien unterstützt werden. Derart eingesetzte Gelder dienen zwar nicht direkt der Minderung von Emissionen im Hier und Jetzt, sind aber zentral für den mittel- bis langfristigen Klimaschutz und den Wandel zu einer insgesamt nachhaltigen Gesellschaft.

Welche Möglichkeiten gibt es, um für Klimaschutz zu spenden bzw. Emissionen zu kompensieren?

Wenn Sie finanziell etwas für den Klimaschutz tun möchten, haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Wir stellen im Folgenden unterschiedliche Ansätze im freiwillig finanzierten Klimaschutz dar. Wir empfehlen eine Option zu wählen, die Sie inhaltlich überzeugt und die zu Ihren persönlichen Werten passt.

1. Klimaschutzprojekte

Klimaschutzprojekte setzen praktische Maßnahmen um, um lokal den CO2-Ausstoß zu verringern und zu vermeiden. Die Bandbreite ist groß und umfasst Waldschutz- und Aufforstungsprojekte, die Verteilung effizienter Kochöfen, um Feuerholz einzusparen, Kleinbiogasanlagen für Privathaushalte, aber auch größere erneuerbare Energie-Projekte. Die meisten dieser Projekte werden im globalen Süden durchgeführt und auf CO2-Zertifikate verrechnet, die auf internationalen Märkten zur Kompensation zum Beispiel  von Flügen verkauft werden. An die Projekte kann aber auch gespendet werden (siehe oben). Wird ein Anspruch auf Kompensation erhoben, müssen eine Reihe von strengen Qualitätskriterien erfüllt werden: Wichtig ist zunächst, dass durch die Projekte tatsächlich zusätzlicher Klimaschutz entsteht. Das ist nur dann der Fall, wenn der Verkauf von Zertifikaten eine maßgebliche Einnahmequelle ist und das jeweilige Projekt sich ohne diese Einnahmen nicht rechnen würde. Darüber hinaus müssen die Berechnungsgrundlagen zuverlässig und methodisch sauber sein, die erzielten CO2-Einsparungen müssen dauerhaft und unumkehrbar sein und es muss sichergestellt werden, dass es nicht zu Doppelzählungen kommen kann. Die Qualität von Minderungszertifikaten im Einzelnen zu beurteilen, ist für Verbraucher:innen schwierig und erfordert umfangreiche Vorkenntnisse. Einen Anhaltspunkt bieten die Factsheets der unabhängigen Carbon Credit Quality Initiative (CCQI), in denen Vorteile und Risiken zu verschiedenen Typen von Klimaschutzprojekten beschrieben sind. Die wichtigsten Ergebnisse fasst die nachfolgende Tabelle zusammen:

Projekttyp

Bewertung

Windkraftanlagen

+ Wichtiger Ansatz zur Erreichung globaler Klimaneutralität

- Risiko, dass kein zusätzlicher Klimaschutz geleistet wird

Solarstrom

+ Wichtiger Ansatz zur Erreichung globaler Klimaneutralität

- Risiko, dass kein zusätzlicher Klimaschutz geleistet wird

- CO2-Einsparungen werden im Mittel vermutlich um 10 bis 30 % überschätzt

Energetische Verwertung von Deponiegas

+ die Verwertung von Deponiegas ist sinnvoll und wichtig für eine klimaneutrale Gesellschaft

- CO2-Einsparungen werden im Mittel vermutlich um 10 bis 30% überschätzt oder die Abschätzungen sind mit hoher Unsicherheit belastet

Kleinbiogasanlagen

+ Zusatznutzen für die lokale Bevölkerung (zuverlässige Energieversorgung, Herstellung von organischem Dünger)

- CO2-Einsparungen werden oft überschätzt

Etablierung eines natürlichen Waldbestandes

+ Wälder speichern CO2; Aufforstung ist ein wichtiger Ansatz für die Erreichung globaler Klimaneutralität

- Risiko, dass erzielte Einsparungen nicht dauerhaft sind

 

Ob letztendlich ein positiver Beitrag geleistet wird, ist stark von der konkreten Ausgestaltung des Projekts abhängig

Effiziente Kochöfen

+ Zusatznutzen für die lokale Bevölkerung (Verringerung von Brennstoffkosten, Verbesserung der Luftqualität)

- CO2-Einsparungen werden oft überschätzt

- Risiko, dass Einsparungen nicht dauerhaft sind

Klimaschutzprojekte sind in der jüngeren Vergangenheit aus berechtigten Gründen stark in die Kritik geraten. Denn auf dem Kohlenstoffmarkt gibt es tatsächlich eine Vielzahl wertloser Zertifikate, die im großen Stil von Unternehmen genutzt wurden, um sich als „klimaneutral“ darzustellen. Diese Kritik sollte aber nicht verallgemeinert werden, denn grundsätzlich lassen sich durch gut gemachte Klimaschutzprojekte CO2-Emissionen einsparen. Bei Organisationen, die Spenden und Kompensationen für private Verbraucher:innen vermitteln, nimmt die Verbraucherzentrale NRW große Bemühungen um eine sorgfältige Projektauswahl und Qualitätssicherung wahr. Auch sehen wir bei diesen Organisationen geringere Anreize zum Greenwashing als bei (Groß-)Unternehmen, die auch aus Marketing- und Imagegründen kompensieren und die ein hohes Interesse an Kosteneinsparungen haben. Spenden an bzw. CO2-Kompensationen durch Klimaschutzprojekte sind über folgende Anbieter möglich:

  • Atmosfair bietet Kompensationen zum Preis von 23 Euro/Tonne CO2 an und hat vor allem Projekte in den Bereichen Effiziente Kochöfen, Solarenergie und Biogas im Angebot. Positiv ist zu bewerten, dass der Anbieter umfangreiche Informationen gibt, in welchen Fällen eine Kompensation sinnvoll ist und in welchen Fällen besser andere Wege wie die Vermeidung von Emissionen beschritten werden sollten. Gut ist auch, dass bei der Kompensation von Flügen nicht nur die Emissionen durch Kerosinverbrennung, sondern viele weitere Faktoren wie etwa Stickoxide, Ozon und Partikel einberechnet werden. Besonders hervorzuheben ist, dass atmosfair – als unseres Wissens einziger Anbieter im deutschsprachigen Raum – mit „Corresponding Adjustments“ arbeitet. Durch Vereinbarungen mit den Gastländern der Klimaschutzprojekte wird sichergestellt, dass eine Doppelanrechnung durch das Gastland ausgeschlossen wird. Aufgrund des breiten Portfolios und der umfangreichen Maßnahmen zur Qualitätssicherung empfehlen wir atmosfair für Verbraucher:innen, die ihre CO2-Emissionen kompensieren möchten.
  • ForTomorrow bietet Kompensationen durch die Aufforstung von Mischwäldern in Deutschland zum Preis von 43 Euro/Tonne CO2 an. Der Anbieter argumentiert, dass die Rahmenbedingungen für den Waldschutz in Deutschland deutlich besser seien als in Ländern des globalen Südens – damit sei das Risiko geringer, dass Einsparungen aus den Aufforstungen durch Brände oder Rodungen wieder verloren gehen. Der Ansatz ist richtig und wichtig für den Klimaschutz. Kritisch sehen wir allerdings, dass ForTomorrow mit dem Versprechen „CO2-Kompensation“ wirbt, obwohl ein „Contribution Claim“-Ansatz verfolgt wird. Die durch die Aufforstungen erzielten Klimaleistungen werden pauschal auf die nationalen Klimaziele der Deutschen Bundesregierung angerechnet. Wenn Verbraucher:innen diese Zertifikate zu Kompensationszwecken nutzen, kommt es daher zu einer Doppelbeanspruchung. Zur Kompensation eignet sich dieser Ansatz unseres Erachtens nicht – eine  Bewerbung als „Unterstützungsleistung für Klimaschutz“ wäre die korrekte Aussage.
  • Auch PrimaKlima bietet die Möglichkeit, an Mischwald-Aufforstungsprojekte zu spenden – in Deutschland, Nicaragua und Uganda. Zudem sind Kompensationen zum Preis von 22 Euro/Tonne CO2 durch Zertifikate aus dem Projekt in Uganda möglich. Im Gegensatz zum Vorgehen von ForTomorrow kann an die Wald-Projekte von PrimaKlima in Deutschland nur gespendet werden – sie werden nicht zur Kompensation genutzt, da sie bereits auf die Klimaziele der deutschen Bundesregierung angerechnet werden. Dies halten wir für die richtige und redliche Kommunikation. Für Spenden an und Kompensationen über Aufforstung empfehlen wir PrimaKlima.  
  • Klimakollekte bietet Kompensationen zum Preis von 25 Euro/Tonne CO2 an, der Preis beinhaltet 2 Euro Spenden, die an einen Bildungs- und einen Zukunftsfonds fließen. Klimakollekte setzt vorwiegend auf die Verteilung effizienter Kochöfen in Ländern des globalen Südens, zudem gibt es einige Biogas-Projekte. Alle Projekte sind nach dem „Gold Standard“ zertifiziert.
  • myclimate bietet keine CO2-Kompensationen mehr an und wirbt nun mit dem Slogan „Unterstützen Sie Klimaschutz!“ um Spenden für Klimaschutzprojekte. Damit hat myclimate auf kritische Studien und Medienberichte reagiert, die die Qualität von Zertifikaten auf dem freiwilligen Markt für Kohlenstoff in Zweifel gezogen haben. myclimate folgt damit dem „Contribution Claim“-Ansatz und reklamiert somit lediglich, dass via Spende Beiträge zu Klimaschutzprojekten geleistet werden. Allerdings wird nach wie vor ein CO2-Rechner angeboten, mit dem die Spenden-Höhe in Abhängigkeit zu den eigenen Emissionen bestimmt werden kann. myclimate hat ein sehr breit aufgestelltes Portfolio mit Projekten unter anderem in den Bereichen Abfallmanagement, Biogas, Biomasse, Effiziente Kocher, Waldschutz und Aufforstung sowie Solarenergie.
  • Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bietet Moorpatenschaften an, mit denen die Renaturierung geschädigter Moore und der Schutz und Erhalt intakter Moore finanziert wird. Die Renaturierung von Mooren bindet CO2 und hat daher eine positive Klimaschutzwirkung. An die Projekte kann gespendet werden, Kompensationsleistungen werden nicht angeboten.
2. Politisch-rechtlicher Einsatz für Klimaschutz

Für Klimaschutz braucht es die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Zivilgesellschaftliche Organisationen setzen sich dafür ein, dass diese geschaffen werden. Durch ihre Kommunikation bilden sie ein wichtiges Gegenwicht zu den Interessen, die Industrien und Wirtschaftszweigen formulieren, die auf fossile Energie setzen. Die Mittel politischer Arbeit für den Klimaschutz sind vielfältig: Kampagnen, Organisation gewaltfreier öffentlicher Proteste, Lobbying-Gespräche mit Entscheidungsträger:innen, Recherchen und Studien, die Entwicklung von konkreten Gesetzesvorlagen und die Unterstützung von juristischen Klagen für mehr Klimaschutz gehören zu den üblichen Maßnahmen. Im Gegensatz zu den Klimaschutzprojekten (siehe oben) werden dadurch zwar keine aktuellen  CO2-Einsparungen erzielt. Doch bei Erfolg können die langfristigen Hebelwirkungen dafür umso größer sein – denn durch allgemeine Regelungen wird eine Vielzahl gesellschaftlicher Akteure zu klimafreundlichem Handeln angehalten.

In vielen Fällen bündeln verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen ihre Kräfte und arbeiten gemeinsam, um politische Ziele im Klimaschutz zu erreichen. Ein großer Erfolg wurde etwa 2021 mit einer Gruppe junger Kläger:innen erreicht, die – unterstützt durch ein breites Bündnis von zivilgesellschaftlichen Organisationen – vor dem Bundesverfassungsgericht das Recht auf Generationengerechtigkeit einklagten. Das Gericht urteilte, dass der Staat laut Grundgesetz dazu verpflichtet ist, alles Notwendige zu tun, damit heutige und insbesondere künftige Generationen ein „Recht auf [eine lebenswerte] Zukunft“ haben. Die Bundesregierung wurde verpflichtet, ihr Klimaschutzgesetz zu überarbeiten und bis 2030 weitere Schritte umzusetzen.

Hier finden Sie Hinweise, wie Sie seriöse Spendenorganisationen erkennen.

3. Umgestaltung zur nachhaltigen Gesellschaft fördern

Einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen ClimateFair und die dahinterstehende Klimaschutz +-Stiftung in Kooperation mit dem Klimabündnis der europäischen Städte. Mit ClimateFair können Verbraucher:innen die Umweltfolgekosten noch nicht vermeidbarer Treibhausgas-Emissionen von Mobilität berechnen und Verantwortung für diese übernehmen, indem sie den Aufbau gemeinschaftlicher lokaler Klimaschutzfonds unterstützt, die die Energiewende und die nachhaltige Entwicklung vor Ort voranbringen. Alle Teilhaber:innen der lokalen Fonds können selbst lokale Projekte zur Förderung vorschlagen und sich jährlich an der Wahl der Förderprojekte beteiligen. Im ersten Schritt werden die Mittel der lokalen Fonds für erneuerbare Energie-Anlagen vor Ort eingesetzt, zum Beispielwerden Solaranlagen auf Kindergärtendächern oder Gemeindehäusern installiert. Alle Anlagen sind als solidarisches Gemeingut gestaltet, indem im zweiten Schritt alle Erträge sowie 5 Prozent der Fondsmittel jährlich zur Förderung gemeinnütziger Nachhaltigkeitsprojekte lokaler Initiativen ausgeschüttet werden. Durch dieses Modell sollen alle Menschen in der jeweiligen Kommune und deren Partnerkommunen im globalen Süden profitieren. Mit diesem anspruchsvollen Vorgehen wird modellhaft erprobt, wie eine gemeinwohlorientierte Wirtschaft in einer nachhaltigen Gesellschaft aussehen kann.

Wir empfehlen eine Spende an ClimateFair für Verbraucher:innen, die Wert auf einen ganzheitlichen, regionalen und partizipativen Ansatz im Klimaschutz legen.

4. Stilllegung von Zertifikaten des Europäischen Emissionshandels

Einen alternativen Kompensations-Ansatz verfolgen die Organisationen Compensators und ForTomorrow. Über sie können Emissionsrechte aus dem Europäischen Emissionshandel aufgekauft werden, die anschließend stillgelegt werden. Damit werden die am Markt verfügbaren CO2-Zertifikate verknappt, was in der Folge zu Preissteigerungen führen und emissionsarme Technologien wettbewerbsfähiger machen soll. Die Preise für die Kompensation einer Tonne CO2-Einsparung schwanken dabei mit den Marktpreisen im Emissionshandel und lagen im Januar 2024 bei 86 Euro/Tonne CO2 (Compensators) bzw. 121 Euro/Tonne CO2. Die mittlerweile relativ hohen Preise für Emissionsrechte deuten darauf hin, dass der europäische Emissionshandel inzwischen gut funktioniert.

Im Unterschied zu den meisten Klimaschutzprojekten, die in der Regel im globalen Süden durchgeführt werden, zielt die Kompensation durch den Emissionshandel auf große europäische Unternehmen im Energiesektor, in energieintensiven Industrien und im Luftverkehr. Emissionen werden somit direkt bei den Großverursachern vermieden. Allerdings gibt es dazu auch kritische Stimmen: Der Emissionshandel-Experte Achim Wambach vom Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sieht den Nutzen als begrenzt an, zusätzlichen Druck genau auf diejenigen Industriebereiche auszuüben, die ohnehin schon ambitionierten Regulierungen unterliegen. Sinnvoller sei es, in Bereichen für weniger Emissionen zu sorgen, die noch nicht reguliert seien, wie zum Beispiel  im Autoverkehr. Andere Experten bezweifeln, ob die relativ geringen Mengen an jährlich stillgelegten CO2-Zertifikaten tatsächlich eine nennenswerte Lenkungswirkung hin zu emissionsarmen Technologien entfalten können.

5. Förderung neuer Technologien

Der mittlerweile weltweiten Bewegung des sogenannten „Effektiven Altruismus“ geht es darum, Geld gezielt dort einzusetzen, wo es mittel- bis langfristig die größte Hebelwirkung entfalten kann. Expert:innen entwickeln hierzu theoretische Überlegungen (sogenannte „theories of change“). Zudem werden Evaluationen und Studien zur Effektivität von Hilfsprojekten herangezogen – die Spendengelder werden dann gezielt in Projekte investiert, die den Studien zufolge die jeweiligen Probleme am effektivsten angehen. Besonders wirkungsvoll ist es Fachleuten zufolge, Gelder in Handlungsbereichen einzusetzen, in denen einerseits große Hebelwirkungen erzielt werden können, in die andererseits jedoch bisher noch eher wenig Geld investiert wird. Denn gerade dort sei die Wahrscheinlichkeit am größten, einen zusätzlichen Nutzen zu erzielen – jenseits dessen, was auch ohne den Einsatz von Spendengeldern schon geschieht. Die Gutachten empfehlen insbesondere Investitionen in die Förderung neuer Technologien im Frühstadium wie beispielsweise die Abscheidung und Speicherung von CO2 aus Industrieanlagen („Carbon Capture and Storage“, CCS), die Filterung von CO2 aus der Luft („Direct Air Carbon Capture and Storage“, DACCS), die CO2-freie Herstellung von Zement, Stahl und Flugbenzin oder in neue Generationen von Kernreaktoren.

Effektiv spenden ist ein deutscher Ableger der mittlerweile weltweiten Bewegung des „effektiven Altruismus“. Die Organisation hat einen Spendenfonds eingerichtet, der Gelder an Organisationen wie zum Beispiel Future Cleanteach Architects, Clean Air Task Force oder Carbon 180 weitergibt. Diese Organisationen machen politisches Lobbying unter anderem für die oben genannten Technologien und initiieren Netzwerke für Forschung und Entwicklung.

Kritisch sieht die Verbraucherzentrale NRW, dass einige der Technologien, für die über den Spendenfonds lobbyiert wird – wie CCS oder Kleinst-Atomreaktoren – umstritten sind und Umwelt- und Sicherheitsrisiken mit sich bringen. Die tatsächlich erzielbaren Erfolge sind aufgrund des frühen Entwicklungsstadiums bei vielen der genannten Technologien noch ungewiss. Zudem sehen wir die Gefahr, dass die Aussicht, CO2 zukünftig womöglich einfangen und speichern zu können, von Vertretern der Öl-, Kohle- und Gasindustrie als Legitimation genutzt werden kann, um weiterhin fossile Brennstoffe zu fördern und zu verbrennen. Ob diese Form des Spendens daher tatsächlich so effektiv für den Klimaschutz ist wie beworben, darf bezweifelt werden.

Fazit

  • Klimaschutz ist eine der größten aktuellen Herausforderungen für die Menschheit – freiwillige finanzielle Beiträge helfen dabei, dringend erforderliche Maßnahmen umzusetzen.
  • Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, für Klimaschutz zu spenden oder CO2-Emissionen zu kompensieren. Dazu gehören Klimaschutzprojekte, die bereits heute CO2-Emissionen vermeiden, aber auch die Unterstützung des politischen Einsatzes für mehr Klimaschutz oder Investitionen in innovative Klimaschutztechnologien. Wir empfehlen, über eine Organisation zu spenden, deren Ansatz Sie persönlich überzeugt und der zu Ihren Werten passt.
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